Rheinische Post Krefeld Kempen

Fußball will keine Veränderun­gen

- VON GIANNI COSTA DFB RUFT ZU GESCHLOSSE­NHEIT AUF, SPORT

Der Fußball hierzuland­e gibt sich in diesen Tagen ganz bescheiden. Man habe verstanden, dass es Veränderun­gen geben müsse, hieß es. DFB-Präsident Fritz Keller hat nun auf dem Bundestag des Verbands verkündet, was eines der größten Probleme der Branche ist. Die Kritik von Fans sei ausgesesse­n worden, „auch weil man es sich erlauben konnte“. So deutlich hat es selten ein Spitzenfun­ktionär ausgesproc­hen: Man hat vor Arroganz gestrotzt und sich nicht um andere Meinungen und Interessen geschert. Jetzt soll alles anders werden. Aber es ist längst so viel Vertrauen verspielt worden, dass man diese Ankündigun­gen einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Jegliche Bedenken zur Dritten Liga zum Beispiel wurden einfach abgebügelt.

Sobald der Fußball wieder etwas erstarkt ist, wird sich exakt nichts ändern. Weil es viel zu viele Abhängigke­iten gibt und es illusorisc­h ist, dass sich der Wettbewerb generell regulieren ließe. Das ist schon alleine deshalb nahezu unmöglich, weil es in den europäisch­en Top-Ligen ganz unterschie­dliche Möglichkei­ten gibt, in Vereine zu investiere­n. Man kann für alles schöne Worte finden, im Kern wird es aber darum gehen, Gewinne zu steigern. Nicht mehr, nicht weniger.

Der DFB hat sich schon oft einen Neuanfang verordnet. Auch Keller hat das angekündig­t. Doch unter ihm geht alles seinen gewohnten Gang. Am auffälligs­ten war bisher sein Auftritt im ZDF-Sportstudi­o mit aufgekremp­elter Jeans und roten Socken. Inhaltlich enttäuscht­e er. Er hat mit unüberlegt­en Aussagen viel Kredit verspielt. Dazu gehört auch der Verdacht, Keller strebe entgegen seiner bisherigen Ankündigun­gen doch einen gut bezahlten Posten imVorstand desWeltver­bands Fifa an. Es scheint, als habe man tatsächlic­h nur sehr wenig verstanden – oder wahrschein­licher: Man will einfach nicht verstehen.

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