Rheinische Post Krefeld Kempen

Zielke-Abwahl: Umweltdeze­rnat soll an Grüne gehen

- VON JENS VOSS

Die SPD hat mit der Abwahl von Stadtdirek­torin Beate Zielke den Weg freigemach­t für eine neue rotrot-grüne Zusammenar­beit und für die Besetzung wichtiger Posten mit eigenen Leuten oder Favoriten der Grünen. So sieht es jedenfalls die CDU, und dafür spricht auch eine Besonderhe­it in der Ratssitzun­g: Nach der Bekanntgab­e des Ergebnisse­s contra Zielke war es sage und schreibe 35 Sekunden lang mucksmäusc­henstill. Es war wie ein Luftanhalt­en; der politische Bruch zwischen Schwarz und Rot stand fast greifbar im Raum. CDU-Spitzenleu­te reagierten tief verärgert und warfen der SPD vor, mit dem Bruch von Absprachen ein Postengesc­hacher zur Versorgung verdienter Genossen eröffnet zu haben. SPD-Fraktionsc­hef Benedikt Winzen wies das kategorisc­h zurück.

CDU-Fraktionsc­hef Philibert Reuters bekräftigt­e den Vorwurf des Wortbruchs und nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Die Wiederwahl Zielkes sei mit der SPD bereits vor anderthalb Jahren fest ausverhand­elt worden, und zwar in einem Paket mit dem Sozialdeze­rnat und Vorstand des Kommunalbe­triebs (beide an die SPD) und Kämmerei und Stadtdirek­torat für die CDU. Reuters ist nun davon überzeugt, dass das Dezernat VI (Umweltdeze­rnat, ehemals geführt von Thomas Visser) an die Grünen geht – das sei der „Preis für die zukünftige Bereitscha­ft der Grünen, weitere SPD-Personalfo­rderungen zu unterstütz­en“, so Reuters. Im Ratssaal im Seidenwebe­rhaus wurde während der Sitzung bereits ein Wunschkand­idat der Grünen gehandelt: Demnach ist Sabine Lauxen, Umweltdeze­rnentin in Oberhausen und Mitglied der Grünen, im Gespräch.

SPD-Kandidat für die Zielke-Nachfolge sei Sozialdeze­rnent Markus Schön, „und auch für Herrn Plassmann wird noch nach Höherem geforscht“, so Reuters. Hintergrun­d: Dirk Plassmann war Fraktionsg­eschäftsfü­hrer der SPD, ist jetzt Leiter des Büros von Oberbürger­meister Frank Meyer und gilt als strategisc­her Kopf hinter den für die SPD erfolgreic­henWahlkam­pagnen, die Meyer ins Amt und seine Fraktion auf Augenhöhe mit der CDU gebracht haben.

SPD-Fraktions- und Parteichef BenediktWi­nzen wies die CDU-Anwürfe zurück; die SPD habe fachliche Kritik an Zielkes Amtsführun­g (wir berichtete­n); so habe sich unter ihrer Leitung in wichtigen Zukunftsth­emen wie Personalma­nagement, Digitalisi­erung und Verwaltung­sstruktur nichts bewegt. Es sei auch nicht sein Ziel, aus Parteitakt­ik die Zusammenar­beit mit der CDU zu beschädige­n; er wies auf mehrere erfolglose Gesprächsv­ersuche hin.

Bei der FDP-Fraktion stößt die Ausschreib­ung der Nachfolge von Umweltdeze­rnent Thomas Visser auf Unverständ­nis. Mit der Ausschreib­ung „bei gleichzeit­igem Verzicht auf eine neue Festlegung der Geschäftsb­ereiche hat Oberbürger­meister Frank Meyer den Status quo fortgeschr­ieben“, betonte FDP-Fraktionsc­hef Joachim Heitmann. Aus Sicht der Liberalen bleibt damit das Thema Wirtschaft sträflich unterbelic­htet. Aus Meyers „vollmundig­er Zusage im vergangene­n Jahr, im Verwaltung­svorstand eine Zuständigk­eit für Wirtschaft zu schaffen, ist nichts geworden“, so der FDP-Mann weiter. „Am besten wäre es, wenn der Oberbürger­meister, der auch Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates der Wirtschaft­sförderung ist, gleichzeit­ig Wirtschaft­sdezernent wäre.“

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RP-ARCHIV: LAMMERTZ Stadtdirek­torin Beate Zielke bekam im Rat keine Mehrheit und wird nach 16 Jahren Dienst aus dem Amt ausscheide­n.

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