Rheinische Post Krefeld Kempen
Weltenbummler feiert Comeback mit 42 Jahren
Ronny Kockel sorgt mit den A-Junioren des VfR Fischeln für Furore. Er hat viel erlebt: auf Zypern, im Iran beim KFC Uerdingen und Teutonia St. Tönis.
Kürzlich verlängerte Ronny Kockel seinen Vertrag als Trainer der A-Junioren des VfR Fischeln um ein weiteres Jahr. Sehr zur Freude der Verantwortlichen, denn was der 44-Jährige bisher an der Kölner Straße abgeliefert hat, kann sich sehen lassen. Bereits im März 2018, damals noch vom VfR-Vorsitzenden Thomas Schlösser mit bestem Weitblick verpflichtet, begann sein Job offiziell erst am 1. Juli. Bis dahin war er mit der schwierigen Aufgabe betraut, eine neue, schlagkräftige Mannschaft für die Fußball-Niederrheinliga auf die Beine zu stellen. Auf Hilfe seines Vorgängers Patrick Iwersen und dem scheidende Jugendleiter Peter Birwe konnte er da nicht bauen. Beide zog es zum TSV Meerbusch II, wobei sie sich auch personell stark bedienten. Die Unruhe war seinerzeit groß, da auch der Draht von Josef Cherfi, dem damaligen Coach der ersten Mannschaft, zur Jugendabteilung abgerissen war. Aber Kockel hat allen Widrigkeiten getrotzt. Mit seinem neuformierten Team landete er in der Endabrechnung auf Platz fünf. In der aktuell unterbrochenen Spielzeit sieht es mit Rang vier auch ganz danach aus, als sollte ihm zur allgemeinen Überraschung der Klassenerhalt ohne die leidige und nervige Relegation gelingen. Weil für die nächste Saison viele Spieler dem neuen Kader angehören, nämlich die vom so genanten jüngeren Jahrgang, sind außerdem die Zukunftsperspektiven rosig.
Kockel war als Keeper bei vielen Clubs in Lohn und Brot. 1975 in Räckelwitz geboren, damals noch DDR, zog er schon im Kindesalter nach Baden-Württemberg. Rastatt, Gaggenau, Plittersdorf, Pforzheim, Sandhausen, Ditzingen, Stuttgarter Kickers, Hildesheim und Arminia
Bielefeld waren, im Nachwuchsbereich beginnend, die Stationen des wechselfreudigen Fängers. Danach pflastern zwei besondere Highlights seinen Weg: 2006 spielte er auf Zypern für Olympiakos Nikosia und später, von Eintracht Trier kommend, bei Paykan Teheran. Er war damals der erste deutsche Fußballer im Iran. Hier musste er aber nach einem Jahr wieder die Koffer packen, weil der dortigeVerband, wegen der Probleme und Schwächen der eigenen Schlussleute, ein Gesetz verabschiedete, wonach keine ausländischen Keeper mehr für iranische Teams spielen dürfen. Das Gesetz ist später dann wieder aufgehoben worden.
Über den VfR Mannheim kam er dann zum KFC Uerdingen (2009/10). Ein halbes Jahr darauf übernahm er da auch einen Job im Marketingbereich. Als Jörg Jung im Mai 2012 in die Wüste geschickt wurde, übernahm er gemeinsam mit Erhan Albayrak das Traineramt. Auch diese Konstellation war, wie schon bei Maes/Hussmanns einige Jahre vorher, eher eine Art Etikettenschwindel, denn Kockel war im Besitz der notwendigen B-Lizenz (seit 2016 auch A-Lizenz) und Albayrak nicht. Parallel war Kockel auch Coach der A-Junioren. Ab der Saison 2012/2013 fungierte er als Co-Trainer unter dem Holländer Erik van der Luer. Zwölf Monate später war das Thema KFC Uerdingen endgültig ad acta gelegt. Unter dem Strich sehr erfolgreich, denn als Spieler und Trainer gelangen ihm dort vier Aufstiege.
Im November 2015 folgte dann der erneute Einstieg ins Trainergeschäft bei Teutonia St. Tönis als Nachfolger von „Kalli“Himmelmann. Mit den Grün-Gelben verbindet Kockel noch heute eine besondere Erinnerung. Es war der 3. Juni 2018 und die Teutonen mussten im letzten Saisonspiel nach Waldniel, wo sie 3:2 gewannen und den Aufstieg perfekt machten. Mit Daniel Hitzschke und Julian Bobis fielen zwei potentielle Torhüterkandidaten aus. Zu Christian Lehmann, der kurz vorher die Kiste einmal ziemlich voll bekommen hatte, hatten Mannschaft undVerantwortliche kein Vertrauen. Da erinnerten sich alle an den bei den Altherren spielenden Kockel. Der sagte spontan zu und die klare Ansage danach: „Alles richtig gemacht.“
Ronny Kockel ist verheiratet, wohnt in Kamp-Lintfort und ist Vater zweier Söhne. Beruflich ist er als Bau- und Belegungsmanager für Seniorenheime tätig. Aktuell betreut er diesbezüglich fünf Objekte.