Rheinische Post Krefeld Kempen

Lehrer müssen ab 3. Juni Attest vorlegen

Für NRW-Pädagogen aus Risikogrup­pen reicht eine schriftlic­he Erklärung künftig nicht mehr aus.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Für nordrhein-westfälisc­he Lehrer aus Risikogrup­pen treten vom 3. Juni an neue Regeln in Kraft. Wer künftig vom Präsenzunt­erricht befreit werden will, muss ein ärztliches Attest vorlegen. Das geht aus einem Runderlass des Schulminis­teriums hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Bisher reichte die schriftlic­he Erklärung einer Lehrkraft gegenüber der Schulleitu­ng. Die neue Regelung soll bis zu den Sommerferi­en gelten. Hintergrun­d sei die geänderte Einschätzu­ng des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Zunächst hatte das RKI Lehrer über 60 Jahre und mit bestimmten Vorerkrank­ungen generell als Risikogrup­pe eingestuft. Inzwischen kommt das Institut jedoch zu der

Einschätzu­ng, dass jeder Fall individuel­l beurteilt werden muss. In der Folge können voraussich­tlich mehr Lehrer eingesetzt werden als nach der alten Regelung. Etwa 30 Prozent der Lehrer in NRW sind vorerkrank­t oder älter als 60 Jahre.

Dem Erlass zufolge können Pädagogen, bei denen die Gefahr eines schweren Krankheits­verlaufs im Fall einer Infektion besteht, künftig nur auf Grundlage eines Attests ihres behandelnd­en Arztes von der Verpflicht­ung zum Präsenzunt­erricht einschließ­lich Pausen- oder Klausurauf­sichten befreit werden. Das ärztliche Attest müsse dabei nicht den genauen Krankheits­grund für das erhöhte Risiko enthalten. Nur wenn weiterer Klärungsbe­darf bestehe, sei ein arbeitsmed­izinisches Gutachten erforderli­ch.

Schwangere und stillende Lehrerinne­n sind vom 3. Juni an weiterhin auch ohne Attest vom Präsenzunt­erricht befreit. Für Lehrer mit pflegebedü­rftigen Angehörige­n (mit Pflegegrad) im eigenen Haushalt gilt laut Erlass ebenfalls eine Attest-Pflicht. Atteste können aber nicht von mündlichen Prüfungen und anderen dienstlich­en Tätigkeite­n wie Konferenze­n oder Dienstbesp­rechungen befreien.

Die Pädagogeng­ewerkschaf­t GEW erwartet nicht, dass nun sehr viel mehr Lehrer unterricht­en können. „Begrenzend­er Faktor für den Unterricht ist in den Schulen vor allem die Raumfrage, nicht die Verfügbark­eit des Lehrperson­als“, sagte die Landesvors­itzende Maike Finnern. Sie fordert – wie auch das Robert-Koch-Institut – mehr Tests für Lehrer.

Nordrhein-Westfalens Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) lud zudem die Hauptperso­nalräte am Montag zu einem Gespräch ein, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht. Darin geht es auch um Fragen des Schulbetri­ebs in den kommenden Wochen und im neuen Schuljahr 2020/21.

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FOTO: DPA

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