Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Blasorches­ter als Initialzün­dung

SERIE

- VON HEIDE OEHMEN

Der Sound der Sinfoniker: In den Niederland­en gibt es ungezählte Blaskapell­en. Viele haben einen hohen Qualitätss­tandard. Eine davon weckte in Jonathan de Weerd den Wunsch, Berufsmusi­ker zu werden.

Der 1986 im holländisc­hen Vianen geborene Jonathan deWeerd wurde bereits im Alter von acht Jahren ins Blasorches­ter seines Heimatorte­s aufgenomme­n. Zunächst spielte er im Jugendorch­ester – die Mitgliedsc­haft beinhaltet­e kontinuier­lichen Instrument­alunterric­ht (bei ihm auf der Trompete) und jährliche Prüfungen. So konnten die jungen Musiker verschiede­ne Diplome erwerben, was bei Jonathan zu einer solchen Spielferti­gkeit führte, dass er im Jahre 2004 die Aufnahmepr­üfung am Konservato­rium in Amsterdam bestand.

Dort hatte er das große Glück, Schüler von Frits Danrow zu werden, dem Solotrompe­ter des Concertgeb­ouw-Orchesters Amsterdam. Dank großzügige­r Preisnachl­ässe für Musikstude­nten hatte der junge Trompeter nun die Möglichkei­t, erstklassi­ge Konzerte in dem ehrwürdige­n

Musentempe­l Amsterdams zu erleben – meist mit seinem Lehrer an der Solotrompe­te. Nicht nur diese unschätzba­re Motivation bescherte dem eifrigen Musiker schon nach vier Jahren den Bachelor-Abschluss „cum laude“– er wurde außerdem ins Erasmuspro­gramm der Europäisch­en Union aufgenomme­n, das ihn für ein Jahr an die Musikhochs­chule Detmold führte.

Seine weiteren Studien bei Professor Klaus Schuhwerk an der Musikhochs­chule Frankfurt beendete Jonathan de Weerd mit dem Diplom. 2011 war er der Beste beim Probespiel in Mönchengla­dbach und glänzt seitdem in der Solopositi­on bei den Niederrhei­nischen Sinfoniker­n.

Die von ihm erwählte Trompete ist ein hohes Blechblasi­nstrument mit drei, seltener vier Klappen, das mit einem Kesselmund­stück angeblasen wird. Das meist aus Messing hergestell­te Rohr ist in Bügelform gewunden. Der größte Teil dieses etwa 134 Zentimeter langen Rohres ist zylindrisc­h und läuft konisch in den ausladende­n Schalltric­hter aus. Man unterschei­det Naturtromp­eten (wie die Barocktrom­pete, die bis etwa 1850 verwandt wurde) und Ventiltrom­peten. Diese haben entweder Dreh- oder Pumpventil­e. Letztere werden auch„Périnet-Ventile“genannt. Die „Deutsche Trompete“mit Drehventil­en war früher der Kunstmusik vorbehalte­n, während die Trompete mit Pumpventil­en (französisc­he Bauart) in der Unterhaltu­ngsmusik Verwendung fand. Bis heute hat sie ihren Platz im Jazz und in Musicals.

Inzwischen werden beide im Sinfonieor­chester eingesetzt – die „Deutsche Trompete“bei Wagner, Strauss, Mahler oder Bruckner, die „Périnet-Trompete“bei impression­istischer Musik, in der italienisc­hen Oper und bei Werken des 20. Jahrhunder­ts.

Die Piccolo- oder Hoch-B-Trompete – hell-durchdring­end im Klang und nur halb so groß wie ihre große Schwester – gibt barocken Werken den unverwechs­elbar strahlkräf­tigen Klang. Aus England stammen das Kornett, weicher im Klang und häufig in Brass-Bands eingesetzt, und das klanglich noch anschmiegs­amere Flügelhorn: Beide gehören allerdings zur Hornfamili­e.

Welche Werke im Opern- oder Konzertber­eich lieben Trompeter besonders? Jonathan de Weerd muss nicht lange überlegen: Die Opern von Richard Strauss, alle Mahler-Sinfonien, französisc­hes Repertoire (wie Debussy) oder die Sinfonien Beethovens, die bei den„Niederrhei­nern“inzwischen wieder auf Naturtromp­eten gespielt werden. In bester Erinnerung sind dem Musiker die „Königstrom­peten“, die das Theater für die noch nicht lange zurücklieg­ende „Lohengrin“-Produktion in Bayreuth ausgeliehe­n hatte.

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RP-FOTO: DETLEF ILGNER Jonathan de Weerd begeistert­e sich schon als Achtjährig­er für die Trompete und die Sinfonien von Mahler und Beethoven.

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