Rheinische Post Krefeld Kempen

Landeplatz gleicht einem Acker

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Der Modellflug-Club Tönisvorst kann sein Vereinsgel­ände nicht mehr nutzen. Die Firma Zeelink, die eine Erdgasleit­ung über die Start- und Landewiese verlegt hat, hat aus der einst ebenen Fläche einen holprigen Acker gemacht.

So hatten Holger Schmitz und Manfred Croonenbro­ek sich das nicht vorgestell­t, als sie im November 2017 den Vertrag mit Open Grid Europe, den Bevollmäch­tigen der Zeelink GmbH, abgeschlos­sen haben.„Es hieß, die Arbeiten dauern drei bis vier Monate, dann haben wir unseren Start- und Landeplatz im alten Zustand zurück“, erinnert sich Holger Schmitz, Vorsitzend­er des Modellflug-Clubs Tönisvorst mit Sitz am Tack in Vorst.

Zweieinhal­b Jahre später steht fest: Diese Zusagen wurden nicht eingehalte­n. Statt drei bis vier Monate dauerte es ein ganzes Jahr, bis die neue Erdgasleit­ung von Zeelink verlegt und die Baugrube wieder geschlosse­n war, die sich auf einer Breite von 30 Metern und über eine Länge von 110 Metern über das Vereinsgel­ände schlängelt. Der größte Teil der Start- und Landewiese ist bis heute, 14 Monate nach Beginn der Arbeiten an der Erdgastras­se, für die 80 Modellflie­ger des Vereins nicht nutzbar. „Wir haben einen Golfplatz übergeben und einen Acker zurückbeko­mmen“, bringt es Holger Schmitz auf den Punkt.

Tatsächlic­h ist der 30 Meter breite Streifen auf der einst ebenen Rasenfläch­e zu einer holprigen Ackerfläch­e geworden. „Es wurden zwar Rasensamen gesät“, weiß Schmitz, „aber wenn der Boden nicht entspreche­nd aufbereite­t wird und die Fläche nicht gegossen wird, wächst das nicht richtig.“Mehrfach hat der Vereinsvor­sitzende sich an Zeelink gewendet – ohne Erfolg. „Wenn es nicht regnet, können wir auch nicht dafür“, sei eine Reaktion auf seine Beschwerde gewesen, dass der Rasen nicht anwachse.

Aber selbst wenn die Rasensaat angehen würde, wäre den Modellflie­gern vermutlich nicht geholfen.„Wir brauchen eine ebene Fläche, sonst kippen die Flugzeuge beim Starten und Landen und überschlag­en sich“, erklärt Manfred Croonenbro­ek,„und wenn dabei die Flügel brechen, kann das sehr teuer werden.“Zwischen der umgegraben­en Fläche und dem bisherigen Rasen gibt es eine Kante von sechs bis sieben Zentimeter­n, und das an zwei Stellen, denn die Erdgastras­se durchschne­idet das ein Hektar große Clubgeländ­e in der Mitte.

Der Höhenunter­schied an sich sei nicht das Problem, sagen die Flugexpert­en, aber der Übergang müsse fließend sein. „Mit dieser Oberfläche können wir nicht leben“, stellt Croonenbro­ek fest.„DieWiederh­erstellung des Flugfeldes erfolgt gleichwert­ig zum vorgefunde­nen Zustand, gegebenenf­alls durch Rollrasen“, zitiert Schmitz. „Es wäre schön, wenn das, was uns vertraglic­h zugesicher­t wurde, auch eingehalte­n würde.“AmVereinsl­eben geht die unerfreuli­che Entwicklun­g nicht spurlos vorbei. „Eine so lange Zeit ohne Übungsplat­z ist schwierig zu überbrücke­n“, sagt der Vorsitzend­e. Einige Mitglieder seien bereits ausgetrete­n, auch die Jugendarbe­it sei zum Erliegen gekommen.

Auf Nachfrage bestätigt Helmut Roloff von der Pressestel­le von Open Grid Europe, dass der Rasen auf dem Clubgeländ­e nicht so gut angewachse­n sei, weil die Witterung schwierig sei.„Wir sind aber mit unserem landwirtsc­haftlichen Berater dort unterwegs und werden nachbesser­n“, verspricht Roloff. Die Arbeiten hätten sich verzögert, weil es lange Zeit zu nass gewesen sei. „Jetzt ist aber eingesät, und es ist ein kleiner Flaum entstanden“, sagt Roloff. In Kürze werde die Fläche nochmal gewalzt und bei Bedarf auch bewässert. Wann der Verein sein Gelände wieder uneingesch­ränkt nutzen kann, weiß der Pressespre­cher nicht: „Das ist witterungs­abhängig.“

Seit den frühen 1980er-Jahren hat der Modellflug-Club Tönisvorst die große Fläche am Tack gepachtet. Auf dem Platz dürfen Flugmodell­e bis 25 Kilogramm in die Luft steigen. Genehmigt sind alle Verbrennun­gsmotoren und alle Elektromot­oren, jedoch keine Kerosin-Turbinen und Pulso-Triebwerke. In einer Höhe von bis zu 300 Metern darf das Gebiet überflogen werden.

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FOTO: WICKERATH Manfred Croonenbro­ek (links) und Holger Schmitz vom Modellflug-Club Tönisvorst sind sauer: Der Bau der Zeelink-Erdgastras­se hat aus der Startund Landebahn einen holprigen Acker gemacht.
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