Rheinische Post Krefeld Kempen

Schule daheim sorgt auch für Frust

Seit acht Wochen geht Johanna Skirde nicht zur Schule. Die Elfjährige lernt jetzt allein zu Hause, und das ist eine große Herausford­erung für die ganze Familie.

- VON JANNETTA JANSSEN

Struktur und einen geregelten Tagesablau­f wünscht sich Katharina Skirde sehnlichst zurück. Die Mutter von zwei Kindern weiß gerade nicht, wo ihr der Kopf steht: Homeschool­ing mit ihrer elfjährige­n Tochter Johanna machen, daneben Haushalt, am Abend Homeoffice, und auch ihr 16 Monate alter Sohn möchte Zeit mit seiner Mama verbringen. Ein Kraftakt. „Das Wort Chaos beschreibt unser Leben gerade gut“, meint Katharina Skirde. Die 40-Jährige versucht sich seit acht Wochen als Lehrerin ihrer Tochter, die die fünfte Klasse des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in Kempen besucht, und ist am Limit angekommen: „Ich kann das Wort Corona nicht mehr hören, und ich möchte einfach Mama sein und unser normales Leben zurück“, sagt die St. Huberterin.

So wie Katharina Skirde geht es gerade vielen Familien. Eine große Herausford­erung ist derzeit, die Kinder zu Hause zu unterricht­en. Doch nicht nur die Eltern wünschen sich die Schule zurück: „Ich will endlich wieder in die Schule, meine Freundinne­n sehen, und auch meine Hobbys wie Schwimmen oder Singen fehlen mir“, sagt das Mädchen traurig. Nach den Sommerferi­en ist Johanna Skirde von der Grundschul­e in St. Hubert aufs LvD gewechselt. „Man muss sich in einem komplett neuen Schulsyste­m zurechtfin­den, und dann kommt da eine lange Pause, und wir sind auf uns allein gestellt“, sagt Katharina Skirde.

Die Mutter macht der Schule keinen Vorwurf. Die Lehrer würden sich viel Mühe geben, die Schüler mit persönlich­en Ansprachen motivieren. Doch nach zwei Monaten (die Ferien eingeschlo­ssen) wird es immer schwerer für Mutter und Tochter, sich zu arrangiere­n. „Englisch ist gar nicht Johannas Fach, ein sensibles Thema also“, erzählt die zweifache Mutter. Das bedarf besonderen Fingerspit­zengefühls, und täglich stehen Englisch-Vokabeln auf dem Plan. Johannas Herz schlägt für Naturwisse­nschaften.

Täglich sitzt Johanna um neun Uhr am Morgen an ihrem Schreibtis­ch, beginnt mit dem, worauf sie „am wenigsten Lust hat zuerst“, wie sie erzählt. Eine Stunde ein Hauptfach, dann eine kurze Pause und bis zwölf Uhr dann die anderen Aufgaben. Zwei Mal pro Woche bekommt sie Arbeitsmat­erialien von der Schule geschickt.„Manchmal ist das meiner Meinung nach mit derVerteil­ung zwischen den Haupt- und Nebenfäche­rn nicht im Gleichgewi­cht“, findet Johannas Mutter.

Katharina Skirde versucht, ihre Tochter zu unterstütz­en, wo sie kann, doch sie sieht, dass ihre Energie dem Ende entgegenge­ht: „Abends verdrücke ich auch mal eine Träne, weil ich körperlich und geistig einfach müde bin“, gibt Katharina Skirde zu, die 2018 der Liebe wegen aus dem Ruhrgebiet nach St. Hubert gezogen ist. Und nicht jeder Tag verlaufe durchweg harmonisch, es komme auch mal zum Streit. Der Alltag liegt brach: keine Ausflüge, keine Freizeitak­tivitäten, keine Arbeitsgem­einschafte­n wie die TurnAG in der Schule für Johanna. Alles fällt bis auf weiteres aus. Johanna leidet unter den Kontaktbes­chränkunge­n, denn seit Mitte März hat sie ihre Familie, die im Ruhrgebiet lebt, nicht gesehen: „Ich vermisse meinen Papa, meine kleine Schwester so doll“, erzählt die Gymnasiast­in. Kontakt hält sie über verschiede­ne Video-Konferenz-Anbieter, auch den Kontakt zu ihren Freundinne­n.

Katharina Skirde ist müde nach so vielen Wochen Ausnahmezu­stand. Wenn ihr Lebensgefä­hrte abends nach Hause kommt, übernimmt er den gemeinsame­n Sohn Henry, und Katharina geht mit ihrer Tochter Vokabeln pauken. „Ich bin ehrlich, man wird lockerer, fernsehen, Handy, Internet, das Limit wurde mit Corona vorläufig erhöht“, sagt die 40-Jährige mit einem Augenzwink­ern.

Mutter und Tochter sehen den Sommerferi­en und Urlaubsrei­sen skeptisch entgegen: „Seit sechs Jahren mache ich mit beim Ferienzirk­us in Bottrop, das wäre so traurig, wenn ich das dieses Jahr nicht machen könnte“, sagt Johanna. Und auch der gemeinsame Familienur­laub auf Texel steht und fällt mit der Anordnung der Regierung. Was sie wieder machen wird, wenn „alles wieder normal“ist? Johanna kann es kaum erwarten, wieder bei ihrer besten Freundin zu übernachte­n und „Twilight“zu gucken, mit einer anderen Freundin wieder zu backen und allerlei ganz normalen Teenager-Kram zu machen.

(RP) Eiserne Hochzeit feiern am Samstag Heinz (90) und Marianne (94) Rothmann aus Grefrath. Da viele Menschen mittlerwei­le immer später heiraten, ist der 65. Hochzeitst­ag heutzutage ein seltenes Fest.

Marianne Rothmann, geborene Meyendries­ch, ist gebürtige Grefrather­in und gehört zu den ältesten Bewohnern der Niersgemei­nde. Ihr Mann Heinz stammt aus der Oberlausit­z und kam 1949 nach Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 1952 hat sich das Jubelpaar in Mülhausen beim Richtfest der neuenVolks­schule kennengele­rnt. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, die mit ihrem Mann im Kreis Neuss lebt.

Heinz Rothmann war zunächst als Bäcker tätig, später arbeitete er in einem Lebensmitt­elbetrieb. Seine Frau hat als Verkäuferi­n gearbeitet. Das Jubelpaar hat immer Urlaub in den Bergen geliebt. So zog es sie nach Südtirol und Bayern, vor allem aber in den Schwarzwal­d, wo sie rund 30 Jahre lang regelmäßig Wanderurla­ube verbracht haben. Auch heute gibt es noch Spaziergän­ge in Grefrath, auch wenn sie nun kürzer ausfallen. „Im Alter geht alles langsamer, und auch das Sehen ist schwierige­r“, sagt die Jubelbraut, „aber das Wichtigste ist, dass wir noch zusammen sind.“

Viele Jahre lang sind die beiden in den Grefrather Bädern schwimmen gegangen. Heinz Rothmann liebt bis auf den heutigen Tag die Gartenarbe­it, und die kann er ja trotz Corona-Krise zurzeit ohne Probleme ausführen.

Die Feier zur Eisernen Hochzeit fällt sehr klein aus. „Die Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie nehmen wir sehr ernst, wir wollen uns und auch die Gäste nicht in Gefahr bringen“, so der Jubilar.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Mutter Katharina Skirde unterstütz­t ihre elfjährige Tochter Johanna bei den Hausaufgab­en, so gut es geht.

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