Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadtterrasse ist Herz der Promenade
Der Bau der Promenade und der Stadtterrasse geht zügig voran. An der Verbindung der einzelnen Teilabschnitte hapert es noch. Doch bereits jetzt lässt sich erahnen, was für ein Gewinn das Projekt für Krefeld sein wird.
Mit dem Bau der Krefelder Promenade geht es in großen Schritten vorwärts. Die Eröffnung des ersten Teilstücks zwischen Feuerwache und Trift steht unmittelbar bevor. Die Fahrt über den frisch geteerten, breiten Radweg, der mit neu gepflanzten Bäumen flankiert ist, lässt erahnen, was für ein Gewinn die Krefelder Promenade sein wird. Für Radler und Spaziergänger, die den Weg in ihrer Freizeit nutzen, aber auch für Rad-Pendler, die künftig sicher und in zügigem Tempo die Stadt durchqueren können.
Und auf dem Dach des Südbahnhofs ist der „Bahnsteig“der Stadtterrasse fertig, die das Herzstück der Krefelder Promenade sein wird. Bis zur Eröffnung des Parks in Hochlage am Rande der Innenstadt dauert es gar nicht mehr so lange. Schon jetzt ist die künftige Struktur der Terrasse gut zu erkennen, denn vor wenigen Tagen wurden die Beton-Arbeiten fertig gestellt. Der Entwurf des Berliner Architekten Sebastian Pötter greift den Grundriss des historischen Bahnsteigs auf. Noch in diesem Herbst, berichtet Bauleiter Thomas Heimberg, werden dieWege und Grünanlagen angelegt, der Auftrag für diese Außenanlagen ist bereits vergeben. Etwas länger dauert es, bis die Metall-Gewerke in Angriff genommen werden können, darunter der Zaun. Die alte Bausubstanz wird unter Denkmalschutzgesichtspunkten saniert. Heimberg rechnet damit, dass das Projekt Stadtterrasse Mitte 2021 eröffnet werden kann.
Die Terrasse wird vorerst ein Solitär sein. Obwohl weite Teile der Promenade zwischen Feuerwache und Linn bereits so gut wie fertig sind, wird die Anbindung der Stadtterrasse noch auf sich warten lassen. Geplant ist, dass das Vorzeigeprojekt mit Bühnenanlage, Park und Spielplatz über Brücken mit dem Fahrrad zu erreichen sein wird. Eine davon wird über die Kölner Straße zur südlichen Seite des Bahnhofs führen, eine Rampe soll auf dem Gelände der Alten Post entstehen. In der anderen Richtung wird eine Rampe auf dem Gelände der im Bau befindlichen Moschee errichtet. Bis diese Anbindungen fertig sind, können Fußgänger über eine Treppenanlage auf die Stadtterrasse gelangen, außerdem gibt es einen barrierefreien Zugang durchs Innere des Südbahnhofs. Geplante Standorte für weitere Rampen sind am Voltaplatz, an der Alte Gladbacher Straße sowie am Nauenweg. Für den Bau des Promenaden-Wegs zwischen Feuerwache und Südbahnhof gibt es noch keinen Zeitrahmen.
Einen Haken gibt es betreffend des ersten fertigen Teilstücks Feuerwache Richtung Trift: Für die nächsten paar Jahre ist die Promenade eine Sackgasse und endet in einer Wiese kurz vor der Straße Weiden. Wer weiter Richtung Linn fahren möchte, muss umkehren und die Promenade verlassen, weil es an dieser Stelle nicht weitergeht. Es heißt: Warten auf die Deutsche Bahn, die die Brücken über die Straße„Weiden“erneuern will. Mit dem Bau geht es frühestens 2023 los. In diesem Zuge soll ein Rampenstützbau mit vier Metern Breite entstehen. Sowohl die Krefelder CDU als auch die Grünen hoffen, dass für die Sackgasse eine provisorische Zwischenlösung gefunden werden kann, so dass ein Zugang zur Promenade möglich wird.
