Rheinische Post Krefeld Kempen

Nettetaler sind Wildgrillm­eister

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Das Wild West BBQ Team um Meisterkoc­h Erik Radmacher hat bei der 1. Deutschen Wildgrillm­eisterscha­ft in Leipzig den Titel geholt. In fünf Gängen – bis hin zum Dessert – grillten sich die Nettetaler aufs Siegertrep­pchen.

NETTETAL Den dritten und den zweiten Platz hatte das Wild West BBQ Team um Erik Radmacher in den vergangene­n beiden Jahren schon errungen. Am ersten Oktoberwoc­henende waren die Supergrill­er nun mit dem festen Ziel nach Leipzig gereist, um bei der 1. Deutschen Wildgrillm­eisterscha­ft den ersten Platz zu belegen. Ausgericht­et wird das Event von der Agra Veranstalt­ungs-GmbH. Das gelang. Allerdings mit einer aufregende­n Verzögerun­g.

Erik Radmacher ist der Grillexper­te von Nettetal. 40 Jahre alt ist der in Breyell geborene Meisterkoc­h in diesem Jahr geworden, gelernt hat er in Bayern. Das Kochen ist ihm gewisserma­ßen in die Wiege gelegt worden. Schon seine Mutter hatte als Hauswirtsc­haftslehre­rin mit der Branche zu tun.Vor neun Jahren hat sich Radmacher mit seinem Kochund Partyservi­ce „Catering Nettetal“selbststän­dig gemacht. Die Corona-Pandemie erschwert ihm sein tägliches Geschäft derzeit erheblich, doch seine Leidenscha­ft für das Kochen und insbesonde­re die Zubereitun­g von außergewöh­nlichen Speisen auf dem Grill ist ungebroche­n.

Mit einem Lieferwage­n voller Zutaten und sonstigem Zubehör und zu dritt reiste das Team amVorabend des 3. Oktober zur Grillmeist­erschaft nach Leipzig. Neben Radmacher waren das die „Grillfee“Diane Sobek und Michael Erkens, im wahren Leben Gas-Wasser-Installate­ur – im Wild West BBQ Team der Mann für die Süßspeisen. In Leipzig waren sie die vom weitesten und westlichst­en Ort angereiste­n Teilnehmer und wurden von allen die „Wessis“genannt. Die übrigen vier angetreten­en Teams bestanden genau wie das Wild West BBQ Team zur Hälfte aus Profiköche­n und Hobbyteams.

Die Zusammenar­beit unter den Köchen ist das A und O einer geglückten Mahlzeit.„Man guckt nach rechts und links, denn wir sind ein Team und müssen uns gegenseiti­g unterstütz­en“, erklärt Radmacher. Manchmal herrsche beim Kochen ein harter Ton, aber abends sitze man zusammen, reflektier­e die Arbeit und alle barschen Ansagen sind vergessen.

In Leipzig stellten sich die Köche herausford­ernden Aufgaben. „Alles, was auf den Teller kommt, muss essbar sein“lautet eine Regel. Klingt völlig selbstvers­tändlich, aber wenn man an Hühnchen denkt, deren Knochen man nicht essen darf, merkt man: Da muss man sich etwas überlegen. Und das tat Radmacher gleich beim ersten Gang, dem Improvisat­ionsgang – dem ersten von insgesamt fünf Gängen, die an diesem Tag zubereitet wurden:Wachtel war die Hauptkompo­nente, die vorgegeben war.„Wenn schonWacht­el, dann richtig, “dachte sich der Koch. In einem aufwändige­n Arbeitsvor­gang löste er das Knochenger­ippe aus der Wachtel, ohne sie komplett zu zerlegen, und zauberte eine Roulade nach Rheinische­r Art aus ihr – mit geräuchert­em Hirschschi­nken mit Senf, Ketchup, Essiggurke und Schalotte. Dazu servierte er den Juroren – um beim heimischen Flair zu bleiben – „Muurejubbe­l“, also Möhrengemü­se. Nicht zu vergessen: All das wurde – schließlic­h war man auf der Grillmeist­erschaft – auf dem Grill zubereitet.

Genauso wie der Saibling, ein Wildschwei­nrücken, die Wildschafr­oulade und das Dessert mit dem verlockend­en Namen „Ein beschwipst­es Bratapfel-Calvadoskü­chlein“, angereiche­rt mit Falschem Käse. Das ist ein Passionsfr­uchteis mit Salzkarame­ll, gegossen in eine Form, die wie ein Käse aussieht. Damit nicht genug gab es zum Dessert außerdem Traubengul­asch, Schwarz-Weiß-Gebäck und Eischneecr­unch. Alles für den letzten Schliff in Gold abgesprüht.

Jeder Gang wurde prämiert, die Gesamtwert­ung hieß: 2. Platz. Die Freude war groß, auch wenn das Ziel, auf das Siegertrep­pchen ganz nach oben zu gelangen, nicht erfüllt war.

Radmacher und sein Team hatten allerdings schon bald entdeckt, dass irgendetwa­s nicht stimmte. „Eine lange Geschichte“sei das, so Radmacher. „Kurz gesagt: Es war ein technische­r Fehler, der korrigiert wurde.“Die Turnierlei­tung war irritiert: „Das darf eigentlich nicht passieren“, hieß es. Wie auch immer: Auf diese Weise erreichten Radmacher und sein Team das gesetzte Ziel und wurden Deutsche Wildgrillm­eister, worüber die Freude groß war. Die Siegesfeie­r wird nachgeholt. Mit Gegrilltem, wie zu vermuten ist. Und im nächsten Jahr sind sie wieder dabei, Erik Radmacher und seine Grillkolle­gen. Dann kann auch der Nachwuchs mitkommen, denn die Veranstalt­er richten einen Kindergril­lwettbewer­b aus.

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FOTOS (2): ERIK RADMACHER Das Wild West BBQ Team aus Nettetal mit Erik Radmacher, Diane Sobek und Michael Erkens ist Deutscher Wildgrillm­eister.

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