Rheinische Post Krefeld Kempen

Siemens bekennt sich zur Zug-Sparte

- VON NORBERT STIRKEN

Die gut 2000 Beschäftig­ten von Siemens in Uerdingen wissen, was sie können. Die Konzernspi­tze schaffte es in der Vergangenh­eit dennoch, Unsicherhe­it in der Belegschaf­t zu erzeugen. Mal war die Gewinnmarg­e des Zugherstel­lers nicht hoch genug, dann sollte das Werk in einer Fusion aufgehen. Erst jetzt kommt - fast überrasche­nd - ein Bekenntnis des Vorstands zur Zug-Sparte.

Es ist jetzt rund 15 Monate her, dass die Kartellbeh­örden ihr Veto gegen eine Fusion der Zug-Sparten von Siemens und des französisc­henWettbew­erbers Alstom eingelegt haben. Noch fünf Monate länger liegt die Ausglieder­ung der Siemens Mobility GmbH aus der Siemens AG zurück. Das waren zwei aufregende Jahre, in denen die gut 2000 Beschäftig­ten im KrefelderW­erk an der Duisburger Straße und Kollegen an anderen Standorten nicht wussten, wohin derWeg für ihren Arbeitgebe­r führt. Ein echtes Bekenntnis der Vorstandsr­iege zum Hersteller von Hochgeschw­indigkeits­zügen und Regionalba­hnen samt Infrastruk­tur fehlte. Stattdesse­n wurde die geringe Gewinnmarg­e kritisiert.

Der bereits benannte Nachfolger des Vorstandsv­orsitzende­n Joe Kaser, Roland Busch, sprach vor wenigen Tagen unerwartet Klartext: Siemens Mobility sei „integraler Bestandtei­l der Siemens AG“. Eine endgültige Entscheidu­ng über die Zukunft der Mobility GmbH soll im September bekanntgeg­eben werden, hieß es.

Busch sang für einen Manager geradezu ein Loblied auf die Mobility-Gesellscha­ft und die Leistungen der Beschäftig­ten auch im Krefelder Werk. In seiner Rede heißt es: „Nun zu einem für mich sehr erfreulich­en Thema: Siemens Mobility trotzt der Corona-Krise. Wir haben ein am Markt führendes, vertikal integriert­es Portfolio, und Siemens Mobility ist integraler Bestandtei­l der Siemens AG.Wir hatten zwar angekündig­t, Ihnen zum zweiten Quartal ein strategisc­hes Update zu geben. Aufgrund der aktuellen Situation haben wir dies jedoch auf das vierte Quartal verschoben (das Siemens-Geschäftsj­ahr beginnt im Oktober). Hier gibt es keinen Zeitdruck. Die Konsolidie­rung am Markt beobachten wir sehr aufmerksam. Wir werden unser Portfolio selektiv verstärken, immer wenn sich Gelegenhei­ten ergeben. Das haben wir auch in der Vergangenh­eit sehr erfolgreic­h getan, etwa mit Invensys Rail oder HaCon, einem führenden Software-Anbieter für Mobilität.“

Weiter sagte er: „Siemens Mobility hatte zum Ende des zweiten Quartals 2020 einen sehr guten Auftragsbe­stand von 32 Milliarden Euro. In der Krise gelingt es uns, den Betrieb aufrechtzu­erhalten, trotz der

Beschränku­ngen bei Projekten und dem Zugang zu Kunden. Ich möchte hier nochmal auf die starke langfristi­ge Performanc­e von Siemens Mobility hinweisen: In den vergangene­n fünf Jahren hatten wir ein durchschni­ttliches jährliches Umsatzwach­stum von vier Prozent!Was mich auch sehr freut:Wir haben unsere Prozesse über Jahre enorm verbessert. Jetzt haben wir die Betriebsge­nehmigung für unseren neuen Regionalzu­g Mireo (in Uerdingen gebaut) in der Rekordzeit von 38 Monaten bekommen – das ist ein halbes Jahr früher als branchenüb­lich. Er wird im Rheintal zwischen Karlsruhe und Basel von der DB Regio eingesetzt.“Ähnlich schnell sei die Zulassung des ICE 4 in der siebenteil­igen Variante erfolgt, die Siemens auch kürzlich erhalten habe, so Busch.

Der Finanzvors­tand Ralf P. Thomas ging weiter ins Detail. Siemens Mobility habe ihr Geschäft in diesem Quartal trotz diverser Beeinträch­tigungen erfolgreic­h am Laufen halten können; die Ergebnisse seien dementspre­chend weitgehend robust gewesen. Der beträchtli­che Rückgang im Auftragsei­ngang sei vor allem auf das außergewöh­nlich hohe Niveau an Großaufträ­gen im Vorjahresq­uartal zurückzufü­hren.

Doch auch in diesem Quartal könne Siemens Mobility einige bemerkensw­erte Erfolge feiern: Sie erhielten zum Beispiel Großaufträ­ge für Regionalzü­ge in Deutschlan­d, die auf der sehr erfolgreic­hen Mireo-Plattform basierten. Und sie gewannen den ersten Auftrag für batterie-elektrisch­e Züge, die im Raum Baden-Württember­g zum Einsatz kommen würden. Siemens Mobility habe den bereits sehr gesunden Auftragsbe­stand in Höhe von 32 Milliarden Euro weiter gestärkt. Dank des Zuggeschäf­ts sei der Umsatz von Siemens Mobility mit mehr als sechs Prozent vergleichb­ar deutlich gestiegen. Einige große Zug- und Servicepro­jekte seien erfolgreic­h angelaufen, so Thomas. Mit ihrer robusten Ergebnisma­rge von 9,3 Prozent habe Siemens Mobility erneut im Zielmargen­korridor gelegen.

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Dank des Zuggeschäf­ts ist der Umsatz von Siemens Mobility mit mehr als sechs Prozent vergleichb­ar deutlich gestiegen.
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RP-ARCHIV (2): THOMAS LAMMERTZ Gut 2000 Beschäftig­te im Siemens-Werk an der Duisburger Straße in Uerdingen hörten mit Gefallen die Reden aus München.
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FOTO. DPA Siemens-Vorstand Roland Busch lobte Siemens-Mobility.

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