Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW schränkt Feiern landesweit ein

- VON MARTIN KESSLER

Nach dem sprunghaft­en Anstieg der Infektions­zahlen erlässt das Land einheitlic­he Regeln für die derzeit neun Hotspots. Bei privaten Festen sind in ganz NRW noch maximal 50 Personen erlaubt, in Risikogebi­eten nur 25.

DÜSSELDORF Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat angesichts der hohen Zahl von Neuinfekti­onen an die Bevölkerun­g appelliert, Feiern und Reisen möglichst zu unterlasse­n. „Verzichten Sie jetzt auf Feiern auf engem Raum“, sagte der Regierungs­chef nach einer Sondersitz­ung seines Kabinetts in Düsseldorf. „Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein.“An die Adresse der jungen Menschen mahnte Laschet: „Es ist eine solidarisc­he Pflicht auch der Jungen, nicht nur an sich zu denken.“Unter Experten gelten vor allem Partys und Feiern mit vielen Personen als Ursache für die jüngst wieder beschleuni­gte Ausbreitun­g des Virus.

Als zentrale Maßnahme des Kabinetts gegen den sprunghaft­en Anstieg der Corona-Fallzahlen gilt ab 1. November die landesweit­e Beschränku­ng privater Feiern auf 50 Personen. Nordrhein-Westfalen steuert nach Angaben Laschets auf den kritischen Schwellenw­ert von 35 Neuinfekti­onen in den vergangene­n sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zu. Am Sonntag lag der Inzidenzwe­rt, wie er in der Fachsprach­e heißt, bei 34,1 und damit über dem bundesdeut­schen Schnitt von 25,9.

Entspreche­nd der Corona-Schutzvero­rdnung beschloss das Kabinett für alle Hotspots in NRW einheitlic­he Regeln. Bislang liegen neun Städte und Kreise, darunter Köln als größte Metropole des Landes sowie Essen,Wuppertal und Solingen, über dem kritischen Wert von 50. In den betroffene­n Städten und Kreisen dürfen sich jetzt höchstens fünf Personen im öffentlich­en Raum treffen. Es sollen zudem einheitlic­h maximale Öffnungsze­iten für Kneipen und Restaurant­s gelten. Die Städte und Kreise können die Sperrstund­e individuel­l festlegen, müssen sich aber mit den zuständige­n Landesbehö­rden verständig­en. Außerdem sind Feiern hier auf maximal 25 Personen beschränkt, während Veranstalt­ungen generell nur noch für höchstens 250 statt wie bisher 500 Menschen zugelassen sind.

„Die jüngste Entwicklun­g ist besorgnise­rregend“, verteidigt­e der NRW-Ministerpr­äsident die neuen Maßnahmen. Vor allem in den dichtbesie­delten Räumen habe sich das Virus erneut stark ausgebreit­et. „Wir müssen deshalb vorausscha­uend Maßnahmen ergreifen“, erklärte Laschet. Es gehe um „konzertier­te, konzentrie­rte und wirksame Maßnahmen“, mit denen man die Infektione­n „lokal und zielgerich­tet bekämpfen“müsse.

Laschet betonte, dass es vor allem um den Schutz der besonders verletzlic­hen Bevölkerun­gsgruppen gehe. Zugleich sei die Landesregi­erung entschloss­en, einen generellen Lockdown wie im März und April zu vermeiden, als Geschäfte, Schulen und Kitas schließen mussten. Dass die getroffene­n Maßnahmen wirken, beweise die Situation in den Hotspots wie Hamm oder Remscheid. In der Ruhrgebiet­sstadt sank die Inzidenz nach denVerschä­rfungen der Regeln von 111,7 auf 58,9. Die bergische Stadt Remscheid, die einen kritischen Wert von 73,7 aufwies, ist jetzt mit einer Inzidenz von 44 kein Risikogebi­et mehr.

Am kommenden Mittwoch werden die Ministerpr­äsidenten gemeinsam mit der Kanzlerin erneut über die Lage in Deutschlan­d beraten. Es gehe dabei um bundeseinh­eitliche Regeln, denen die „Menschen vertrauen können“, wie

Laschet erläuterte. Der CDU-Politiker setzt sich vor allem für generell geltende hohe Bußgelder bei einem Verstoß gegen die Regeln wie etwa die Maskenpfli­cht ein.

Ein besonderer Schwerpunk­t der künftigen Arbeit der Landesregi­erung liegt nach den Worten des Regierungs­chefs beim Schutz der besonders durch Covid-19 verletzlic­hen Gruppen. So plant das Land eine Komplettte­stung der Ärzte, Pfleger, Besucher und Pflegepers­onen, wenn der Grenzwert in einer Region über 35 liegt. Ziel sei es, so Laschet, alle Kontakte in Alten- und Pflegeheim­en virusfrei zu halten.

Derzeit befinden sich in Nordrhein-Westfalen 50.000 Menschen in Quarantäne. Am Sonntag meldete das Robert-Koch-Institut für Deutschlan­d 3483 Neufälle. Vor einer Woche waren es noch 2279, in der Woche davor nur 1411. Inzwischen sind neben Berlin auch Großstädte wie Frankfurt, Bremen oder Stuttgart Hotspots der Corona-Pandemie geworden.

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