Eine andere Idee hat Ana Sanz von den Grünen ins Spiel gebracht: Sie wünscht sich einen direkten Zugang von der Promenade zur Gastro-Meile Großmarkt. Schienen seien schon entfernt worden. Es gebe deshalb keinen Grund, diese Maßnahme auf die lange Bank zu schieben, zumal dadurch auch die Radanbindung von Oppum an die Innenstadt deutlich verbessert werden könne, sagt Sanz. „Ein Anschluss an den Großmarkt ist möglich“, erklärt Norbert
Mosters vom Kommunalbetrieb. Die dafür benötigten Grundstücke seien im Besitz der Stadt. „Es gibt aber bislang weder eine Planung und auch noch keine Fördermittel.“
Der Abschnitt von Weiden bis zur Trasse entlang der Straßenbahnschienen Richtung Linn wird zum Teil über das Schulgelände der Gesamtschule führen. Die Kreuzung mit der Kuhleshütte soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Fleißig gebaut wird am Teilstück zwischen Gesamtschule Oppum und Linn. „Krefelder Promenade – Zweiter Bauabschnitt: Kuhleshütte bis Hausbend“verkündet ein Transparent am Absperrzaun an der Kreuzung Hafenstraße/Ossumer Straße. Dahinter können Neugierige im parkartigen Grün in der Nähe der Autobahnbrücke die Wegführung der neuen Radtrasse ausmachen, die dem alten, inzwischen beseitigten Bahngleis der Hafenbahn über mehr als 400 Meter parallel zu den Straßenbahngleisen Richtung Oppum folgt. Auch die kurze Untertunnelung der DB-Strecke kurz vor dem vorläufigen Endpunkt der Promenade kann in die Radstrecke eingefügt werden. Nach Auskunft der
Stadt liegen die Arbeiten im Zeitplan und werden zum Spätherbst abgeschlossen sein.
Ein Gefahrenpunkt für Radfahrer, die die Burg Linn besuchen wollen, stellt die Querung der Ossumer Straße dar. Anwohner berichten über häufige verbotswidrige Einfahrten von LKW, die die Freigabe nur für Anlieferverkehr bewusst missdeuten.
Strittig sind auch einige Straßenquerungen in Oppum. Vorfahrtsberechtigter Radschnellweg oder innerstädtische Radpromenade? Diese Frage hatte den Vorschlag einer Schließung der stark frequentierten Glindholzstraße sowie der Maybachstraße aufgeworfen und offenen Streit erzeugt (wir berichteten). Die Verwaltung wollte die Straßenbahnübergänge für den Autoverkehr komplett schließen. Dieser Plan ist vorerst vom Tisch.
Für das 2,2 Kilometer lange Teilstück nach Linn sind knapp 4 Millionen Euro veranschlagt. Für die Weiterführung von Linn nach Uerdingen existieren noch keine konkreten Pläne. Angedacht ist, die Promenade vom jetzigen Endpunkt straßenbegleitend zur oberen Rheinbabenstraße und Königsberger Straße Richtung Uerdingen zu führen. Nördlich der Unterführung zur Berliner Straße / B288 könnte der Radweg dann zur Bahntrasse Mönchengladbach – Duisburg geführt und in Höhe des Pumpwerkes am Rundweg einen vorhandenen Fußgängertunnel zu Unterquerung der Bahnstrecke nutzen, um entlang der Lange Straße den Uerdinger Bahnhof zu erreichen.
Es ist viel Zeit vergangen, seit 1998 der Gedanke einer Radachse quer durch Krefeld aufkam. Als Vorbilder gelten die Wuppertaler Nordbahntrasse oder der Remscheider Korkenzieher-Radweg. Wer diese reich begrünten ehemaligen Bahnhöhentrassen mit ihrem weit reichenden Ausblick einmal befahren hat, weiß um deren hohe Attraktivität für Arbeitnehmer wie für Touristen. Wie diese will auch die Krefelder Promenade kein Radschnellweg wie der nach Essen führende RS1 sein, sondern soll eher zum Verweilen einladen. Neben der vier Meter breiten Radspur verläuft über weite Strecken ein begrünter Fußweg mit vielen Sitzbänken. Als West-OstRoute soll die Krefelder Promenade über 16,5 Kilometer die Stadtteile Forstwald, Benrad, Stadtmitte, Dießem, Oppum, Linn und Uerdingen verbinden. In ganz ferner Zukunft könnte die Promenade über den Anschluss an Radfernwege Krefeld mit Venlo, Mönchengladbach, dem Ruhrgbiet und dem Niederrhein verbinden, von denen einige bereits in der Planungsphase sind.
Der Anteil der Bürger, die häufig das Fahrrad nutzen, liegt in Krefeld deutlich höher als in anderen vergleichbaren Großstädten. Die Krefelder Radfahrer sind es auch, die den maroden Zustand vieler Radwege in ihrer Heimatstadt heftig kritisieren. In einem vor zwei Jahren erhobenen Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) erreichte Krefeld unter den gleich großen Städten nur den 19. von 25 Rängen. Langsam scheint sich aber der Wert des Fahrrades als umweltfreundliches Verkehrsmittel herumzusprechen, das im Vergleich zum Auto nur wenig Platz beansprucht. Im Rahmen der „Krefelder Fahrradinitiative“strebt die Stadt einen Anteil des Fahrrades von 30 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen an.