Rheinische Post Krefeld Kempen
Fortuna verschenkt fast sicheren Derbysieg
Nach dem Spiel in Köln und dem späten Ausgleich herrscht Frust bei den Düsseldorfern.
Fortuna Düsseldorf sah schon wie der sichere Sieger aus. Knappe drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit führte der Drittletzte der Bundesligatabelle beim 1. FC Köln scheinbar sicher mit 2:0, brachte aber den ersten Sieg in der Domstadt seit 31 Jahren dennoch nicht nach Hause. Das 2:2, das zwei Kopfbälle von Anthony Modeste und Jhon Cordoba gegen eine in dieser Phase völlig unorganisierte Düsseldorfer Deckung herausholten, fühlte sich für die stark abstiegsgefährdeten Gäste wie eine Niederlage an. „Wir dürfen das Spiel nicht herschenken“, merkte Kenan Karaman, der Schütze des 1:0, voller Enttäuschung an. „Wir hätten den Sieg absolut verdient gehabt, belohnen uns aber wieder nicht. So darf es nicht weitergehen, das müssen wir sehr kritisch ansprechen.“Der türkische Nationalspieler wurde sogar noch deutlicher: „So ein 2:0 in Köln musst du mit nach Hause nehmen, aber vielleicht fühlten wir uns schon zu sicher. Auf jeden Fall waren wir am Ende zu fahrlässig in den Zweikämpfen.“
Der Frust saß tief bei Fortuna. Nicht im Entferntesten hatte sich dieser Einbruch in der Schlussphase angedeutet, denn nach Erik Thommys 0:2 in der 61. Minute schienen die Kölner nicht nur an-, sondern geradezu ausgeknockt. Die Entstehung dieses zweiten Gästetreffers war aus Kölner Sicht freilich auch ausgesprochen bitter. Drei Minuten zuvor hatte der FC die Riesenchance, Karamans Führungstor aus der 41. Minute auszugleichen, vergeben. Mark Uth, der zuvor von Adam Bodzek im Strafraum gefoult worden war, scheiterte mit einem Elfmeter an Fortuna-Schlussmann Florian Kastenmeier. Normalerweise sind das die Zutaten, aus denen Heimniederlagen gestrickt sind. Fortunas zunächst noch sehr selbstbewusstes Auftreten nach Thommys Treffer schien diesen Trend auch zu unterstreichen, denn richtigerweise spielten die Gäste weiter nach vorn und versuchten, dem FC den dann sicherlich entscheidenden dritten Schlag zu versetzen. So etwa ab der 80. Minute zogen sich die Düsseldorfer jedoch immer weiter zurück. Möglicherweise verstand die Mannschaft aber auch die Auswechslungen von Trainer Uwe Rösler als letztlich fatales Signal: Der Chefcoach wechselte Kasim Adams und Oliver Fink für Thommy und Kevin Stöger ein – zwei deutlich defensivere Spieler als ihre Vorgänger. Rösler wollte damit sicherlich nicht bewirken, dass sich sein Team nur noch hinten im eigenen Strafraum einigelte, doch de facto passierte genau das.
„Das tut richtig, richtig weh“, sagte Rösler. „Wir haben einfach keinen Druck mehr auf den Ball bekommen, unsere Abwehrspieler sind nicht mehr hinten herausgekommen.“Auf seine Wechsel wollte der 51-Jährige das jedoch nicht zurückgeführt wissen. „Wir mussten ja eine gewissen Kopfballstärke auf dem Platz haben. Letztlich haben wir es taktisch nicht hinbekommen, die Flankengeber früher anzulaufen.“
Die Auswirkungen des völlig unnötigen Ausgleichs in Köln sind hart. Eingangs der englischenWoche, die den Drittletzten am Mittwoch mit dem FC Schalke zusammenführt und am Samstag das Gastspiel beim Meister FC Bayern München bringt, hätte ein Derbysieg viel Rückenwind gebracht. Jetzt leckt Fortuna erst einmal ihre Wunden. Rösler betonte aber: „Wir spielen nicht wie ein Absteiger.“