Rheinische Post Krefeld Kempen
Strategien gegen den Durchhänger
Hausarbeiten gehören in vielen Uni-Fächern zum Alltag. Was Studierende tun können, wenn ihnen die Zeit davonläuft.
MÜNSTER Vor allem in den Geisteswissenschaften sind Studierende ab dem ersten Semester gefragt, Hausarbeiten zu diversen Fragestellungen zu verfassen. Doch in der Schule wird wissenschaftliches Schreiben nur in Ansätzen vermittelt, und so stehen viele dieser Aufgabe hilflos gegenüber. Oft hakt es bei der Themenfindung, man weiß gar nicht, wie man anfangen soll, und plötzlich hat man nur noch wenige Tage Zeit bis zur Abgabe. Felix Woitkowski, Germanist und an der Uni Münster Koordinator für die „Last-Minute-Hausarbeitswoche“, erklärt, wie man zu einem guten Ergebnis kommen kann.
Aktiv werden
Plötzlich etwas tun müssen, das einem niemand beigebracht hat, und für das es auch noch wichtige Noten gibt: Die Panik vieler Studierender vor der ersten Hausarbeit kann groß sein, so Felix Woitkowski. „Aber mit meinen Fragen kann ich ruhig auch auf die Dozenten zugehen. Wer aktiv ist und kommuniziert, dass es seine erste wissenschaftliche Arbeit ist, der wird auch Hilfe bekommen.“Die gibt es zudem an den meisten Hochschulen bei den so genannten Schreibzentren oder ähnlichen Einrichtungen. Dort gibt es Workshops zum richtigen Zitieren, zum Zeitmanagement oder zur Literaturrecherche. „Von den Fachschaften kann man sich außerdem Hausarbeiten besorgen, damit man überhaupt mal weiß, wie so etwas in meinem Fachbereich aussieht“, so der Experte.
Einen Plan machen
Studierende haben heute einen vollen Terminkalender. Sie müssen in den Semesterferien jobben, Praktika machen, mehrere Hausarbeiten schreiben, für Klausuren lernen. Oft hapert es laut Felix Woitkowski an der Selbstorganisation: „Während des Semesters folgen die Studierenden dem Stundenplan, doch in den Ferien muss eben alles selbst gemanagt werden. Es lohnt sich, einen Zeitplan anzulegen.“Darin sollte man aber unbedingt auch Freizeit und Sport unterbringen, denn Ruhepausen gehören dazu. Und: Genügend Puffer einplanen, gerade zum Ende hin. „Man sollte die Arbeit unbedingt von jemandem gegenlesen lassen. Denjenigen muss man rechtzeitig ansprechen und ihm dann auch Zeit zum Lesen geben“, so der Experte.
Eine Fragestellung finden
Eines der häufigsten Probleme bei Hausarbeiten: Der Schreiber weiß nicht, wo er hinwill.„Man muss eine Fragestellung finden und diese dann auch am besten mit dem Dozenten absprechen“, sagt Felix Woitkowski. Nur dann kann man auf diese Fragestellung hin nach Literatur suchen, eine Gliederung erstellen und auf die Beantwortung der Fragestellung hinschreiben.
Die Textmenge reduzieren
Die Literaturrecherche ist entscheidend für eine wissenschaftliche Arbeit. Ob diese in der Bibliothek oder online erfolgt, ist auch vom Fach abhängig. „Es gibt Fächer, wo schon viel digitalisiert ist“, sagt der Experte. „Aber man sollte in jedem Fall auch in der Bibliothek nach geeigneten Quellen suchen.“Das macht man am besten so: Einen ersten Überblick verschafft man sich, in dem man in der Bibliothek alle Bücher, die man für das Thema als passend erachtet, zusammenstellt, und sich dann mit Zettel und Stift daran macht, die Texte zu überfliegen. Anschließend behält man nur die Bücher, die wirklich zur Fragestellung passen. „Dann geht es darum, die Textmenge zu reduzieren: Dafür eignet sich zum Beispiel das Exzerpieren. Heißt, ich lese, und schreibe wichtige Aspekte heraus. Entweder als direktes Zitat, als indirekte Aussage oder meine eigenen Gedanken zu einer Stelle im Buch. Wichtig: Direkt auch die Seitenzahl notieren“, sagt Felix Woitkowski. So wird die Literaturmenge immer kleiner und man behandelt nur noch die Texte, die die Fragestellung der Arbeit beantworten.
Sich einen Arbeitsplatz schaffen Wenn in der WG das eigene Zimmer mit zu vielen Ablenkungen lockt oder es schlichtweg zu laut ist, lohnt es sich, nach einem alternativen Arbeitsplatz zu suchen. „Man schafft sich quasi eine Arbeitssituation, als würde man ins Büro gehen.“Dabei bräuchten manche Studierenden die Stille der Bibliothek, um konzen
triert schreiben zu können, andere könnten auch gut in einem Café arbeiten. „Wichtig ist, Privates und Arbeit zu trennen, und sich klar zu machen: Jetzt ist Arbeitszeit“, sagt der Experte.
Nicht alles auf einmal machen
Ein häufiges Problem beim Schreiben: Die eigenen Ansprüche sind zu hoch, vielleicht auch höher, als sie sein müssten. Ein erster Entwurf muss sprachlich nicht perfekt sein; und die Arbeit muss auch nicht unbedingt von vorn nach hinten chronologisch geschrieben werden. „Auch gleichzeitig zu lesen, zu schreiben und schon zu korrigieren ist zu viel und verlangsamt den Schreibprozess“, erklärt Felix Woitkowski.