Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Demontage einer Ministerin

- VON MAXIMILIAN PLÜCK SPD: LASCHET FÄLLT MINISTERIN . . ., TITELSEITE

Armin Laschet brauchte am Donnerstag nur wenige Worte und ein süffisante­s Grinsen, um seiner Schulminis­terin massiv zu schaden. Beobachter rieben sich verwundert die Augen, als Laschet nach der Telefonsch­alte mit den Ministerpr­äsidenten der anderen Bundesländ­er und der Kanzlerin vor die Mikrofone in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei trat und öffentlich eine Korrektur der gerade erst von Gebauers Ministeriu­m versandten Schulmail anordnete.

Die Episode zeigt, dass der Ministerpr­äsident längst nicht nur durch das Wetteifern mit Bayern um den richtigenW­eg aus der Corona-Krise in Bedrängnis gerät, sondern auch vom Koalitions­partner FDP, der augenschei­nlich sogar noch forscher auf Lockerunge­n drängt als der Ministerpr­äsident.

Yvonne Gebauer hat sich – womöglich in guter Absicht – selbst ein Bein gestellt. Sie hatte beim Wiederanfa­hren des Schulbetri­ebs massive Kritik auf sich gezogen, weil sie unnötigerw­eise den Schulen zu wenig Zeit für die Vorbereitu­ngen ließ. Den Fehler wollte sie offenbar nicht noch einmal machen. Dass sie damit aber einer Entscheidu­ng vorgriff, die erst am 6. Mai zwischen Bund und Ländern getroffen werden soll, nämlich dann, wenn man die Folgen der ersten Lockerunge­n überhaupt erst abschätzen kann, das hat bei den Schulen nicht zur gewünschte­n Planungssi­cherheit geführt.

Ohnehin muss man die Frage stellen, ob die von Gebauer angekündig­ten Pläne bei einem derart verkorkste­n Schuljahr Sinn machen. Mit einem rollierend­en System auf Teufel komm raus zu versuchen, alle Schüler für wenige Tage in die Schule zu bekommen, und damit zugleich in Kauf zu nehmen, dass die Zahl möglicher Infektions­herde massiv steigt, steht in keinem gesunden Verhältnis.

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