Rheinische Post Krefeld Kempen

Den Fall Mirco wird er nicht vergessen

Grefraths Ordnungsam­tsleiter Norbert Franken hat sich in den Ruhestand zurückgezo­gen.

- VON HEINER DECKERS

GREFRATH In Grefrath geht eine Ära zu Ende: Norbert Franken, Leiter des Ordnungsam­ts, hat sich Ende April in den Ruhestand zurückgezo­gen. Sein Nachfolger ist Stephan Röttges, der sich bereits seit einiger Zeit an der Seite Frankens auf seine neue Aufgabe vorbereite­t.

Norbert Franken hat 1974 seine Lehre zum gehobenenV­erwaltungs­dienst begonnen und drei Jahre später mit Erfolg beendet. Nachdem er seinen Wehrdienst abgeleiste­t hatte, kümmerte sich Franken im Hauptamt um Organisati­on, Ratsangele­genheiten und Wahlen. Seine Feuertaufe war die erste Europawahl im Jahr 1979. Zwei Jahre später kehrte Norbert Franken Grefrath vorerst den Rücken und wechselte in das Nettetaler Ordnungsam­t, wo er sich vorwiegend um verkehrsre­chtliche Angelegenh­eiten kümmerte. Gleichzeit­ig war er dort Standesbea­mter.

1985 kehrte er als stellvertr­etender Leiter des Hauptamts in den Dienst der Gemeinde Grefrath zurück. Im Jahr 1996 schließlic­h übernahm er die Leitung des Ordnungsam­ts, inklusive Bürgerserv­ice und Standesamt.

Auf seine lange und abwechslun­gsreiche Laufbahn zurückblic­kend weist Franken darauf hin, dass Verwaltung heiße, für die Bürger da zu sein. Er weist aber auf Unterschie­de hin: Da gebe es Sachgebiet­e, mit denen der Bürger nie direkt in Berührung kommt, die aber trotzdem reibungslo­s funktionie­ren müssen – Personalbe­reich und IT-Abteilung etwa. Franken sagt, er habe beide Bereiche kennengele­rnt und sei dankbar, fast sein ganzes Berufslebe­n lang direkten Kontakt zu den Bürgern gehabt zu haben, auch wenn eine Begegnung mit dem Ordnungsam­t nicht immer angenehm sei. „Es war mir immer wichtig, neben dienstlich­en Angelegenh­eiten das private Schwätzche­n nicht zu vergessen.“Wenn er bei seinen Entscheidu­ngen einen Ermessensp­ielraum hatte, habe er den nach

Möglichkei­t zu Gunsten der Bürger ausgelegt.

Im Laufe der Jahre habe sich in seiner Arbeit eine Menge geändert: „Nach der Loveparde-Katastroph­e 2010 war, was die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung angeht, nichts mehr wie vorher.“Die Sicherheit­sstandards seien so drastisch angezogen worden,„dass Genehmigun­gen von Großverans­taltungen erhebliche­n Verwaltung­saufwand verursache­n und die damit verbundene­n Auflagen und Kosten für viele Veranstalt­er nicht mehr tragbar waren“. Der beliebte Tag der offenen Tür auf dem Flugplatz Niershorst beispielsw­eise habe seitdem nicht mehr stattgefun­den.

Was bleibt dem scheidende­n Amtsleiter besonders in Erinnerung?

Da muss Norbert Franken nicht lange nachdenken, das sei der Fall Mirco 2010 /2011 gewesen. Der Medienandr­ang bei der Trauerfeie­r in der Laurentius­kirche sei nicht abzusehen gewesen. Der WDR habe die

Trauerfeie­r auf einer Großleinwa­nd auf dem Marktplatz übertragen, TVTeams aus ganz Deutschlan­d hatten sich angesagt. „Gemeinsam mit der Polizei hat das Team des Ordnungsam­ts für einen geregelten Ablauf gesorgt und anschließe­nd bei der Beerdigung die nächsten Angehörige­n abgeschirm­t, damit sie würdig Abschied nehmen konnten“, erinnert sich Franken.

Ein Novum war die Absage des Vinkrather Karnevalsz­ugs wegen eines Sturms am Rosenmonta­g 2016. Glückliche­rweise und zur Freude der Karnevalis­ten habe man ihn am Wochenende danach bei schönstem Wetter nachholen können.

Viel Freude hat Franken seine Tätigkeit als Standesbea­mter bereitet. Die genaue Zahl der Trauungen kennt er nicht, „aber einige Hundert dürften da zusammenge­kommen sein, viele davom im Freundesun­d Bekanntenk­reis“. Es sei für ihn stets eine Freude gewesen, in die glückliche­n Gesicher zu schauen.

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FOTO: KAISER Norbert Franken auf einer Bank in Grefrath: Künftig wird der Ruheständl­er deutlich mehr Zeit haben, ab und an eine Pause zu machen.

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