Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie Frauen mehr Spaß an Technik finden

Die Heinrich-Heine-Uni macht ab sofort mit beim nationalen Pakt „Komm, mach MINT“.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF MINT – das steht für Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik – und damit gleichzeit­ig für einen Bereich, in dem es einen großen Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d gibt und gleichzeit­ig einen unterdurch­schnittlic­hen Frauenante­il von nur 15,4 Prozent. Verschiede­ne Initiative­n wie etwa der „Girl’s Day“, bei dem Schülerinn­en in technische Berufe schnuppern dürfen, versuchen, dies zu ändern, ebenso wie der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“Letzterem ist nun auch die Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf beigetrete­n. Die Universitä­t verpflicht­et sich damit zur weiteren Erhöhung des Frauenante­ils in den Studiengän­gen Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik und startet das neue Programm „MINT@HHU“.

„Komm, mach MINT“ist im Jahr 2008 auf Initiative des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung gestartet worden und führt seitdem die Kompetenz von Politik, Wirtschaft, Wissenscha­ft, Sozialpart­nern und Medien zusammen, um das Bild der MINT-Berufe in der Gesellscha­ft zu verändern. So sollen junge Frauen für naturwisse­nschaftlic­he und technische Studiengän­ge begeistert und Hochschula­bsolventin­nen für Berufskarr­ieren in Wirtschaft und Wissenscha­ft gewonnen werden.„Wir haben bisher vor allem die Frauen in den MINT-Fächern ab der Promotion in den Blick genommen“, sagt Anja Vervoorts, Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Heine-Uni. So hat die Hochschule erfolgreic­h am so genannten „Professori­nnen Programm III“von Bund und Ländern teilgenomm­en und damit zwei Professure­n von Frauen in den Naturwisse­nschaften gefördert. „Frauen legen heute häufiger ein Abitur ab als Männer, sie beginnen ebenso häufig ein Studium wie diese und sie verfassen rund die Hälfte aller Promotione­n. Nach der Promotion verlassen jedoch überdurchs­chnittlich viele Frauen die Wissenscha­ft. Weniger als ein Drittel der Habilitati­onen werden von Frauen geschriebe­n“, so Vervoorts. „Derzeit ist nur etwa jede fünfte Professur in Deutschlan­d mit einer Frau besetzt.“Ein Problem auch: Viele Studentinn­en brechen ein MINT-Studium innerhalb der ersten Semester ab. „Und genau die wollen wir nun mit dem neuen Programm ,MINT@ HHU‘ erreichen und unterstütz­en“, so die Gleichstel­lungsbeauf­tragte. Studentinn­en und Absolventi­nnen sollen dort durch gleichstel­lungsförde­rnde Maßnahmen und Aktivitäte­n in Fächern, in denen sie unterreprä­sentiert sind, unterstütz­t werden. So soll die strukturel­le Basis für eine langfristi­ge Veränderun­g geschaffen werden. „Wir möchten die MINT-Studentinn­en in den ersten Semestern vernetzen, auch fakultätsü­bergreifen­d. Gerade in unserer scheinbar so vernetzten Welt scheint es schwierig zu sein, Kontakte zu knüpfen. So können die Studentinn­en miteinande­r lernen, sich untereinan­der austausche­n und auch wichtige Fragen klären, zum

Beispiel, wie man strategisc­h klug an Klausuren und Prüfungen herangeht. Wichtig ist auch, die Studentinn­en genau in einer Phase aufzufange­n, in der viele Zweifel haben, sich fragen, ob sie auf dem richtigen Weg sind, ob sie sich womöglich übernommen haben.“

Das neue Programm soll die MINT-Studentinn­en auch mit Absolventi­nnen zusammenbr­ingen. „Sie können zeigen, welche Wege man gehen kann, was man mit einem Fach alles machen kann. Oft ist den Studierend­en ja gar nicht klar, welch eine Vielzahl an Berufen ihnen offensteht, dass sie beispielsw­eise als Naturwisse­nschaftler­in eben auch Patentanwä­ltin werden können“, sagt Anja Vervoorts. „Unser Ziel ist es, dass die Studentinn­en dranbleibe­n, das Studium abschließe­n. Hier verbirgt sich ein großes Potenzial für den Arbeitsmar­kt und die wissenscha­ftliche Karriere.“

Zusätzlich können die Düsseldorf­er Studentinn­en die bundesweit­en Angebote von„Komm, mach MINT“nutzen. Dort gibt esWorkshop­s zum Thema Softskills, Speed-Datings mit Arbeitgebe­rn und Treffen mit erfolgreic­hen Frauen aus den MINT-Berufen, die über ihren Werdegang sprechen. So sollen sich die Studentinn­en schon während des Studiums aktiv auf den Einstieg ins Berufslebe­n vorbereite­n.

Info unter www.komm-mach-mint.de

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FOTO: RWTH Studentinn­en der Naturwisse­nschaften wie hier an der RWTH Aachen sind immer noch die Minderheit.

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