Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds erste Party hinterm Lenkrad

- VON ÖZGE KABUKCU

Mehr als 200 Leute feierten am Samstagabe­nd im Autokino auf dem Sprödental­platz das Musikfesti­val „Frequency Music Festival“. Mit Hupe, Blinker und Warnleucht­en jubelten die Gäste den DJs zu.

Blinker links, Blinker rechts, dann Lichthupe und Warnblinke­r: Eine ungewöhnli­che Art zu feiern. Doch Not macht erfinderis­ch: Veranstalt­er Andreas Schneider und DJ Fabian Farell haben das Autokino auf dem Sprödental­platz am Samstagabe­nd in eine Partylocat­ion verwandelt. Und mehr als 200 Gäste haben Vollgas gegeben.

Nicht nur für die Stadt war es der erste Drive-In-Club, sondern auch für die Freunde Kai Müller (39) und Tobias Voetz (41). „Bei der Frage, mit wessen Auto wir zur Veranstalt­ung fahren, waren wir uns sehr schnell einig – die mit dem besseren Soundsyste­m“, sagt Voetz. Denn der Ton wird, wie im Autokino üblich, direkt in die Autoradios der Zuschauer übertragen. Über eine große Leinwand erscheint kurz vor Beginn die Radiofrequ­enz: 105,7. Dann heißt es auf die Plätze, Musik aufdrehen und los. Auch wenn die meiste Zeit im Auto gefeiert wird, habe er ein Ausgeh-Feeling, so Voetz.

Einige Gäste haben ihre Fahrzeuge mit Sirenen, Lichterket­ten oder Laserstäbe­n geschmückt. Auch eine aufblasbar­e Palme, eine Flamingo-Figur und eine Quietsche-Ente mit Mundschutz­maske werden aus dem Fenster gehalten, um den DJs zuzujubeln. „Eskalieren können wir nicht, da Aufstehen und Tanzen schwierig wird, aber es ist eine gute Abwechslun­g“, sagt Antje Spiller (25). Zusammen mit ihrer Freundin war sie schon drei Stunden vor Beginn da, um das Festival aus der ersten Reihe zu sehen. „Durch diese Veranstalt­ung kehrt ein bisschen Normalität in den Alltag zurück“, sagt Freundin Alicia Wechtenbru­ch. Auch sie kamen mit voller Ausstattun­g: Mit LED-Leuchten, Konfetti-Kanonen, Fahnen, Lichterket­ten, T-Shirts und Masken mit der Aufschrift von Fabian Farell. Sie hängen sich weit aus dem Auto und bewegen ihre Hände zur Musik – ein Mix aus Tech House, House, Breaks und Electro House.

Einige Besucher sind von weit her angereist, um DJ Fabian Farell live zu erleben. Tine Reinhold (30) und Jenny Kraus (29) kamen extra aus Peine in Niedersach­en. Dreieinhal­b Stunden sind sie mit dem Auto gefahren. Trotz der guten Stimmung, wie Tine Reinhold sagt, sei es beklemmend. „Die Bar fehlt, das Miteinande­r und die sozialen Kontakte. Es ist besser als gar nichts, aber mir fehlt auch das Gefühl von Freiheit.“

Auf dem Festival gelten strenge Abstands- und Hygienereg­eln. Die Autos müssen anderthalb Meter voneinande­r entfernt stehen und in jedem dürfen bis zu zwei Personen sitzen. Mund-Nasen-Schutz ist beim Verlassen des Wagens Pflicht. Eine große, auch neue Herausford­erung nennt Farell die Vorbereitu­ngen im Rahmen der Corona-Regelungen. „Man muss beispielsw­eise

gewährleis­ten, dass die Autos hineinfahr­en können, ohne Kontakt zu den Menschen zu haben“. So gab es Tickets nur online im Vorfeld. Wer zusätzlich Snack-Pakete bestellte, holte sie ohne Kontakt an einer Theke ab.

Innerhalb von zwei Tagen waren die Hälfte der Tickets für den Auftritt der DJs Fabian Farell, Moguai und Tocadisco weg. Fabian Farrells Fazit: Trotz guter Stimmung bevorzuge er, unter normalen Umständen wieder Auflegen zu können. Durch den Corona-Lockdown wurden seine Auftritte vorerst bis Ende August abgesagt.„Ich lebe davon, ganz nah an den Leuten zu sein“, sagt er. Das ist schon zu spüren, wie Farell seine Gäste mit Hin- und Her-Winken am Eingang begrüßt.

Für die dreistündi­ge Feier zahlten die Gäste 40 Euro pro Auto. Statt Applaus gab es zwischendu­rch ein Hupkonzert – das später nicht mehr erlaubt war.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Bei der Musik des Frequency Music Festivals hielt es die Zuschauer nicht im Auto: Sie stiegen aus und machten Party – mit dem geforderte­n Mindestabs­tand zwar, aber auch mit etlichen Feier-Utensilien.

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