Rheinische Post Krefeld Kempen
Algorithmen benachteiligen oft Frauen
NRW-Ministerin Scharrenbach plant Vorstoß für Fairness bei Verträgen oder Jobsuche.
DÜSSELDORF (kib) NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) startet eine bundesweite Initiative gegen diskriminierende Computer-Algorithmen. „Gleichstellung darf nicht bei der Google-Suche aufhören“, sagte die Ministerin unserer Redaktion. Die Bundesländer müssten sich hier auf eine gemeinsame Digitalstrategie einigen: „Digitalisierung heißt nicht Diskriminierung.“
Studien haben gezeigt, dass Frauen bei der Arbeitsplatzsuche, bei der Kreditvergabe und in vielen anderen Bereichen durch Auswahlverfahren im Internet systematisch benachteiligt werden. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) kam im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Ende 2019 in 50 Fallbeispielen zu dem Ergebnis, dass nahezu jedes System, das auf Algorithmen beruht, anfällig ist für Diskriminierung. Weil sich Fehler automatisch vervielfachen, sind sie gravierender als falsche Einzelfall-Entscheidungen von Menschen.
„Wir müssen dringend etwas gegen die Benachteiligung von Frauen durch Computer-Algorithmen tun“, sagte Scharrenbach. Bei der Kreditvergabe etwa würden Frauen oft per se benachteiligt. Sie müssten höhere Zinsen zahlen, mehr Sicherheiten bieten oder bekämen erst gar keinen Kredit – obwohl sie die gleiche Bonität wie Männer haben.„Die Systeme sind meist intransparent und funktionieren zum Teil so, dass Punkte nach Geschlecht, Alter oder Wohnort vergeben werden“, erläuterte die
Ministerin. Das sei weder für Verbraucherinnen noch für Verbraucher durchschaubar: „In der analogen Welt sind wir uns einig, dass dies gegen Menschenrechte verstößt.Warum sollen wir es dann also in der digitalen Welt akzeptieren?“
Die Länderminister sollen daher auf Antrag Nordrhein-Westfalens beschließen, dass die Bundesregierung, Unternehmen und Behörden verbindliche Verhaltensregeln festlegen, wenn sie Algorithmen etwa bei der Personalauswahl nutzen. Dabei könnten Gütesiegel für vertrauenswürdige Systeme Orientierung bieten. Auch müssten die Bürger besser darüber informiert werden, wie sie im Diskriminierungsfall ihre Rechte durchsetzen könnten.