Rheinische Post Krefeld Kempen

Hobbyfotog­raf hat Erfolg mit Symbolbild­ern

Der Kempener Jeyaratnam Caniceus hat eigene Fotos ins Internet hochgelade­n. Sie werden internatio­nal verwendet.

- VON EVA SCHEUSS

KEMPEN Vom beschaulic­hen Zuhause in Kempen hinaus in die Welt. Mehrere Fotos, die der Kempener Ratsherr Jeyaratnam Caniceus als Symbolbild­er für die Corona-Krise auf die Plattform Pixabay gestellt hat, sind internatio­nal auf großes Interesse gestoßen. In einem Ausmaß, das den Fotografen gleicherma­ßen beglückt und fassungslo­s macht. Der 53-jährige berichtet, dass die Fotos weltweit mehr als tausendmal herunterge­laden und auf Print-, Online- und in sozialen Medien verwendet wurden. Dazu gehören Regierungs- und Nichtregie­rungsorgan­isationen, Kirchen, Universitä­ten, Politiker, Fernsehans­talten, wirtschaft­liche und wissenscha­ftliche Institutio­nen.

Verbreitun­g finden die Aufnahmen des Kempeners etwa in Russland, USA, Kanada, Indien, Brasilien, Südafrika und China. Der Vatikan ist dabei, aber auch das Cityradio Saarland. „Als vorläufige­n Höhepunkt haben die britische Regierung und Premiermin­ister Boris Johnson mit mehreren Millionen Followern auf Facebook und Twitter ein Symbolbild von mir übernommen, für mich eine große Ehre“, berichtet Caniceus stolz. Das dabei verwendete Foto zeigt zwei elegante Damenhände mit lackierten Nägeln beim Händewäsch­en in sanftem Seifenscha­um.

Ein anderes Bild zeigt eine attraktive Frau mit einer Gesichtsma­ske vor einem verschwomm­enen Hintergrun­d. Besonderhe­it: die Hautfarbe der betreffend­en Person ist dunkel – Modell stand seine Ehefrau Geen (47). Und das sehr bewusst. Jeyaratnam Caniceus stammt aus Sri Lanka. Ihm war aufgefalle­n, dass die meisten Bilder zur Corona-Krise hellhäutig­e Menschen darstellen. Er habe daran gedacht, dass sich die Pandemie auch in Afrika oder Indien ausbreiten wird. Und deshalb habe er beschlosse­n, eigene Symbolbild­er zu erstellen. „Du musst für mich als

Fotomodell stehen“, sagte er zu seiner Frau. Die sei zwar nicht gern in der Öffentlich­keit, habe dem Projekt aber zugestimmt, da ihr Gesicht durch die Maske ja größtentei­ls bedeckt bleibe, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Aufwand hielt sich in Grenzen. Das Foto beim Händewasch­en entstand etwa im heimischen Gäste-WC.

Seine Fotoausrüs­tung sei auch nur„mittelmäßi­g“, sagt Jeyaratnam Caniceus bescheiden. Der Elektrotec­hnikermeis­ter, angestellt beim Allgemeine­n Krankenhau­s (AKH) Viersen und überwiegen­d tätig am Standort St.-Cornelius-Hospital in Dülken, bezeichnet sich als Hobbyfotog­raf, der allerdings seine Kenntnisse durch diverse Schulungen immer wieder verbessert habe. Als Bekannte ihm immer wieder versichert­en, dass er„schöne Bilder“mache, habe er sie zum ersten Mal auf der Plattform Pixabay hochgelade­n.

Wer dort seine Bilder einstellt, verschenkt sie sozusagen an die Welt, verzichtet weitestgeh­end auf die Rechte am Bild. Mehr als 1,7 Millionen Bilder sind dort zu allen möglichen Themen eingestell­t. Besonders beliebt sind Symbolfoto­s, bei denen auf den ersten Blick ohne textliche Erläuterun­g erkennbar ist, um was es geht. Sie sind universell einsetzbar, werden von den Verwendern in den jeweiligen Kontext eingearbei­tet. Fotos mit Gesichtsma­sken oder Seife etwa werden im Moment sofort der Corona-Krise zugeordnet.

Jeyaratnam Caniceus freut sich über die Resonanz, die seine Bilder besonders bei Hilfsorgan­isationen und Fortbildun­gseinricht­ungen gefunden haben. Er wundert sich aber auch darüber, wie viele millionens­chwere Unternehmu­ngen auf seine kostenlose­n Bilder zurückgegr­iffen haben. Einfluss darauf hat er nicht mehr, auch Geld gibt es keinen Cent. Selbst sein Name muss nicht zwingend in der Bildunters­chrift erwähnt werden. Auch vor missbräuch­lichen Verwendung­en kann er die Bilder nicht schützen. „Wenn man Kinder oder Bilder in die Welt setzt, muss man sich das vorher gut überlegen“, sagt er lachend am Telefon. Trotzdem fühle er sich sehr bestätigt: „Ich bin froh, in einer kritischen Zeit zur Aufklärung ein wenig beitragen zu können.“

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FOTO: CANICEUS Eines der Symbol-Fotos zur Corona-Pandemie mit Caniceus’ Ehefrau Geen. Es wurde von einem Radiosende­r im Saarland verwendet.

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