Rheinische Post Krefeld Kempen

Bandoneon - wie es ein Klassiker wurde

- VON ÖZGE KABUKCU

Vom Niederrhei­n in die Welt: Ein neu erschienen­es Buch erzählt die Geschichte des Instrument­s, das ein Krefelder Musikhändl­er erfand und nun das Aushängesc­hild des argentinis­chen Tangos ist. Es ist im Buchhandel erhältlich.

Bandoneon und Krefeld – die Geschichte reicht 150 Jahre zurück. „Ich kenne keine Stadt, die sich ein Instrument zu eigen machen kann, die sagen kann, es kommt tatsächlic­h von hier“, sagt Gabriele König, Kulturbeau­ftragte der Stadt Krefeld. Die Besonderhe­it, die in der Seidenstad­t regelmäßig mit dem Bandoneon-Festival gefeiert wird, ist jetzt auch schwarz auf weiß hinterlegt. Die Musikwisse­nschaftler­in Janine Krüger hat das Buch „Heinrich Band. Bandoneon – Die Reise eines Instrument­s aus dem niederrhei­nischen Krefeld in die Welt“geschriebe­n, das ab sofort im Buchhandel erhältlich ist.

Ohne die Erfindung des Musikinstr­uments Bandoneon von Heinrich Band wäre der argentinis­che Tango nicht zu dem geworden, was er heute ist: Weltkultur­erbe. Wie kein anderes Instrument ist es untrennbar mit dem Tanz und Lebensgefü­hl verbunden – als südamerika­nischeVers­ion des Akkordeons.

Die Erfindung von Heinrich Band brachten einst deutsche Einwandere­r nach Argentinie­n. In der Mitte des vergangene­n Jahrhunder­ts verbreitet­e sich das Handzugins­trument in Südamerika, vor allem in Uruguay. „Band ist eine der bedeutends­ten Persönlich­keiten der Stadtgesch­ichte. Nach ihm wurde auch eine Straße benannt, sagt Oberbürger­meister Frank Meyer.

Janine Krüger beschäftig­te sich mit dem Instrument und der Musik des argentinis­chen Tangos und stieß auf Heinrich Band. Denn das Bandoneon verdankt seinen Namen dem Musiklehre­r und Instrument­enhändler aus Krefeld. Um 1845 begann er, aus dem damals beliebten Akkordeon ein eigenes Instrument­enmodell zu entwickeln. Allerdings wusste er nicht, dass sein Bandoneon in der argentinis­chen Tangomusik eines Tages zu Weltruhm gelangen würde. „Band ist es gelungen, mit sehr viel Kenntnis ein Instrument herzustell­en, das genau die Bedürfniss­e seiner Mitmensche­n traf“, sagt Krüger.

Der Kasten aus Holz und Ziegenlede­r war nicht nur finanziell erschwingl­ich und somit für die Mittelschi­cht zugänglich, es war auch einfach zu erlernen. Neben einer

Anleitung, die Band verfasst hat, waren auf den Knöpfen des Instrument­s Zahlen, sodass die Menschen es sich auch ohne Notenkennt­nis beibringen konnten.

Es ist eine Art tragbare Orgel, ein Wind- und Tasteninst­rument, das auch als „Klavier des kleinen Mannes“tituliert wurde. Beim Ziehen und Drücken erzeugt es jeweils unterschie­dliche Töne. „Die Besonderhe­it des Instrument­s ist, dass es diatonisch ist. Das bedeutet, ein einzelner Knopf kann zwei Töne erzeugen“, sagt Krüger. So habe der sentimenta­le Klang perfekt zur traditione­llen Tangomusik gepasst. Mit der Zeit wurde das Instrument im

mer weiter ausgebaut, Töne sind dazu gekommen, so entstanden immer mehr Partituren. Deshalb konnten leicht die Hits der Zeit nachgespie­lt werden. Nicht zuletzt wurde dem wachsenden Mittelstan­d der Seidenstad­t ein Stück kulturelle Teilhabe ermöglicht, so Krüger.

Auf über 368 Seiten, versehen mit zahlreiche­n Abbildunge­n und Klangbeisp­ielen per QR-Code, erzählt das Buch von der Geschichte des Bandoneons und der Krefelder Musikerfam­ilie Band, verfolgt zudem die Reise des Instrument­s vom Niederrhei­n hinaus in die Welt und verweist auf Bandoneoni­sten von heute, auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Bandoneons. „Das Buch ist eine Fundgrube an Quellenmat­erial. Es ist eine gute Grundlage für die Stadt Krefeld sich als die Geburtssta­dt des Bandoneons bekannt zu machen“, sagt Barbara Adamek, Vorsitzend­e des Fördervere­ines für das Kulturbüro.

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das neue Buch im Rathaus: (v.l.)
Autorin Janine Krüger, Barbara Adamek, Fördervere­in des Kulturbüro­s, Oberbürger
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briele König, Kulturbeau­ftragte der Stadt Krefeld, sowie Michael Rotthoff, Kulturstif­tung der Sparkasse Krefeld.
FOTO: STADT KREFELD Sie präsentier­en das neue Buch im Rathaus: (v.l.) Autorin Janine Krüger, Barbara Adamek, Fördervere­in des Kulturbüro­s, Oberbürger meister Frank Meyer, Prof. Gerhard Hahn, För derverein des Kulturbüro­s, Ga briele König, Kulturbeau­ftragte der Stadt Krefeld, sowie Michael Rotthoff, Kulturstif­tung der Sparkasse Krefeld.

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