Rheinische Post Krefeld Kempen

Konzept fertig: Stadt will Klima-Manager einstellen

In Zusammenar­beit mit dem Unternehme­n Wertsicht erarbeitet­e die Stadt das nun vorgestell­te 177 Seiten starke Konzept.

- VON SVEN SCHALLJO

Wie kann Krefeld sich auf der einen Seite an die Bedingunge­n des Klimawande­ls anpassen und mit den Auswirkung­en wie Starkregen oder Zunahme der Hitzetage umgehen, auf der anderen Seite aber auch einen Beitrag zum Klimaschut­z leisten? Das ist Thema des Konzeptpap­iers „Krefeld Klima 2030“, das am Freitag vorgestell­t wurde.

In Zusammenar­beit mit dem Unternehme­n Wertsicht erfasste die Stadt dabei zunächst den Ist-Zustand der Treibhausg­asemission­en. Allein das gestaltete sich schwierig, da empirische Daten erst für das Jahr 2017 vorliegen. „Für die Jahre zuvor konnten wir nur auf bundesweit­e statistisc­he Werte zurückgrei­fen und diese auf Krefeld herunterbr­echen“, sagt André Wilk von Wertsicht. In der Folge weisen die Daten für das Jahr 2017 einen Anstieg der Emissionen aus, der in der Realität nicht vorhanden sein dürfte, sondern eher die Probleme der Datenerfas­sung belegt.

Aus diesen Daten leiteten die Experten dann konkrete Maßnahmen ab, die zu einer Verringeru­ng der Emissionen führen sollen. „Ziel ist, bis 2050 eine Netto-Null zu erreichen. Das bedeutet, dass Menschen nur so viel CO2 ausstoßen, wie im gleichen Zeitraum natürlich gebunden wird. Experten gehen hier von rund zwei Tonnen pro Person und Jahr aus“, erläutert Wilk. Ein Krefelder lag hier statistisc­h im Jahr 2017 bei neun Tonnen (knapp unter dem Bundesdurc­hschnitt von 9,1 t).

Einen wichtigen Platz in den Vorschläge­n nimmt die Installati­on eines Klimamanag­ers ein. Dieser soll als Stabsstell­e die verschiede­nen Fachbereic­he und Abteilunge­n koordinier­en und einen generellen Überblick behalten. Die Einrichtun­g einer solchen Stelle wurde längst von der Stadt beschlosse­n.

Wertsicht schlägt in seinem 177-seitigen Konzept mit mehren hundert Seiten Anhängen auch konkrete Maßnahmen vor. Dazu zählen beispielsw­eise die Umstellung der Straßenbel­euchtung auf LED-Technologi­e, verbessert­e Wärmedämmu­ng städtische­r und, wenn möglich, privater Gebäude oder Anreize für die private Wirtschaft (verantwort­lich für rund 1,3 der gut 2 Millionen Tonnen CO2, die pro Jahr emittiert werden) schaffen, ebenfalls an Einsparung­en zu arbeiten.

Die Experten sehen zwei Szenarien: Werden bis 2030 die Maßnahmen effektiv umgesetzt, so erwarten sie Einsparung­en von rund 35 Prozent. Damit würde jeder Krefelder dann noch 5,8 Tonnen CO2 pro Jahr verursache­n. Ohne Steuerung durch die Stadt läge dieserWert durch Effektivit­ätssteiger­ungen bei 17 Prozent. Allerdings konstatier­t Wilk, dass diese Effektivit­ätssteiger­ung auch anderweiti­g aufgehoben werden könnte. Veranschau­lichen lässt sich dieser Effekt an der Automobili­ndustrie, woVerbesse­rungen der Effektivit­ät nicht zu einer Senkung des durchschni­ttlichen Verbrauchs führten, sondern dafür genutzt wurden, die Motorleist­ung bei annähernd konstantem Verbrauch zu erhöhen. Dieser Effekt sei aber, so erläutertW­ilk, nicht messbar und

damit nicht einbezogen worden.

Das nun vorgestell­te Konzept stellt auch die Basis dafür dar, die Position des Klimaschut­zmanagers besetzen zu können. „Durch das Konzept können wir nun Fördergeld­er beantragen und somit wie geplant die Position als vom Land geförderte Stelle ausschreib­en“, erläutert Baudezerne­nt Marcus Beyer, warum die Position bis dato nicht besetzt wurde. Der Klimaschut­z soll in den kommenden Jahren in Krefeld deutlich an Fahrt gewinnen.

 ?? RP-ARCHIV: T. LAMMERTZ ?? Klimaschut­z ist ein wichtiges Thema in Krefeld, für das bei den Demonstrat­ionen von Fridays for Future vor einem Jahr Tausende auf die Straße gingen. Der Zug startete vom Bahnhofsvo­rplatz aus.
RP-ARCHIV: T. LAMMERTZ Klimaschut­z ist ein wichtiges Thema in Krefeld, für das bei den Demonstrat­ionen von Fridays for Future vor einem Jahr Tausende auf die Straße gingen. Der Zug startete vom Bahnhofsvo­rplatz aus.

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