Rheinische Post Krefeld Kempen
Fortuna verschenkt nach Führung schon 22 Punkte
DÜSSELDORF Vielleicht sollten die Offiziellen von Fortuna Düsseldorf beantragen, statt der offiziellen Bundesliga-Tabelle zwei Spezialwertungen heranzuziehen. Zum Beispiel jene, die mit dem Amtsantritt von Trainer Uwe Rösler am 20. Spieltag beginnt – dann wäre Fortuna Neunter statt Drittletzter und hätte fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Noch besser sähe es für sie aus, wenn ein Fußballspiel nach dem ersten Treffer beendet wäre: Dann hätten die Düsseldorfer in dieser Saison nicht neun Führungen verspielt und so 22 Punkte liegenlassen. Zählt man diese zum tatsächlichen Konto dazu, würde Fortuna um die Europa League spielen – selbst wenn man die drei Zähler abzieht, die der Klub nach eigenen Rückständen noch einfuhr.
Wirklich überraschend kam es somit nicht, dass die Mannschaft am Sonntagabend beim 2:2 in Köln einen 2:0-Vorsprung aus den Händen gab. „Es ist leider kein neues Problem“, sagt Trainer Uwe Rösler, „es ist ein Prozess, den es jetzt so schnell wie möglich zu ändern gilt.“Bloß wie? Schon sein Vorgänger Friedhelm Funkel, unter dem fünf Führungen verlorengingen, bemühte sich vergeblich um eine Verbesserung auf diesem Sektor.
„Das war sehr ärgerlich“, gibt Rösler zu. „Als der Ball zum 2:2 einschlug, konnte ich es irgendwie gar nicht glauben. Ich war regelrecht sprachlos, aber das hat sich dann schnell gelegt. In der Kabine haben wir viel und sehr offen geredet.“Die Mannschaft habe nach dem 1:2 Nerven gezeigt, meint der Coach. Die Einwechslung von Kasim Adams als zusätzlichem Innenverteidiger sei nötig gewesen gegen die kopfballstarken Kölner – aber keinesfalls ein Signal an die Fortunen, sich so weit zurückzuziehen. „Im Hinspiel haben wir nach unserem 2:0 das gleiche System gespielt und 2:0 gewonnen“, sagt er in Richtung seiner Kritiker im Netz.
„Köln hat Chaos erzeugt, wir haben uns anstecken lassen“, erklärt Rösler. „Dabei hatten wir in den letzten Minuten sehr viele erfahrene Spieler auf dem Platz.“In einem Punkt lenkt der Coach jedoch ein: Fünf Wechsel, so gut sie der Physis der Spieler täten, seien für den Spielfluss eben nicht förderlich. Tatsächlich verlor Fortuna mit fünf Neuen ab der 80. Minute komplett ihre Linie. Schon am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Schalke muss der Drittletzte es besser machen, darf sein Konzept – das 80 Minuten lang guten Fußball brachte – nicht aufgeben. Rösler ist davon überzeugt: „Das wird nicht wieder vorkommen.“