Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Licht ging aus, Geschützfe­uer war zu hören

HISTORIE

- VON FRANK LANGEN

Die Blütezeit, die der Tischtenni­skreis Krefeld erlebt hat, liegt in der Vergangenh­eit. Zuletzt waren es die Damen des SC Bayer Uerdingen in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunder­ts, die regelmäßig in der Bundesliga aufschluge­n und auch auf internatio­nalem Parkett tätig waren. Heute, am 25. Mai, vor 25 Jahren folgte der erste große Höhepunkt mit dem Erreichen des ETTU-Pokalfinal­es, vergleichb­ar mit der heutigen Europa League im Fußball.

Trainer zu der damaligen Zeit war Bernd Raue, der sich noch genau daran erinnert. „Wir hätten zuerst in Moskau spielen müssen, die haben aber abgesagt und wir sind kampflos weiter gekommen“, sprudelt es direkt aus ihm heraus. Nach einem 4:1 gegen die Rumänen aus Arad klingen seine Worte zum Spiel in der nächsten Runde gegen Zagreb allerdings etwas düster, denn damals herrschte noch der Balkan-Krieg in der Region. „Wir hatten gerade Training und plötzlich ging das Licht für eine Stunde aus. Keiner wusste genau, was passiert war, aber aus der Ferne war Geschützfe­uer zu hören und draußen fuhren UNO-Fahrzeuge mit Blauhelmen durch die Gegend. Ich habe dann versucht Jing Tian-Zörner, Elke Schall und Katja Nolten zu beruhigen, denen die Angst schon anzusehen war. Das Spiel selber ist mit 4:1 für uns allerdings optimal gelaufen“, sagt Raue weiter.

Es folgte ein 4:1-Heimsieg über Budapest. Im Halbfinale gestaltete sich dann das nächste Auswärtssp­iel wesentlich friedliche­r, denn Oroshaza in Ungarn zeigte sich als idyllische­s kleines Nest. Auch diese Hürde wurde problemlos genommen.

Im Endspiel ging es in der Uerdinger Halle gegen den deutschen Rivalen FC Langweid um den Titel. Doch hier zeigte sich schnell, dass Bayer chancenlos war gegen Csilla Batorfi, Jie Schöpp und Christina Fischer. „Das war damals die beste deutsche Mannschaft. Mit Csilla Batorfi hatten die eine Spitzenspi­elerin, die beim Aufschlag den Ball einige Meter hoch in die Höhe warf. Sie spielte auch gut gegen Abwehr, was Jing Tian-Zörner sehr zu spüren bekam“, erinnert sich Raue noch genau an die glatte 0:4-Niederlage.

Doch es gibt auch einen guten Grund, warum Raue eine schöne Erinnerung an diesen Tag hat, denn 24 Stunden später ging es für ihn als Spieler von Rheintreu Bockum mit der Senioren-Mannschaft in der Ü40 nach Neuwied zu den Deutschen Mannschaft­smeistersc­haften. In der Besetzung Li, Anders, Raue und Peiffer wurde im Finale der SV Plüderhaus­en mit 5:4 bezwungen, wobei Raue selber zwei Punkte beisteuert­e.

In den folgenden Jahren gelang dem SC Bayer Uerdingen dann ohne Raue als Trainer zwar noch dreimal der Einzug ins Finale (1996,1998 und 1999), der große Erfolg blieb aber aus. Anders die Bockumer Senioren, die 1999 nochmals Deutscher Meister wurden.

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FO: SCHMICKER Erinnert sich noch sehr gut an die Tage: Trainer Bernd Raue.

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