Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizei erschießt geflohenen Patienten

Zwei Männer entkommen aus Klinik in Bedburg-Hau. In Aachen endet die Flucht.

- VON MARC CATTELAENS

KREIS KLEVE Die Flucht dauerte einen Tag. Dann konnte die Polizei nach einer Großfahndu­ng zwei aus der LVR-Klinik in Bedburg-Hau im Kreis Kleve geflohene Patienten auf einem Schulgelän­de in der Aachener Innenstadt stellen. Eine unbeteilig­te Frau, so die Schilderun­g der Beamten, wurde kurzzeitig bedroht, dann fiel ein Schuss. Einer der beiden Männer wurde so schwer verletzt, dass er trotz sofortiger notärztlic­her Versorgung starb.Weitere Informatio­nen lagen zunächst nicht vor.

Der Ausbruch ereignete sich in den späten Abendstund­en des Montag. Nach den Erkenntnis­sen der Polizei hatten die beiden 38 und 43 Jahre alten Männer gegen 22.45 Uhr, mit Küchenmess­ern bewaffnet, einen Pfleger in ihre Gewalt gebracht. Nachdem sie einen zweiten Pfleger eingeschlo­ssen hatten, drängten sie ihr Opfer unter einem Vorwand dazu, die Zugangstür­en zum Gebäude durch die Pforte öffnen zu lassen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion sagte der Pfleger unter dem Druck der Geiselnehm­er der Pforte, er müsse nach draußen, um mit den Patienten Müll zu entsorgen.

Anschließe­nd flüchteten die Männer mit dem Fahrzeug ihres Opfers, einem weißen Ford Mondeo. Danach verlor sich ihre Spur. Obwohl sich zahlreiche Zeugen bei der Kreispoliz­ei Kleve meldeten, die die beiden Patienten gesehen haben wollten, hatte die Behörde am Dienstag zunächst keinerlei Kenntnis über ihren Aufenthalt­sort. Am Nachmittag wurde der Wagen dann von einem Zeugen im etwa 150 Kilometer entfernten Aachen entdeckt, parkend und ohne Insassen. Die Polizei bat in einer Mitteilung die Bevölkerun­g, den Notruf 110 anzurufen, wenn einer der als gefährlich eingestuft­en Männer gesehen wird.

Die beiden waren wegen Raubdelikt­en verurteilt worden und befanden sich seit Oktober beziehungs­weise Dezember 2019 im Maßregelvo­llzug in der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Sie haben, so eine LVR-Sprecherin, vor ihrer Unterbring­ung in der Klinik in Bedburg-Hau im Rheinland gewohnt, in welchen Orten, konnte die Sprecherin nicht sagen. Untergebra­cht waren sie in einem der stark gesicherte­n Altbauten.

Die Unterbring­ung von gewaltbere­iten Patienten in diesen teils 100 Jahre alten Bauten wird seit Jahren kritisiert. So beschrieb der Personalra­t des Landschaft­sverbands nach einem Ausbruchsv­ersuch und Tumulten unter rund 20 Patienten im November 2018 die Gebäude als „herabgewir­tschaftet“. Die Situation im Drogen-Bereich der Forensik galt als schwierig. Es herrsche ein „enormer Aufnahmedr­uck“, es komme immer wieder zu Überbelegu­ngen. Die Forensik in Bedburg-Hau verfügt laut LVR über 382 Plätze. Derzeit seien dort 416 Patienten stationär untergebra­cht. Das Land NRW will 27 Millionen Euro in einen Neubau mit 69 Betten für die Forensik investiere­n.

Ein spektakulä­rer Ausbruch ereignete sich im Mai 2017. Mit einer selbst gebastelte­n Waffe hatten zwei Patienten des Maßregelvo­llzugs einen Pfleger als Geisel genommen und ihn verletzt. Einem der Geiselnehm­er gelang zunächst die Flucht, er wurde zwei Tage später gefasst.

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FOTO: DPA Die Sicherheit­schleuse in der Psychiatri­e in Bedburg-Hau.

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