Rheinische Post Krefeld Kempen

Heimatvere­in kämpft um das Rathaus

- VON STEPHANIE WICKERATH

Für den Erhalt des Vorster Rathauses in städtische­r Hand hat sich der Heimatvere­in Vorst mit einem Bürgerantr­ag stark gemacht. Die Mehrheit der Politiker im Hauptaussc­huss lehnte diesen Vorschlag aber ab.

VORST Es ist ein außergewöh­nlich schönes Haus, das fast 110 Jahre alte Vorster Rathaus an der St. Töniser Straße. Im Dezember 2019 hat der Stadtrat mit zwei Gegenstimm­en aus der GUT beschlosse­n, das Denkmal zu verkaufen, um mit den Einnahmen den Neubau eines gemeinsame­n, großen Verwaltung­sgebäudes für St. Tönis und Vorst zu finanziere­n. Der Heimatvere­in Vorst will den Verkauf verhindern. Die Mitglieder haben einen Bürgerantr­ag gestellt und gefordert, dass das Rathaus in städtische­r Hand bleibt und öffentlich genutzt werden kann.

„Viele Tönisvorst­er Vereine suchen Räumlichke­iten“, heißt es in der Begründung zum Antrag, alle bräuchten Versammlun­g-, Probenund Lagerräume. Dafür sei das Rathaus gut geeignet. Außerdem, schreiben die Antragstel­ler weiter, handele es sich um ein „Stück Vorster Identität“, ein „historisch wertvolles Denkmal und staatliche­s Gebäude, das das Ortsbild prägt“. Aber weder diese Argumente noch die Unterschri­ftenliste, die dem Bürgerantr­ag beigelegt war, konnten die Politiker im Hauptaussc­huss davon überzeugen, den Ratsbeschl­uss vom Dezember zu kippen.

Uwe Leuchtenbe­rg, Bürgermeis­terkandida­t der SPD, versuchte noch, die anderen Fraktionen und dieVerwalt­ung umzustimme­n.„Wir haben diesen Beschluss im Dezember gefasst, weil nicht bekannt war, dass es andere Interessen an diesem Haus gibt“, sagte der Ratsherr. Man sollte gemeinsam mit den Vorster Vereinen darüber nachdenken, was mit dem Rathaus geschehen könne und wie der Erhalt des Hauses, das seit 1984 unter Denkmalsch­utz steht, finanziert werden könne.

Dem widersprac­h die CDU-Fraktion. „Der Beschluss soll aufrecht erhalten bleiben“, sagte Andreas Hamacher, aber im anstehende­n Investoren­verfahren sollten die Interessen der Vereine eingebrach­t werden, schlug der CDU-Vertreter vor. Gegen die Stimmen von SPD und GUT beschloss der Hauptaussc­huss schließlic­h mit der Mehrheit aus CDU, FDP und UWT (die Grünen konnten krankheits­bedingt keinen Vertreter zur Sitzung entsenden), dass das Vorster Rathaus verkauft werden soll.

Dazu ruft auch die Vorlage der Verwaltung auf, die nochmal darauf hinweist, dass das Gebäude in den kommenden Jahren grundlegen­d saniert werden müsse. Besonders das Dach und die Dämmung seien problemati­sch, weshalb das alte Rathaus hohe Energiekos­ten verursache. „Aus wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten kann eine sinnvolle Sanierung des Gebäudes durch die

Stadt Tönisvorst nicht durchgefüh­rt werden“, heißt es in der Vorlage. Beispiele aus umliegende­n Kommunen hätten aber gezeigt, dass durch den Verkauf von alten Rathäusern an private Investoren der Erhalt der Gebäude gesichert werde und sogar „einen Mehrwert für die Bürgerinne­n und Bürger“darstelle.

Wünschensw­ert wäre es, denn das zweigescho­ssige Backsteing­ebäude mit dem Treppengie­bel im Renaissanc­e-Stil ist ein besonderes

Haus. Wer das Gebäude betritt, findet sich in einem großzügig gestaltete­n Treppenhau­s wieder, das in den Sitzungssa­al führt. Der große Raum mit den Möbeln, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, ist von drei bleivergla­sten Fenstern im Jugendstil geprägt, die dem Saal eine besondere Atmosphäre geben.

1913 wurde das Vorster Rathaus eröffnet, und es gehört bis heute zu den repräsenta­tivsten Gebäuden der Stadt, obwohl es in seiner Geschichte zwei schwere Schläge abbekommen hat. Im Herbst 1940 fegte ein Orkan durch den Ort, der einen großen Teil der Dachziegel mitnahm. In die oberen Geschosse drang Regen ein. Nach dem Regen kam das Feuer: Im September 1942 schlug eine Brandbombe ins Rathaus ein. Und so war das Gebäude nach dem Krieg in keinem guten Zustand, wurde aber nach und nach renoviert und bekam noch einen Anbau mit weiteren Büroräumen und einen großen Parkplatz im Hof.

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ARCHIVFOTO: HEIMATVERE­IN VORST 1913 wurde das Vorster Rathaus eröffnet, und es gehört bis heute zu den repräsenta­tivsten Gebäuden der Stadt. Es müsste nun allerdings aufwendig saniert werden.

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