Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenig Glanz, viel Wahrheit

- VON MORITZ DÖBLER NRW SCHRÄNKT FEIERN LANDESWEIT EIN, TITELSEITE

Die CDU wählt in knapp zwei Monaten ihren neuen Bundesvors­itzenden. Armin Laschet gilt als Favorit und im nächsten Schritt auch als einer der möglichen Kanzlerkan­didaten der Union. Selbstvers­tändlich hat sein Umgang mit der zweiten Corona-Welle im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland Bedeutung für diese wichtige Weichenste­llung. Auch daran werden ihn die Delegierte­n messen.

Aber man tut dem Ministerpr­äsidenten unrecht, wenn man ihm in all seinem politische­n Handeln ausschließ­lich Kalkül mit Blick auf den Bundespart­eitag unterstell­t. „Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen“: Dieser schneidige Satz seines Gegenspiel­ers Markus Söder, dem auch Ambitionen aufs Kanzleramt nachgesagt werden, stimmt zwar. Aber Laschet ist keiner, der Krisen nur meistern will, um bei der Kür zu glänzen.

Es ist gerade seine Ernsthafti­gkeit, die ihn in den vergangene­n Monaten nicht immer gut aussehen ließ. Dass er es sich nicht leichtmach­t und Unklarheit­en benennt, kommt als Zaudern rüber. Wie er über die Pandemie spricht, lässt sich selten auf ein paar knappe Zitate verdichten.Während andere schon klare Schlüsse verkünden, wägt er noch ab.

Aber eigentlich liegt er damit richtig, denn es ist keine Zeit der einfachen Antworten. Bund und Länder müssen einen einheitlic­hen Regelrahme­n schaffen, innerhalb dessen die Kommunen auf das Infektions­geschehen in eigener Verantwort­ung reagieren. Nur so lässt sich ein ständiger Ausgleich zwischen den Grundrecht­en und den Erforderni­ssen der Pandemie sicherstel­len. Mag sein, dass es Armin Laschet in dieser Krise an Glanz fehlt. Aber er zeigt die richtigen Maßstäbe, Menschlich­keit und Klugheit, und das sollte viel wert sein.

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