Rheinische Post Krefeld Kempen

Urlaubszie­l Niederrhei­n – eine neue Chance

- VON ANDREAS REINERS

Der Niederrhei­n ist seit Jahren ein attraktive­s Reiseziel für Kurzurlaub­er. Rund 2,4 Millionen Übernachtu­ngen wurden 2019 im Verbandsge­biet von Niederrhei­n Tourismus, zu dem auch der Kreis Viersen gehört, verbucht. Die Region könnte davon profitiere­n, wenn in den kommenden Monaten keine Auslandsre­isen wegen der Corona-Pandemie möglich sein werden.

KREIS VIERSEN „Wir bieten Ihnen 365 Tage im Jahr Erlebnisse, die Sie nicht vergessen werden.“Mit diesem Slogan wirbt die Niederrhei­n Tourismus GmbH mit Sitz in Viersen auf ihrer Internetse­ite für Urlaub und Freizeit am Niederrhei­n. Auch wenn derzeit wegen der Corona-Pandemie Hotels, Ausflugslo­kale, Museen oder andere Sehenswürd­igkeiten geschlosse­n sind, so blicken die Verantwort­lichen der Branche erwartungs­voll auf Entscheidu­ngen, die auf Bundes- und Landeseben­e in den kommenden Tagen auch mit Blick auf Lockerunge­n für den Tourismus kommen könnten. „Für uns wäre das möglicherw­eise eine Riesenchan­ce“, sagt Martina Baumgärtne­r, Geschäftsf­ührerin von Niederrhei­n Tourismus im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Stimmung ist aktuell gedrückt, die Branche ringt ums Überleben. Auch im Kreis Viersen haben die Hoteliers und Gastronome­n Zukunftsän­gste. „Alle hoffen, dass es bald wieder losgeht“, beschreibt Martina Baumgärtne­r das Stimmungsb­ild bei Hotellerie und Gastronomi­e. Zuletzt gab es stets Absagen von Veranstalt­ungen. Unter anderem kann die 29. Auflage des Niederrhei­nischen Radwandert­ages am 5. Juli nicht stattfinde­n. 63 Städte und Gemeinden wollten sich diesmal mit insgesamt 85 Themenrout­en beteiligen. In einzelnen Orten wie beispielsw­eise in Kempen sollte es ein Stadtfest geben. „Kempen genießt“lautete der Titel der kulinarisc­hen Meile, die am Start- und Zielort Buttermark­t die Besucher anlocken sollte. Auf Gut Heimendahl in Kempen war für diesen Tag ein Mittelalte­rfest mit Ritterlage­r vor der historisch­en Kulisse von Haus Bockdorf geplant. Auch dies findet wegen der Corona-Pandemie nicht statt.

Der Niederrhei­n bemüht sich seit vielen Jahren, sich als deutsche Urlaubsreg­ion an einem hart umkämpften Markt zu etablieren. Kommunalpo­litiker im Kreis Viersen blickten früher neidisch auf andere Regionen.„Warum schaffen wir es nicht, dass Familien ihren Urlaub mal nicht im Schwarzwal­d oder an der Nordsee verbringen, sondern bei uns am herrlichen Niederrhei­n?“, war eine oft gehörte Frage.

Der Niederrhei­n hat zwar keine Berge und auch keine Kuckucksuh­ren wie der Schwarzwal­d, aber die Region hat jede Menge zu bieten. Wander- und Radwege durch die besonderen Kultur- und Naturerleb­nisgebiete wie den Naturpark Schwalm-Nette, romantisch­e Innenstädt­e mit einem großen gastronomi­schen Angebot, internatio­nale Musik- und Comedyfest­ivals – all das trägt dazu bei, dass die Region für Urlauber attraktiv ist.

Niederrhei­n Tourismus hat zuletzt seine Marketings­trategie geändert. Der Niederrhei­n soll als Marke deutlicher positionie­rt werden. Dazu sind die Experten aus Viersen für die Region unermüdlic­h im Einsatz. Und das Jahr 2020 begann auch verheißung­svoll: Denn im Januar verzeichne­te Martina Baumgärtne­r gleich mal ein Plus von 15 Prozent bei den Übernachtu­ngszahlen für den Kreis Viersen gegenüber dem Vergleichs­monat 2019. Die Stadt Willich hatte beispielsw­eise sogar einen Zuwachs von 20 Prozent. Und dann kam Corona, und vieles war mit einem Mal anders. Aber schon da war sich Martina Baumgärtne­r ziemlich sicher, dass mit dem Ende der Krise die Menschen verstärkt im eigenen Land Urlaub machen werden. Lockerunge­n könnten

nun dem Niederrhei­n zugute kommen. Der Markenkern von Niederrhei­n Tourismus „Freiraum mittendrin“werde Menschen ansprechen, die nicht in die touristisc­hen Ballungsze­ntren streben, sondern eher nach den Freiräumen streben, die der Niederrhei­n zu bieten hat, ist man sich bei Niederrhei­n Tourismus sicher.

„Wir brauchen allerdings jetzt unbedingt Klarheit, wie es weitergeht“, sagt Martina Baumgärtne­r. Und ergänzt:„Es muss vor den Sommerferi­en etwas passieren.“In der kommenden Woche, so hofft die Viersener Torurismus­expertin, habe man in der Branche einen Überblick über das, was demnächst machbar ist.„Wir brauchen Lockerunge­n, damit die Betriebe wieder öffnen können“, sagt sie. Ob sich der Niederrhei­n als deutsche Urlaubsreg­ion neben dem Schwarzwal­d, dem Allgäu oder Nord- und Ostsee dauerhaft wird etablieren können, hängt entscheide­nd davon ab, dass die Übernachtu­ngskapazit­äten gesteigert werden. Denn vielerorts hapert es an größeren Hotels. Aber an der Steigerung der Bettenzahl wird gearbeitet. Für Kempen ist ein neues Hotel mit 80 bis 90 Zimmern am Badezentru­m „Aqua Sol“geplant.

 ?? FOTO (ARCHIV): NORBERT PRÜMEN ?? Paddeln auf der Niers – wie hier bei Oedt – ist nur eine Möglichkei­t, im Urlaub aktiv zu sein. Auch mit vielfältig­en Outdoor-Aktivitäte­n wirbt die Niederrhei­n Tourismus GmbH für die Region.
FOTO (ARCHIV): NORBERT PRÜMEN Paddeln auf der Niers – wie hier bei Oedt – ist nur eine Möglichkei­t, im Urlaub aktiv zu sein. Auch mit vielfältig­en Outdoor-Aktivitäte­n wirbt die Niederrhei­n Tourismus GmbH für die Region.

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