Rheinische Post Krefeld Kempen
Außergewöhnlicher Start ins neue Semester
Ab Montag sind Präsenzveranstaltungen in den Hochschulen wieder verstärkt erlaubt, die Vorlesungen sollen im Sommersemester aber prinzipiell digital stattfinden. Besonders Studienanfänger haben sich den Einstieg ins Uni-Leben wohl anders vorgestellt.
Raus aus dem Elternhaus und rein ins Studentenleben: Während der Orientierungstage neue Freunde finden,WG-Partys schmeißen und in der Mensa abhängen. Doch dieser Traum vom Studienstart liegt in der Corona-Krise nun für viele erstmal auf Eis.
Die Lehre an den Hochschulen findet zum großen Teil digital statt. Wer für sein Studium eigentlich in eine andere Stadt gezogen wären, wurde vielerorts aufgefordert, das Semester zunächst von zu Hause aus zu erledigen. So mancher startet das Uni-Leben damit ungeplant im Kinderzimmer.
Kein Hochschulsport, keine Studentencafés, kein Campus: Wie soll man da Anschluss finden? Zunächst sollte man sich klar machen, dass man bei all dem gerade nicht der Einzige ist, dem es so geht, sagt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Die Ungewissheit lasse sich trotz enttäuschter Erwartungen nur durch kreatives und eigenständiges Handeln bewältigen – wie es ein Studium auch fordert.
Videokonferenzen und soziale Medien sind gute Möglichkeiten, sich mit anderen Studienanfängern zu vernetzen und sich gegenseitig zu helfen. Lösungsorientiert zu denken und die neuen Medien zu nutzen. Das empfiehlt auch Michaela Himstedt von der psychologischen Beratungsstelle des Studentenwerks Ostniedersachsen: Studierende sollten alle Infoportale der Hochschulen nutzen, sich Tagespläne wie in der Schule machen und Lerngruppen auf WhatsApp, Telegram oder Facebook gründen.
Darin könne man sich zum Lernen verabreden, Strategien austauschen – oder fragen, wie der Tag war.
Generell sollte sich niemand scheuen, bei Problemen Kontakt zu Institutionen wie dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) oder den Beratungsstellen der Hochschulen zu suchen. Internationale Studierende können sich an das International Office ihrer Uni wenden.
Zum Teil gestaltet sich auch die Wohnsituation für die Studierenden schwierig: „Einige bitten etwa aufgrund eines Jobverlusts in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie um Stundung der Mietzahlung“, erzählt Maurice Marklein, Wohnberater des Studentenwerks Ostniedersachsen. „Andere wiederum reisen aufgrund der Covid-19-Pandemie in ihre Heimatländer zurück“. Weil deshalb Wohnheimzimmer frei bleiben, können mancheWohnheime flexibleVerträge für Studierende anbieten, die erst später im Semester ein Zimmer benötigen. Wer also nicht zu Hause bei den Eltern bleiben kann, hat vielleicht jetzt noch die Chance auf einen Wohnheimplatz.
Probleme gibt es oft auch bei der Studienfinanzierung. Dem Arbeitsmarkt geht es nicht gerade gut, viele Studentenjobs fallen aktuell flach. Meyer von der Heide rät dazu, sich nach Nebenjobs im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder im Einzelhandel umzuschauen. Dort werde händeringend nach Verstärkung gesucht.
Wer in finanzielle Schwierigkeiten gerät, kann sich an Sozialberater wie Kerstin Hanelt wenden, die in Lüneburg für das Studentenwerk arbeitet. „Wir besprechen individuell alle Möglichkeiten der Studienfinanzierung, die Studierende haben oder nicht haben – das ist unsere Aufgabe“, sagt sie. Unter Umständen, wenn zum Beispiel Studierende selbst oder die Eltern ihren Job verloren haben, lässt sich mittels eines Bafög-Aktualisierungsantrags die Förderung erhöhen. Studienkredite seien eine andere Option. Sorgen um das Bafög müssen sich Geförderte nicht machen, heißt es aus dem Bundesbildungsministerium. Die Fördergelder würden weiter ausgezahlt, auch für Erstis.
Manche Wohnheime bieten flexible Mietverträge an