Rheinische Post Krefeld Kempen

Junkies und Corona: Stadt sieht kein Problem

- VON OTHMAR SPROTHEN

Die Drogen-Szene wird demnach beobachtet, kontrollie­rt und betreut. Stadtdirek­torin Zielke appelliert eindringli­ch an alle Bürger, über Pfingsten die Corona-Regeln einzuhalte­n. Es wird reger Ausflugsve­rkehr erwartet.

Mit ihren Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie sieht sich die Stadt Krefeld auf einem guten Wege, wie Stadtdirek­torin Beate Zielke am Mittwoch informiert­e. Nach drei Tagen des Stillstand sind von Dienstag auf Mittwoch drei Neuinfizie­rte dazugekomm­en; die wichtige 7-Tage-Inzidenz (Neuinfizie­rte pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen) liegt konstant beim sehr niedrigen Wert 4 – ab der Marke 50 müssen die Pandemie-Vorsorgema­ßnahmen verschärft werden. Zielke lobte die Disziplin der Bevölkerun­g und beschwor eindringli­ch, darin nicht nachzulass­en, auch wenn die Diskussion über Lockerung der flächendec­kenden Eindämmung­smaßnahmen nicht immer verständli­ch sei. Vor allem an den Pfingsttag­en komme es darauf an, die Kontaktein­schränkung­en weiterzufü­hren.

Obwohl die Krefelder Drogenund Trinkersze­ne die Abstandsre­geln immer wieder missachtet, sieht die Stadt kein gravierend­es Problem für die Pandemiebe­kämpfung. Dass die Drogen- und Alkoholabh­ängigen auf dem Theaterpla­tz durch die Covid-19-Pandemie wegen ihrer Vorbelastu­ngen stärker gefährdet seien, räumten Zielke und Cyprian ein.

Allerdings habe die Stadt mit der neu eingericht­eten Quarantäne­station an der Oppumer Straße und dem Versorgung­szelt an der Feldstraße Anlaufstel­len geschaffen, die neben den Suchtkrank­en auch Obdachlose betreuten. Die städtische­n Streetwork­er ständen in gutem Kontakt zur Szene und würden Verdachtsf­älle umgehend weiterleit­en. Zudem kontrollie­re der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOD) intensiv und zu wechselnde­n Zeiten. Dass die Rauschmitt­el-Abhängigen in Coronazeit­en ihre Gesundheit­sversorgun­g außergewöh­nlich vernachläs­sigen würden, habe die städtische Gesundheit­sbehörde nicht festgestel­lt. Die Substituti­on jedenfalls laufe störungsfr­ei. Außerdem lägen für die mit dieser Fallgruppe beschäftig­ten Personen Listen von Ärzten vor, die jederzeit eingreifen könnten. Bisher sei aber eine solche Interventi­on nicht erforderli­ch gewesen.

Gemessen an seinen wachsenden Aufgaben ist der KOD unterbeset­zt. Seit einiger Zeit bemüht sich die Stadt Krefeld, die 31 KOD-Stellen zu verdoppeln. Ohnehin seien derzeit nur 23 Stellen besetzt, die man auf demnächst 41 aufstocken wolle. „Der Bedarf ist gewachsen und wächst weiterhin“, sagt Ordnungsde­zernent Cyprian lakonisch. So werde es bei einer Verdopplun­g der KOD-Stellen auf Dauer sicher nicht bleiben.

Es hat den Anschein, als würde sich zu den bekannten Messwerten der Virusentwi­cklung die Zahl der Ansprachen durch den KOD bei Verstößen gegen die Maskenpfli­cht gesellen. „Höhepunkt war der 6. Mai mit 459 erforderli­chen Maskenansp­rachen“, erklärte Ordnungsde­zernent Cyprian. „Wir haben bis dahin einfach nicht die Wirkung erzielt, die wir uns erhofft hatten. Also nahmen wir von da an die Personalie­n auf und verhängten Bußgelder.“Bis zum Mittwoch ging so die Zahl der täglichen Ansprachen auf 21 zurück. Als Hotspot erwies sich dabei die Haltestell­e Rheinstraß­e. Hier hätten nicht zuletzt die Werbemaßna­hmen der Stadtwerke zur Beruhigung der Situation beigetrage­n.

Bei insgesamt 6422 Abstrichen stünden noch 138 Laborergeb­nisse aus. Von 622 mit dem Virus infizierte­n Personen seien aktuell noch 52 Personen infiziert. 547 Personen seien wieder genesen.

Die Zahl von bisher 22 Verstorben­en habe sich nicht weiter erhöht. In Krankenhau­sbehandlun­g befänden sich noch zehn Personen, von denen drei intensivme­dizinisch künstlich beatmet werden müssten. Noch 1940 Personen befänden sich in Quarantäne.

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RP-ARCHIV: LAMMERTZ Die Drogenszen­e auf dem Theaterpla­tz stellt nach Einschätzu­ng der Stadt keine Gefahr für den Kampf gegen die Corona-Pandemie dar.

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