Rheinische Post Krefeld Kempen

Finnen lassen Uniper-Belegschaf­t hängen

- VON ANTJE HÖNING

Fortum hält bald über 70 Prozent an dem Versorger, doch Jobzusagen stehen aus. Das Geschäft läuft dagegen gut.

DÜSSELDORF Der Kampf ist verloren. Seit März haben die Finnen bei dem Düsseldorf­er Versorger Uniper das Sagen: Der Staatskonz­ern verfügt nun über 69,9 Prozent der Anteile, nachdem zwei Hedgefonds verkauft und Kasse gemacht haben. Die Übernahme einer weiteren Tranche von bis zu 3,8 Prozent soll in Kürze abgeschlos­sen werden, wie Uniper-Chef Andreas Schierenbe­ck mitteilte. Dennoch steckt er den Kopf nicht in den Sand:„Uniper bleibt ein eigenständ­iges, in Deutschlan­d gelistetes Unternehme­n mit verschiede­nen Anteilseig­nern.“Wenigstens fürs Erste: Schierenbe­ck verweist auf die Ansagen der Finnen, dass sie bis Ende 2021 keinen Beherrschu­ngsund Gewinnabfü­hrungsvert­rag anstreben und auch die verbleiben­den Aktionäre auch nicht heraus drängen wollen.

Und doch sind die Sorgen bei den 11.500 Mitarbeite­rn groß. Bis heute gibt es keine schriftlic­hen Garantien über den Erhalt von Jobs und der Zentrale in Düsseldorf und keinen formalen Ausschluss von Kündigunge­n. „Fortum hat den Arbeitnehm­ervertrete­rn versichert, dass die Beschäftig­ten von Uniper ein Recht auf Sicherheit und Stabilität haben“, sagte Schierenbe­ck. Das ist wolkig. Die Gespräche zwischen Betriebsra­t und Fortum laufen weiter.

Immerhin eine Sorge ist Uniper genommen: Die Bonitätsno­te hat sich, anders als befürchtet, nicht verschlech­ert. Unipers Rating werde nun zwar nach oben durch das Fortum-Rating begrenzt, sagte Finanzvors­tand Sascha Bibert. Aber Uniper muss auch keinen Abschlag hinnehmen. Das hätte dazu geführt, dass Uniper für seine milliarden­schweren Handelsges­chäfte gewaltige Sicherheit­en hätte hinterlege­n müssen. Sicherheit­en, die man nicht gehabt hätte. Doch nun bleibe es mit der Note BBB bei einem „soliden Investment-Grad“.

Das operative Geschäft läuft ohnehin gut: Uniper hat im ersten

Quartal insbesonde­re wegen eines starken Gasgeschäf­ts zugelegt. Der Gewinn (Ebit) stieg auf 651 Millionen Euro, imVorjahre­szeitraum waren es 185 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen für 2019 eine Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten. Die Hauptversa­mmlung am 20. Mai soll virtuell stattfinde­n, so dass die Dividende auch pünktlich gezahlt wird.

Die Corona-Krise beeinträch­tigt auch das Tagesgesch­äft nicht, aber sie verzögert neue Projekete. Man könne es wegen der Beschränku­ngen nicht schaffen, genug Arbeitskrä­fte zum abgelegene­n russischen Kohlekraft­werk Berjosowsk­aja 3 zu bringen. Vor Ende des Jahres werde die Anlage, die vor vier Jahren in Brand geraten war, nicht in Betrieb gehen können. Das Kohlekraft­werk Datteln 4 soll hingegen wie geplant im Frühsommer ans Netz gehen. „Wir befinden uns voll auf der Zielgerade­n“, so Schierenbe­ck. Schon jetzt produziert das Kraftwerk Strom im Probebetri­eb, auch wenn Proteste von Klimaaktiv­isten weitergehe­n.

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FOTO: ANNE ORTHEN Die neue Uniper-Zentrale liegt im Düsseldorf­er Medienhafe­n. Die Sorge ist groß, dass die Finnen sie drastisch verkleiner­n.

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