Rheinische Post Krefeld Kempen
Corona-Schnellkredit dauert ewig
Ein Unternehmer aus Willich wollte bei der Sparkasse einen Kf W-Kredit beantragen. Doch dort wurde er immer wieder vertröstet.
WILLICH Eigentlich soll – der Name verrät es bereits – der KfW-Schnellkredit 2020 zügig ausbezahlt werden, damit Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern in der Corona-Krise Anschaffungen machen und laufende Kosten decken können. Eine feine Sache, dachte sich auch ein Unternehmer aus Willich, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er wandte sich Anfang April an seine Hausbank, die Sparkasse Krefeld, um sich 200.000 Euro aus dem Fördertopf zu leihen. Um es vorwegzunehmen: Bisher hat er das Geld noch nicht erhalten – und das, obwohl er alle Bedingungen erfüllt.
„Schon bei meinem ersten Anruf am 6. April hat mein Berater mir den KfW-Kredit madig gemacht“, sagt der Willicher Unternehmer im Gespräch mit unserer Redaktion. Als er sich an eine höhere Stelle bei der Sparkasse Krefeld wandte, teilte man ihm mit, dass sein Berater eigentlich gar keine Firmenkunden betreuen dürfe. Am 9. April bekam er einen weiteren Anruf von der Sparkasse, und man versprach ihm, sich des Problems anzunehmen. Dann war wieder einige Tage Funkstille, doch der Willicher entdeckte am 15. April auf der Homepage der KfW Vordrucke, die man ausfüllen und seiner Hausbank zukommen lassen kann. „Das habe ich sofort gemacht“, sagt der Unternehmer.
Die nächste Reaktion der Sparkasse: „Am 17. April habe ich erfahren, dass mein neuer Berater nicht länger für die Sparkasse arbeitet. Am 20. April rief mich eine Dame an und sagte, sie sei nun für mich zuständig.“Er schickte ihr die Unterlagen erneut, um daraufhin zu erfahren, dass die Sparkasse Krefeld noch nicht über die nötigen technischen Voraussetzungen zur Bearbeitung der KfW-Schnellkredite verfüge. Man wolle sich melden, hieß es. Am 24. April bekam er wieder einen Anruf mit der Nachricht, dass man immer noch nicht so weit sei. Stattdessen warb man für ein Kreditprogramm der Sparkasse. „Man hält also KfW-Kredite bewusst zurück und versucht, hauseigene Produkte zu verkaufen. Das ist ein Unding, so geht es einfach nicht“, ärgert sich der Unternehmer.
Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt die Sparkasse Krefeld am Mittwoch mit: „Bereits seit Ostern werden in unserem Haus die Anträge für den KfW-Unternehmerkredit umgesetzt. Für eine besondere Form, den KfW-Schnellkredit, befinden wir uns auf der Zielgeraden bei der technischen Umsetzung.“Laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau sind seit dem 22. April allerdings die technischen Voraussetzungen geschaffen. „Wir haben eine digitale Vertriebsund Serviceplattform, über die die Anträge und Geldflüsse funktionieren, in mehreren Schritten schnell umgesetzt“, sagt KfW-Sprecherin Christine Volk. Zwar sei der Geldfluss zunächst nicht möglich gewesen, doch die Hausbanken hätten die Möglichkeit gehabt vorzufinanzieren. „Seit dem 22. April können allerdings auch die Geldflüsse dargestellt werden. Eigentlich müsste der Prozess also laufen“, sagt Volk.
Die Sparkasse Krefeld teilt weiter mit, dass sie sich gemeinsam mit ihren gewerblichen Kunden in einer bisher noch nie da gewesenen Situation befinde. „Die Corona-Krise stellt uns alle gemeinsam vor große Herausforderungen. Wir stehen unseren Kunden auch in diesen Zeiten als verantwortungsvoller Finanzpartner zur Seite. Schon zu Beginn der Krise haben wir den Unternehmen angeboten, Tilgungsraten für März bis Juni auszusetzen. Gleichzeitig haben wir Kunden, die die Soforthilfe-Gelder beantragt haben, eine Bevorschussung angeboten.“
Nicht ungewöhnlich sei es, dass man dem Kunden„ein anderes Produkt als die Idee, mit der der Kunde in das Gespräch gekommen ist“, anbiete. „Neben dem Zins spielen bei der Auswahl weitere Faktoren, wie zum Beispiel der Kredithöchstbetrag und die Rückzahlungsmodalitäten, eine wichtige Rolle“, so ein Sparkassensprecher. „Bei zum Beispiel 2000 Kundenanfragen, die uns allein in den ersten beiden Aprilwochen erreicht haben, braucht es im Einzelfall vielleicht etwas Zeit, bis sich die Abläufe einspielen. Für diesen Fall bitten wir unsere Kunden um Verständnis.“
Uwe Schummer, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Viersen, hat bereits des Öfteren von Unternehmern gehört, dass es zu Problemen mit ihren Hausbanken komme, wenn sie KfW-Mittel beantragen wollen.„Es wurden eigens KfW-Hilfen für Unternehmen geschaffen und mit einer hundertprozentigen Absicherung durch den Bund versehen, um in der Corona-Krise zu helfen. Es ist wichtig, dass das Geld auch schnell bei den Unternehmen ankommt“, sagt Schummer. Natürlich könnten die Banken und Sparkassen auch eigene Produkte anbieten, doch diese müssten dann auch besser sein als der KfW-Kredit. Der Unternehmer aus Willich hat sich das Angebot der Sparkasse zunächst allerdings erst gar nicht angehört – zu wütend war er über das Vorgehen und Hinhalten seiner Hausbank.
Am Donnerstag meldete sich ein Mitarbeiter der Sparkasse erneut bei dem Willicher und versprach, den Antrag bei der KfW einzureichen. Zudem habe er sich für das Verhalten der Bank entschuldigt und Besserung gelobt, so der Willicher Unternehmer im Gespräch mit unserer Redaktion.