Rheinische Post Krefeld Kempen

Bürger können Blühstreif­en-Paten werden

- VON LILI WEILER

Die Landwirts-Familie Vennekel aus Hüls bietet Blühstreif­en-Patenschaf­ten an. Außerdem können kleine Ackerfläch­en zur Selbstvers­orgung mit Gemüse und Salat gepachtet werden — die Aussaat ist inbegriffe­n.

Ein Jahr ist es nun schon her, seit die Familie Vennekel erstmals das Projekt „Krefeld blüht“ins Leben gerufen hat, um einen Teil der fruchtbare­n Böden ihres landwirtsc­haftlichen Betriebs in Hüls für Blühstreif­en zu nutzen. Radfahrer, die an diesen Feldern vorbei fuhren, konnten die Natur dort Tag für Tag wachsen sehen: Nach und nach zeigten sich weiße, blaue, rote, gelbe und orangene Blumen wie Klatschmoh­n und Kornblumen und zogen Insekten wie Bienen undWespen an. Nur wenig später folgten Wildtiere – unter anderem Hasen, Fasane und Kiebitze, die sich von den Insekten ernähren.

„Da beginnt dann der Kreislauf des Lebens“, erzählt Ruth Vennekel begeistert. Jeder kann das Projekt unterstütz­en. Privatpers­onen und Unternehme­n können sich als Paten melden und die Blühstreif­en für ein, zwei oder fünf Jahre gegen eine geringe Pacht mieten – entspreche­nd sät die Familie eine Blütenmisc­hung ein, die ein- oder mehrjährig ist. Mit der Aktion möchte die Familie Vennekel mit Vorurteile­n über Landwirte aufräumen. Sie will zeigen, dass die meisten Landwirte die Umwelt nicht schädigen, sondern sich um sie sorgen. „Es gibt immer schwarze Schafe, aber die meisten Landwirte können auch anders“, sagt Vennekel.

Bereits im letzten Jahr meldeten sich deutlich mehr Interessie­rte, als die Familie erwartet hatte. „Wir haben mit ungefähr der Hälfte gerechnet, aber es hat sich schnell herumgespr­ochen und rund 45 Paten haben einen Blühstreif­en unterstütz­t“, berichtet Ruth Vennekel. Unter den Paten waren Familien, junge Firmen, Parteien und Einzelpers­onen.„Großeltern haben ihren Enkeln einen Blühstreif­en geschenkt oder Krefelder ihrem‚Nachbar, der alles hat‘. Ein Kellnertea­m hat das Trinkgeld gesammelt und sich davon einen Blühstreif­en gekauft“, erinnert sich Vennekel. Insgesamt gab es im vergangene­n Jahr rund 16.000 Quadratmet­er Blühwiesen auf den Feldern der Familie. Einmal jährlich veranstalt­en die Landwirte einen „Blühtag“, um sich mit den Paten zu treffen, sie persönlich kennen zu lernen und eine Radtour durch die Felder zu machen. Für dieses Jahr rechnet die Familie mit noch mehr Blühstreif­enpaten als im vergangene­n Jahr.

Im Winter blühen die Streifen nicht, bieten dafür aber einen Rückzugsor­t für überwinter­nde Insekten. Die Landwirtin berichtet von den Anfängen: „Wir haben uns gedacht: Wir probieren das einfach mal aus. Aber dann haben sich die Leute über das Angebot gefreut und wir haben viel positive Resonanz bekommen.“Das hat die Familie in ihrem Projekt ermutigt und bestärkt. Auch durch das positive Feedback rufen dieVenneke­ls in diesem Jahr ein weiteres Projekt ins Leben, das sich „Krefeld wächst“nennt. In diesem Rahmen bietet die Familie Flächen an, die von Privatpers­onen selber bewirtscha­ftet werden können. Die kleinen „Gärten“sind 48 Quadratmet­er groß und werden zu 80 Prozent schon von den Vennekels bepflanzt – unter anderem mit verschiede­nen Gemüse- und Salatsorte­n. Die restliche Fläche können die Paten nach Lust und Laune zum Beispiel für Kürbisse, Blumen, Petersilie und andere Kräuter nutzen.

Für die Bewässerun­g ist auch gesorgt – darum kümmert sich die FamilieVen­nekel. Der Pate muss lediglich Unkraut jäten und kann dann ab Anfang Juni schon ernten. „Wir möchten den Menschen zeigen, wie es ist, sich selbst um die Lebensmit

tel zu kümmern und regionale Lebensmitt­el zu beziehen“, erklärt Vennekel das Projekt. „Außerdem schmeckt das Essen oft auch besser, wenn Emotionen mit darin stecken.“Für das Projekt „Krefeld wächst“hat die Familie ein großes Feld zur Verfügung gestellt und die Miete beträgt 39,90 Euro monatlich pro Parzelle. Die Saison beginnt am 1. Mai und endet am 31. Oktober, aber schon jetzt haben sich viele Interessie­rte gemeldet. Mit dem Projekt hofft Vennekel außerdem, Familien mit Kindern eine Freude zu machen.„Unsere Kinder haben immer einen riesen Spaß daran, wenn sie mit auf den Acker können“, erzählt sie lachend. „In jedem Fall ist es großartig zu sehen, was die Natur für eine Kraft hat – und das wollen wir den Krefeldern nahebringe­n.“Wer jetzt an den Blühstreif­en vorbei geht, kann noch nichts sehen – die Saat muss erst einmal wachsen. Aber dann werden sich bald Hummeln, Fasane und wunderschö­ne Blüten auf den Wiesen nur so tummeln.

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FOTO: VENNEKEL „Krefeld wächst – ackert mit uns“: So wirbt die Familie Vennekel für ihr Blühstreif­en- und Mini-Acker-Angebot.

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