Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadt von Schulöffnung überrascht
„Wir schaffen das. Aber die Aufgaben sind nicht leicht zu bewältigen“, so Dezernent Marcus Schön. Die Zahl der geöffneten Betriebe führt beim KOD zu verstärktem Kontrollbedarf.
Die Lockerungen der Schutzregeln gegen die Ausbreitung von Corona, die am Mittwoch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bekanntgegeben worden sind, stellen die Stadt Krefeld vor große Aufgaben. „Vor allem die Anweisungen hinsichtlich einer weiteren Öffnung der Schulen ab dem kommenden Montag haben uns durchaus überrascht“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer, der einmal mehr die Kommunikationspolitik des Landes mit den Kommunen kritisiert. „Wir haben von diesen Maßnahmen am Mittwochabend nur durch eine Mail erfahren, die nicht einmal an uns, sondern an die Schulen ging“, führt er aus.
Die Stadt allerdings sei zwischenzeitlich gewohnt, mit solchen Situationen umzugehen. „Wir arbeiten seit Wochen in den Teams zusammen und sind mittlerweile gut aufeinander eingestellt“, sagt Meyer, und der für Schule und Sport verantwortliche Beigeordnete Markus Schön fügt hinzu: „Man kann in diesem Fall tatsächlich sagen: Wir schaffen das. Aber die Aufgaben sind durchaus nicht leicht zu bewältigen. Das gilt besonders für die Schulen, die nun in kürzester Zeit all die organisatorischen Dinge regeln müssen. Sie haben Personalprobleme, da Lehrer, die der Risikogruppe zugehören, nicht eingeplant werden können. Die Klassen müssen geteilt, Pläne aufgestellt werden und die Umsetzung der Hygienekonzepte muss sichergestellt werden. Das ist eine riesige Aufgabe für die Verantwortlichen an den Schulen“, befindet er. Noch keine Informationen gebe es derzeit zu der Behandlung der Berufskollegs. „Die gymnasiale Oberstufe an Gymnasien und Gesamtschulen soll nun mit Präsenzunterricht starten. Wie die Berufskollegs hier behandelt werden, ist derzeit unklar. Sie sind in den Anweisungen bisher nicht erwähnt“, sagt Schön. Die Kollegs stellen allerdings die nach Schülerzahl größte Gruppe in Krefeld.
Unterdessen steht der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) vor einer weiteren Ausweitung seiner Aufgaben. Neben Geschäften, Frisören oder dem ÖPNV kommen nun auch Überprüfungen der gastronomischen Betriebe dazu. „Natürlich bekommen wir auch mit dem bereits deutlich aufgestockten KOD Probleme, das alles zu kontrollieren. Insbesondere, wenn es verstärkt Anzeigen und Meldungen geben sollte, dass einzelne Betriebe die Regeln nicht einhalten, kommen wir dann schnell an unsere Grenzen“, befürchtet Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian. Die Ordnungshüter
seien hier auf die Unterstützung der Polizei angewiesen. Insgesamt sei es aber die Herangehensweise, möglichst wenig Strafen auszusprechen und so viel wie möglich über Kommunikation zu lösen. Entsprechend habe es auch in den vergangenen Tagen keine Bußgelder gegeben. „Wir hatten 102 Ansprachen wegen nicht eingehaltener Abstandsregeln und 160 Ansprachen wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht vor allem an den Haltestellen Rheinstraße und Hansastraße. Außerdem mussten zwei Frisörsalons noch nachbessern. Zu Strafen kam es aber nicht“, berichtet er.
Für leise Kritik sorgt bei den Verantwortlichen der Stadt der Schwellenwert von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohnern, ab dem die Regeln wieder verschärft werden müssten. „Wie sinnvoll die Zahl an
und für sich ist, darüber möchte ich nicht urteilen. Aber klar ist: Sie hängt unmittelbar mit der Zahl der Tests zusammen. Mehr Tests bedeuten vermutlich auch mehr bestätigt Infizierte. Auch erscheint mir die Zahl recht willkürlich. Den Wert von 50 Infizierten binnen sieben Tagen haben wir in der ganzen Zeit nicht einmal erreicht“, sagt Meyer. Außerdem sei die Betrachtung nach einzelnen Kommunen in seinen Augen nicht sinnvoll. „Wir haben viele Berufs- und Einkaufspendler. Sowohl in die Stadt, als auch aus der Stadt. Wir haben Krefelder, die in anderen Kommunen zum Arzt gehen und so weiter. Eine Kommune hier als Insel zu sehen und dementsprechend zu behandeln, halte ich für schwierig“, so der Verwaltungschef.
Unterdessen ist die Situation in Krefeld weiter stabil. Aktuell gelten hier 415 Menschen als von Corona genesen, von den derzeit 101 Kranken werden 19 im Krankenhaus behandelt. Drei Personen werden intensivmedizinisch betreut, eine Person wird beatmet. Damit zeigt sich derzeit kein Anstieg durch die Lockerungen. DieVerantwortlichen der Stadt plädieren an die Bürger, aber auch die Betreiber von gastronomischen Betrieben, sich weiterhin an Abstands- und Hygieneregeln zu halten, um ein erneutes Ansteigen der Infektionszahlen, und damit erneute Verschärfungen der Maßnahmen, zu verhindern.
Sollte dies nicht geschehen, so zeichnen sich bereits die nächsten Lockerungen ab. „Wenn alles so bleibt, dann werden wir beispielsweise am 20. Mai das Freibad in Bockum wieder öffnen. Zumindest wenn keine anderen Gründe dem entgegenstehen“, fügt Schön etwas ironisch hinzu. Auch hier sei zwar nicht von einem normalen Badebetrieb zu sprechen, sondern intensive Hygienemaßnahmen seien zu erfüllen, dennoch werde den Bürgern so wieder die Möglichkeit gegeben zu schwimmen.
Auch weitere Lockerungen im Bereich des Breitensports, die nach den Vorgaben aus Düsseldorf für den 30. Mai geplant sind, zeichnen sich ab. „Hier warten wir aber noch auf die genauen Anweisungen der Landesregierung. Erst dann können wir sagen, wann und unter welchen Bedingungen wir Bezirkssportanlagen und Bolzplätze freigeben.“