Rheinische Post Krefeld Kempen
Zufluchtsorte nach dem Corona-Lockdown
Ein voller Wohnmobilstellplatz am „Aqua Sol“in Kempen und ein bestens besuchter Vinkrather Ferienpark Waldfrieden. Die Menschen sind wieder unterwegs und das Wochenende mit Brückentag lockte. Abstand ist das oberste Gebot.
Der Blick fällt auf 30 akkurat geparkteWohnmobile in den vorgegebenen Stellflächen und sogar auf den vorgesehenen Flächen auf dem benachbartem Parkplatz neben dem Reisemobilpark Kempen am „Aqua Sol“stehen weitere Wohnmobile. „Die Nachfrage ist groß. Es ging von Null auf Hundert. Für das langeWochenende mit dem Brückentag nach Christi Himmelfahrt konnten wir wieder ganz normale Buchungsfragen verzeichnen. Was wir feststellen können ist, dass dieWohnmobilisten derzeit generell länger bleiben und es dementsprechend sogar unter der Woche voller ist als sonst. Die Auslastung ist damit höher als normal“, sagt Dieter Riedel, der zusammen mit seinem Kollegen Matthias Plaschka den Reisemobilpark Kempen betreibt.
Hinter ihnen liegen einsame Wochen. Vor Ostern mussten sie aufgrund der Corona-Pandemie den Stellplatz schließen, wobei es allerdings Ausnahmen gab.„Bei uns waren vier gestrandete Seelen vor Ort, die das ganze Jahr mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind und darin leben. Mit dem Ordnungsamt war abgesprochen, dass sie auf dem Platz bleiben durften“, sagt Dieter Riedel. Als klar war, dass die Wohnmobilstellplätze wieder öffnen dürfen, gab es bei Riedel und Plaschka zahlreiche Anfragen. „Die Stammgäste, die rund 60 Prozent bei uns ausmachen, waren sofort wieder da“, sagt Ursula Riedel.
Vor dem Hintergrund, dass die Stellplätze für die Wohnmobile ohnehin großzügig bemessen sind und es keine sanitären Einrichtungen auf dem Platz gibt, musste nahezu nichts verändert werden. Lediglich das Holzhaus bleibt geschlossen. Die An- und Abmeldung findet draußen statt und jeder Wohnmobilist muss sich mit Adresse und Telefonnummer in Listen eintragen, die nach vier Wochen vernichtet werden. Dass Abstand gehalten wird, versteht sich von selbst.
„Es ist schön, wieder hier zu sein. Wir haben das so vermisst und sofort das langeWochenende genutzt, um von der Eifel nach Kempen zu fahren“, sagt Andrea Barb. Dem kann sich Norbert Schade anschließen. „Wir haben direkt Kempen angesteuert. Hier ist es ruhig und beschaulich“, lobt er. Auch auf dem kleinen Stellplatz an der Burg Uda in Oedt stehen wiederWohnmobile.
Aber nicht nur die Wohnmobilisten sind wieder unterwegs. Im Vinkrather Ferienpark Waldfrieden ist ebenfalls mehr Leben eingekehrt. Alles macht den Eindruck wie immer. Camper sind mit dem Fahrrad in der 40.000 Quadratmeter großen Anlage unterwegs. Vor Wohnwagen sind Vorzelte aufgebaut und jeder hat sich seinen eigenen persönlichen Vorgarten eingerichtet. „Richtig geschlossen hatten wir nicht. Die Dauercamper und die hier fest wohnenden Menschen waren da. Dazu kamen Menschen, die beruflich unterwegs waren und sich eingemietet hatten“, sagt Werner Holt, der die Ferienanlage im Naturpark MaasSchwalm-Nette seit 2004 betreibt. Nun sind es aber wieder mehr Gäste, wobei Holt von einer fast normalen Belegung spricht. Dass Anfragen explosionsartig nach oben gegangen ist, kann er aber nicht sagen. Auch für Pfingsten und die Ferien muss er das Schild„Ausgebucht“noch nicht aufhängen. Die Menschen seien zu
rückhaltend, meint er.
Im täglichen Prozedere hat sich nicht viel geändert. Anmeldeformulare musste jeder Gast schon vor der Corona-Pandemie ausfüllen. Der Badesee darf indes mit Einhaltung der entsprechenden Abstände und einem vorherigen Abduschen in der Außenduschanlage genutzt werden. Die sanitären Anlagen sind geöffnet, wobei sie von maximal fünf Campern gleichzeitig betreten werden dürfen. Das gilt auch für den Gemeinschaftsraum, wo Bücher zur Ausleihe stehen und gekickert werden kann. Dass die gemeinschaft
lich genutzten Einrichtungen regelmäßig gereinigt werden, versteht sich von selbst. Geschlossen ist nur die Gaststätte auf dem Gelände, die normalerweise freitags und samstags am Abend öffnet. „Dafür sind die Auflagen zu hoch. Die Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand, den ich betreiben müsste, um zu öffnen. Zumal mit den Auflagen die Gemütlichkeit irgendwie fehlen würde“, sagt Holt. Er lobt die Camper, die sich allesamt sehr diszipliniert verhalten und auch an den nötigen Abstand denken würden.