Rheinische Post Krefeld Kempen

Corona wirbelt durch das Amtsgerich­t

Die zeitlichen Abläufe in der Kempener Behörde werden verändert, aber keiner soll dadurch Nachteile haben.

- VON BIANCA TREFFER

Abergläubi­sche Menschen sehen in einem Freitag, dem 13., ein Unglücksda­tum. Das gilt besonders, wenn es der erste Arbeitstag an einer neuen Stelle ist. Nicht so Axel Schröder, der neue Direktor des Kempener Amtsgerich­ts. „Es fing zwar turbulent an, aber das ist nicht dem Datum sondern der Corona-Problemati­k geschuldet“, sagt er. Das Virus stellte binnen kürzester Zeit das Gerichtsle­ben völlig auf den Kopf.

Dass in einem Gericht mit zwei Teams gearbeitet wird, gab es bislang noch nie. Die Mitarbeite­r wurden auf Team A und Team B aufgeteilt und waren im Wechsel vor Ort. „Wir haben die Teams so eingeteilt, dass jeder Bereich im Haus abgedeckt war und immer mindestens ein Mitarbeite­r einer Abteilung vor Ort war. Das Gerichtsge­bäude am Hessenring war durchgängi­g geöffnet“, sagt Schröder. Ein Tag Arbeit im Gericht, ein Tag Arbeit im Homeoffice waren für alle im Wechsel angesagt.

Wäre es zu einem Corona-Fall bei den Mitarbeite­rn gekommen, hätte das andere Team noch weiterarbe­iten und das Gericht funktionst­üchtig halten können. Schröder gehörte dem Team A an. Er telefonier­t jedoch täglich mit Geschäftsl­eiter Markus Reurthmann­s. Sich sehen geht aktuell nicht, denn Schröders Kollege Reurthmann­s gehörte zum Team B.

VierWochen lief die Mannschaft­sregelung, nun sind alle der knapp 50 Mitarbeite­r wieder im Haus anzutreffe­n. Wobei strenge CoronaSchu­tzmaßnahme­n gelten. Aufgestell­te Hygienesch­utzwände, Verhaltens­hinweise im Eingangsbe­reich, einzelnes Eintreten, gesperrte Sitzplätze auf den Fluren, das Wahren des Sicherheit­sabstandes und die Empfehlung, eine Schutzmask­e zu tragen, bestimmen das Bild im Gericht. Im Sitzungssa­al bestimmt der Vorsitzend­e Richter über das Tragen von Masken.

Beim Sitzungsbe­trieb wird alles zeitlich und räumlich entzerrt. „Wir legen die Termine auseinande­r, damit die Menschen beim Kommen und Gehen nicht aufeinande­rtreffen. Zudem haben wir noch weitere Hygienesch­utzwände bestellt“, sagt Schröder. Man wolle beiden Seiten, Mitarbeite­rn wie Besuchern, ein gutes Gefühl geben, fügt er hinzu.

Interessen­ten können die öffentlich­en Sitzungen weiterhin verfolgen, das Platzangeb­ot ist jedoch beschränkt. Allerdings ist aktuell der Zulauf sehr gering. Bedingt durch

Corona kommt es zu leichten Verzögerun­gen bei den Verfahren, die aber, so Schröder, mit drei bis vier Wochen nicht besorgnise­rregend seien. Alles, was schriftlic­h abgearbeit­et werden konnte, wurde ent

sprechend erledigt. Die Papierform lief auch während der Corona Hochphase ganz normal weiter.„Die Mitarbeite­r waren im Schichtbet­rieb hochmotivi­ert. Es entstanden keine großen Rückstände für alle Rechtssuch­enden“, hebt Schröder hervor.

Corona sorgte nach ersten Erfahrunge­n für eine Zunahme der häuslichen Gewalt. Es gab einzelne so genannte Gewaltschu­tzanträge, die im Eilverfahr­en abgearbeit­et wurden. Ansonsten lief alles normal, angefangen von Grundbuchä­nderungen bis hin zu Nachlässen.

Wichtig ist Schröder, dass sich das Kempener Amtsgerich­t bürgernah präsentier­t. „Die Bürger sollen sich hier gut aufgehoben fühlen.Wir nehmen uns ernsthaft und kompetent ihrer Belange an und möchten Vertrauen in den Rechtsstaa­t schaffen. Das fängt in kleinen Einheiten an und was wir dazu leisten können, wollen wir tun“, sagt er.

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tor des Kempener Amtsgerich­ts, auf einem der Stühle im Flur, die zurzeit teilweise gesperrt sind.
FOTO: WOLFGANG KAISER Axel Schröder, der neue Direk tor des Kempener Amtsgerich­ts, auf einem der Stühle im Flur, die zurzeit teilweise gesperrt sind.

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