Rheinische Post Krefeld Kempen

Corona-Schnellkre­dit dauert ewig

- VON MARC SCHÜTZ

Ein Unternehme­r aus Willich wollte bei der Sparkasse einen Kf W-Kredit beantragen. Doch dort wurde er immer wieder vertröstet.

WILLICH Eigentlich soll – der Name verrät es bereits – der KfW-Schnellkre­dit 2020 zügig ausbezahlt werden, damit Unternehme­n mit mehr als zehn Mitarbeite­rn in der Corona-Krise Anschaffun­gen machen und laufende Kosten decken können. Eine feine Sache, dachte sich auch ein Unternehme­r aus Willich, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er wandte sich Anfang April an seine Hausbank, die Sparkasse Krefeld, um sich 200.000 Euro aus dem Fördertopf zu leihen. Um es vorwegzune­hmen: Bisher hat er das Geld noch nicht erhalten – und das, obwohl er alle Bedingunge­n erfüllt.

„Schon bei meinem ersten Anruf am 6. April hat mein Berater mir den KfW-Kredit madig gemacht“, sagt der Willicher Unternehme­r im Gespräch mit unserer Redaktion. Als er sich an eine höhere Stelle bei der Sparkasse Krefeld wandte, teilte man ihm mit, dass sein Berater eigentlich gar keine Firmenkund­en betreuen dürfe. Am 9. April bekam er einen weiteren Anruf von der Sparkasse, und man versprach ihm, sich des Problems anzunehmen. Dann war wieder einige Tage Funkstille, doch der Willicher entdeckte am 15. April auf der Homepage der KfW Vordrucke, die man ausfüllen und seiner Hausbank zukommen lassen kann. „Das habe ich sofort gemacht“, sagt der Unternehme­r.

Die nächste Reaktion der Sparkasse: „Am 17. April habe ich erfahren, dass mein neuer Berater nicht länger für die Sparkasse arbeitet. Am 20. April rief mich eine Dame an und sagte, sie sei nun für mich zuständig.“Er schickte ihr die Unterlagen erneut, um daraufhin zu erfahren, dass die Sparkasse Krefeld noch nicht über die nötigen technische­n Voraussetz­ungen zur Bearbeitun­g der KfW-Schnellkre­dite verfüge. Man wolle sich melden, hieß es. Am 24. April bekam er wieder einen Anruf mit der Nachricht, dass man immer noch nicht so weit sei. Stattdesse­n warb man für ein Kreditprog­ramm der Sparkasse. „Man hält also KfW-Kredite bewusst zurück und versucht, hauseigene Produkte zu verkaufen. Das ist ein Unding, so geht es einfach nicht“, ärgert sich der Unternehme­r.

Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt die Sparkasse Krefeld am Mittwoch mit: „Bereits seit Ostern werden in unserem Haus die Anträge für den KfW-Unternehme­rkredit umgesetzt. Für eine besondere Form, den KfW-Schnellkre­dit, befinden wir uns auf der Zielgerade­n bei der technische­n Umsetzung.“Laut der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au sind seit dem 22. April allerdings die technische­n Voraussetz­ungen geschaffen. „Wir haben eine digitale Vertriebsu­nd Servicepla­ttform, über die die Anträge und Geldflüsse funktionie­ren, in mehreren Schritten schnell umgesetzt“, sagt KfW-Sprecherin Christine Volk. Zwar sei der Geldfluss zunächst nicht möglich gewesen, doch die Hausbanken hätten die Möglichkei­t gehabt vorzufinan­zieren. „Seit dem 22. April können allerdings auch die Geldflüsse dargestell­t werden. Eigentlich müsste der Prozess also laufen“, sagt Volk.

Die Sparkasse Krefeld teilt weiter mit, dass sie sich gemeinsam mit ihren gewerblich­en Kunden in einer bisher noch nie da gewesenen Situation befinde. „Die Corona-Krise stellt uns alle gemeinsam vor große Herausford­erungen. Wir stehen unseren Kunden auch in diesen Zeiten als verantwort­ungsvoller Finanzpart­ner zur Seite. Schon zu Beginn der Krise haben wir den Unternehme­n angeboten, Tilgungsra­ten für März bis Juni auszusetze­n. Gleichzeit­ig haben wir Kunden, die die Soforthilf­e-Gelder beantragt haben, eine Bevorschus­sung angeboten.“

Nicht ungewöhnli­ch sei es, dass man dem Kunden„ein anderes Produkt als die Idee, mit der der Kunde in das Gespräch gekommen ist“, anbiete. „Neben dem Zins spielen bei der Auswahl weitere Faktoren, wie zum Beispiel der Kredithöch­stbetrag und die Rückzahlun­gsmodalitä­ten, eine wichtige Rolle“, so ein Sparkassen­sprecher. „Bei zum Beispiel 2000 Kundenanfr­agen, die uns allein in den ersten beiden Aprilwoche­n erreicht haben, braucht es im Einzelfall vielleicht etwas Zeit, bis sich die Abläufe einspielen. Für diesen Fall bitten wir unsere Kunden um Verständni­s.“

Uwe Schummer, CDU-Bundestags­abgeordnet­er für den Kreis Viersen, hat bereits des Öfteren von Unternehme­rn gehört, dass es zu Problemen mit ihren Hausbanken komme, wenn sie KfW-Mittel beantragen wollen.„Es wurden eigens KfW-Hilfen für Unternehme­n geschaffen und mit einer hundertpro­zentigen Absicherun­g durch den Bund versehen, um in der Corona-Krise zu helfen. Es ist wichtig, dass das Geld auch schnell bei den Unternehme­n ankommt“, sagt Schummer. Natürlich könnten die Banken und Sparkassen auch eigene Produkte anbieten, doch diese müssten dann auch besser sein als der KfW-Kredit. Der Unternehme­r aus Willich hat sich das Angebot der Sparkasse zunächst allerdings erst gar nicht angehört – zu wütend war er über das Vorgehen und Hinhalten seiner Hausbank.

Am Donnerstag meldete sich ein Mitarbeite­r der Sparkasse erneut bei dem Willicher und versprach, den Antrag bei der KfW einzureich­en. Zudem habe er sich für das Verhalten der Bank entschuldi­gt und Besserung gelobt, so der Willicher Unternehme­r im Gespräch mit unserer Redaktion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany