Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit Verletzung­ssorgen ins Spitzenspi­el

- VON SEBASTIAN STIEKE

Der BVB stürmt von Sieg zu Sieg. Mario Götze spielt trotz vieler Ausfälle im Team keine Rolle und verlässt den Klub.

(dpa) Auf einen Dortmunder Spieler muss der FC Bayern München am Dienstagab­end offenbar besonders gut aufpassen. Das ist nicht Mario Götze, der den BVB nach dieser Saison verlassen muss. Und auch nicht Mats Hummels, dessen Einsatz im Topspiel der Fußball-Bundesliga (Dienstag, 18.30 Uhr/Sky) zwar wahrschein­lich, aber noch nicht sicher ist. Es geht nach Lage der Dinge um den Portugiese­n Raphaël Adelino José Guerreiro, der bei einem gerade in Dauerschle­ife siegenden Bayern-Herausford­erer extra auffällt. Nach zwei Toren im Derby gegen Schalke 04 schoss der Außenverte­idiger auch den wichtigen Führungstr­effer beim 2:0 (1:0)Sieg beim VfL Wolfsburg.

Guerreiro ist das, was man im modernen Fußball ein Schnäppche­n nennt. Zwölf Millionen Euro zahlte Borussia Dortmund vor vier Jahren für den Europameis­ter von 2016 an den FC Lorient. Für diese Summe hätte man zumindest vor der Corona-Krise nicht einmal ein halbes Bein von Cristiano Ronaldo bekommen. „Rapha spielt einfachen Fußball“, sagte Lucien Favre nach dem Wolfsburg-Spiel. Ein größeres Kompliment kann man von einem etwas verkopften Trainer wie ihm kaum kriegen.

Auf die Tore aus der zweiten Reihe ist der Bayern-Rivale allerdings auch angewiesen, weil es in der ersten Reihe mehr und mehr hinkt. Kapitän Marco Reus ist seit Februar verletzt. Der Schlüssels­pieler Axel Witsel fehlte nach dem Schalke-Spiel auch an diesem Samstag in Wolfsburg. Jadon Sancho saß wegen seines Trainingsr­ückstands in beiden Partien jeweils mehr als eine Stunde auf der Bank. Und Mats Hummels musste in derVolkswa­gen Arena von Emre Can abgelöst werden. Der eine (Hummels) konnte wegen Achillesse­hnen-Beschwerde­n nicht mehr weiterspie­len. Der andere (Can) übernahm nach gerade überstande­ner Muskelverl­etzung dessen Job im Abwehrzent­rum.

Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen. Der BVB hat einen Lauf in diesem Frühjahr. Er gewann schon die letzten vier Ligaspiele vor der Saisonunte­rbrechung und jetzt auch die ersten beiden danach. Von 30 bislang vergebenen Punkten in der Rückrunde holten die Dortmunder 27 und setzen den Tabellenfü­hrer aus München damit unter Druck. Trotzdem brach der Borussia in dieser erfolgreic­hen Zeit ein Teil ihrer Achse weg und die Frage ist nun: Reicht es in dieser Besetzung auch für einen Sieg gegen die Bayern?

Manuel Akanji glaubt: Ja. Der Schweizer Nationalsp­ieler verteidigt in der neuen Dreierabwe­hrreihe des BVB und weiß deshalb aus eigener Erfahrung, dass sich die defensive Organisati­on und die Gegentorqu­ote seiner Mannschaft seit dem 3:4 in Leverkusen Anfang Februar erheblich verbessert hat. „Der Schlüssel ist, dass die gesamte Mannschaft gut verteidigt“, sagte der 24-Jährige. „Wir lassen kaum Chancen zu. Und wir wissen, dass wir immer ein Tor machen können. Ich hoffe, das klappt am Dienstag gegen die Bayern auch.“

Hinzu kommt: Mats Hummels ist zuversicht­lich, bis zum Dienstagab­end wieder fit zu sein. Auch eine Rückkehr von Axel Witsel und ein Startelf-Comeback von Jadon Sancho halten die Dortmunder für möglich. „Er trainiert erst seit zehn Tagen wieder mit der Mannschaft. Das ist nicht viel“, sagte Favre über den 20 Jahre alten Engländer, der am Samstag nach seiner Einwechsel­ung den zweiten Treffer durch Achraf Hakimi (78.) vorbereite­t hatte. Trotzdem, so Favre, „kann er länger spielen als heute“.

Für Mario Götze gilt das in der Theorie auch. In der Praxis aber kommt der Weltmeiste­r von 2014 aktuell nicht einmal mehr zum Einsatz, wenn sein Trainer fünfmal auswechsel­n darf oder so viele Offensivkr­äfte schonen muss. In der Konsequenz werden sich der Verein und sein einstmals größter Hoffnungst­räger nach dieser Saison trennen, an einer Verlängeru­ng des auslaufend­en Vertrags haben beide Seiten kein Interesse, teilten sie am Sonntag mit. Der 27 Jahre alte Götze ging einst mit lautem Getöse von Dortmund nach München. Bei Bayern München konnte sich Götze danach nicht durchsetze­n. Auch die Rückkehr zu Borussia Dortmund für immer noch viel Geld zwei Jahre nach dem WM-Triumph brachte die Karriere des sensiblen Instinktfu­ßballers nicht wieder in die Spur.

 ?? FOTO: MICHAEL SOHN/AP ?? Borussia Dortmunds Raphaël Guerreiro (2. von links) feiert sein Tor zum 1:0 gegen den VfL Wolfsburg. Auch Erling Haaland (r.) freut sich, während VfL-Keeper Koen Casteels enttäuscht auf dem Rasen kniet.
FOTO: MICHAEL SOHN/AP Borussia Dortmunds Raphaël Guerreiro (2. von links) feiert sein Tor zum 1:0 gegen den VfL Wolfsburg. Auch Erling Haaland (r.) freut sich, während VfL-Keeper Koen Casteels enttäuscht auf dem Rasen kniet.

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