Rheinische Post Krefeld Kempen

Autocomedy - Lachen mit der Lichthupe

- VON SVEN SCHALLJO

Dicht an dicht, oder besser gesagt Autoblech an Autoblech erlebten viele Gäste am Sonntagabe­nd im Autokino auf dem Sprödental­platz die Auftritte der eingeladen­en Comedians – statt gelacht wurde f leißig geblinkt.

Kurz bevor die Outdoor-Auto-Comedy auf dem Sprödental­platz beginnt, regnet es wie aus Eimern. Doch während dieWitteru­ng für die Künstler, die auf einer Bühne auftreten, durchaus ungemütlic­h ist, sitzen die Besucher trocken und warm in ihren Autos. Rund 200 sind es, die über ihr Autoradio den Ton empfangen, während sie auf der großen Kinoleinwa­nd, gefilmt von sieben Kameras, das Bild der Comedians auch aus der letzten Reihe sehen.

Zu Beginn gibt es eine Einweisung in die Symbolik. Hupen soll, mit Rücksicht auf die Anwohner, eigentlich nur vor und nach den Auftritten erfolgen. Applaus und besonders Lachen soll mit Lichthupe und Blinker erfolgen. Das ist zwar weniger unmittelba­r als echtes Lachen in einem Saal, was sich auch in einiger Verzögerun­g zeigt, aber die Krefelder sind aufmerksam. „Ich bin nun schon siebenmal vor Autos aufgetrete­n, und manchmal wirkt es so, als würden die Leute einfach nur drauflos hupen und blinken. Schon vor der Pointe. Hier war zu spüren, dass die Besucher dem Auftritt aufmerksam folgen. Das Blinken kam im passenden Moment auf“, sagt Helmut Senftensch­neider, einer der vier Comedians, die, neben Moderator Rüdiger Höffgen, auftreten.

Darunter ist auch der Krefelder David Werker. Für ihn ist sein „Heimspiel“etwas Besonderes.„Ich hätte mir nie träumen lassen, mal auf dem Sprödental­platz zu arbeiten. Höchstens als Chipverkäu­fer am Autoscoote­r“, sagt er lachend. Vom Konzept der Auftritte vor Autos ist er überzeugt. „Ich finde, es war sehr gut. Es ist etwas Anderes, als die normale Interaktio­n mit dem Publikum. Aber es hat seinen Reiz. Vielleicht bleibt es ja auch nach Ende der Beschränku­ngen eine Form des Auftritts. Ich könnte mir das vorstellen“, sagt der 36-Jährige. Auch Organisato­r Höffgen ist zufrieden. „Ich habe mir im Vorhinein auch selbst eine solche Veranstalt­ung aus der Nähe angesehen und war als ganz normaler Besucher in einer Auto-Comedy-Veranstalt­ung. An hupen und blinken muss man sich gewöhnen, aber dann klappt es ganz gut. Das war auch heute hier zu sehen“, sagt er. Insgesamt sei die Premiere der Auto-Comedy jedenfalls ein Erfolg.

Dem pflichten auch die Besucher bei. „Es hat uns super gefallen. Wir waren auch schon im Autokino. Schade, dass es die erste und auch letzte Veranstalt­ung dieser Art war. Wir würden wiederkomm­en“, sagen

Julia Pluschke und Michael Fraunhofer. Sie hatten die Karten über die Stadtwerke gewonnen. „Aber wir wollten ohnehin herkommen. Wir hätten sie auch bezahlt, wenn wir nicht gewonnen hätten“, versichern die beiden. Auch Jennifer Schwalm und Marc Dormis sind hochzufrie­den.„Wir gehen oft zu Comedy-Veranstalt­ungen. Das hat in den vergangene­nWochen gefehlt, es wurde Zeit, dass mal wieder etwas kommt“, sagt Dormis. Auch sie sind erfahrene Autokino-Besucher.„Darum haben wir uns gut eingedeckt.Von Popcorn bis zu Getränken hatten wir alles dabei“, erzählt Schwalm.

So ist es am Ende für alle Beteiligte­n ein erfolgreic­her und schöner Abend, der auch einige nachdenkli­che Töne bringt. So sagt Höffgen in seinem Auftritt, dass die Milliarden zur Lufthansa-Rettung wohl besser bei Gehältern für Pflegekräf­ten aufgehoben seien. Auch sei die Kunst durchaus systemrele­vant, so Höffgen. Diesen Aussagen folgt das wohl größte Hupkonzert des Abends als Applaus. Das mag nicht jedem Anwohner gefallen, doch für einen Abend ist wohl auch das zu verkraften.

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FOTO: THOMAS LAMMERTS Humor mit Abstand: Die Krefelder Comedian David Werker, Helmut Sanftensch­neider und Michael Steinke präsentier­en Comedy und Kleinkunst im Autokino. Rüdiger Höfken übernahm die Moderation des Abends.

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