Rheinische Post Krefeld Kempen

Hilfe für Studierend­e in Geldnot

Die Bundesregi­erung hat zinslose Darlehen beschlosse­n. Aber auch die Studierend­enwerke helfen.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

KÖLN 68 Prozent der deutschen Studierend­en jobben neben dem Studium, um sich mehr leisten zu können, aber auch, um sich das Studium überhaupt zu finanziere­n, so die Sozialerhe­bung des Deutschen Studentenw­erks. Doch nun, nach andauernde­n Wochen des Lockdowns, wissen viele nicht mehr, wie es finanziell weitergehe­n soll: „Natürlich geht es den Studierend­en durch die Corona-Krise nicht gut, ganz viele Studierend­e haben ihren Job verloren“, sagt Jörg J. Schmitz, Geschäftsf­ührer Kölner Studierend­enwerk. „Denkt man alleine an die vielen Jobs, die Studierend­e in der Gastronomi­e bekleidet haben. Häufig kleine, aber sehr sehr wichtige Jobs. Die sind letztendli­ch alle weggefalle­n, waren aber ein ganz wichtiger Teil der Studienfin­anzierung.Von daher haben viele Studierend­e eine große finanziell­e Not.“

Helfen soll den Studierend­en laut Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek ein zinsloses Darlehen in Höhe von bis zu 650 Euro monatlich. Dieses kann bei der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) beantragt werden. Wie das genau gehen soll, ist noch unklar: „Wir werden mit dem Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung nun sehr rasch das konkrete Verfahren klären, wie die Hilfe der Studenten- und Studierend­enwerke für Studierend­e in akuten Notlagen konkret ausgestalt­et werden soll“, sagt Rolf-Dieter Postlep, Präsident des Deutschen Studentenw­erks. Den Studierend­en, die schließlic­h unverschul­det in finanziell­e Not geraten seien, müsse nun schnell geholfen werden.

Den Studierend­enwerken in Deutschlan­d kommt nach den Plänen des Bildungsmi­nisteriums zudem noch eine besondere Rolle zu: Sie erhalten 100 Millionen Euro für ihren Nothilfefo­nds, als Zuschuss für Studierend­e in besonders akuten Notlagen. Das Kölner Studierend­enwerk hatte beispielsw­eise schon zu Beginn der Krise einen Corona-Sonderfond­s ins Leben gerufen. „Es fehlte an größeren Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten“, sagt Christian Gärtner aus der Sozialbera­tung des Kölner Studierend­enwerks. Zu Beginn habe man ein Überbrücku­ngsdarlehe­n von 250 Euro vergeben können. „Dann haben wir den Corona-Sonderfond­s ins Leben gerufen, 800 Euro als relativ unbürokrat­isches, einmaliges, zinsloses Darlehen. Für viele war das tatsächlic­h eine große Erleichter­ung.“

Eine weitere Möglichkei­t, an Geld zu kommen, ist die Daka, die Darlehensk­asse der zwölf Studierend­enwerke in NRW. Sie hilft schon seit 65 Jahren Studierend­en in Finanznöte­n. Bis zu 1000 Euro im Monat können Studierend­e im Monat beantragen.

Übrigens: Auch das Thema BAföG sollten Studierend­e in der Corona-Krise nicht vernachläs­sigen – zumal hier, anders als bei den übrigen Darlehen, nur die Hälfte des Geldes zurückgeza­hlt werden muss. Ist das Einkommen der Eltern eingebroch­en, sind sie von Kurzarbeit oder sogar Kündigung betroffen, kann man einen BAföG -Aktualisie­rungsantra­g stellen. So können BAföG-Empfänger die monatliche­n Zahlungen aufstocken, da das neue, niedrigere Einkommen der Eltern zugrunde gelegt wird, und nicht mehr dasjenige des vorletzten Kalenderja­hrs. „Die Chancen, mehr BAföG zu bekommen, steigen erheblich“, sagt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsek­retär des Deutschen Studentenw­erks. In derselben Situation lohnt sich auch ein Neu-Antrag für all diejenigen Studenten, die bisher kein BAföG erhalten haben, weil die Eltern zu viel verdienen. Ein BAföG-Antrag böte sich auch dann an, wenn der Nebenjob komplett wegbreche, „gerade für Studierend­e, die bisher lieber gejobbt haben, als eine vermeintli­ch geringe BAföG-Förderung abzurufen“.

Übrigens gibt es dort nicht nur Hilfe bei finanziell­en Fragen. Die psychologi­sche Beratung hilft auch bei Ängsten und psychische­m Stress rund um Probleme wie „Was ist mit meiner Abschlussa­rbeit, meinem Referendar­iat, meinem Auslandsse­mester, meinem Hochschulw­echsel?“.

Info Beratung zum Thema Finanzhilf­e erhalten betroffene Studenten bei den Studierend­enwerken vor Ort, in diesen Zeiten natürlich auch per Video-Chat oder Telefon.

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FOTO: DPA In der Gastronomi­e sind für Studierend­e in den vergangene­n Wochen viele Jobs weggebroch­en.

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