Rheinische Post Krefeld Kempen

Niederländ­er sollen NRW meiden

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die CDU bittet Besucher aus dem Nachbarlan­d, wegen Corona dieses Jahr keine Weihnachts­märkte in den Städten des Landes anzusteuer­n. Andere Parteien sind ähnlich skeptisch und fordern Konzepte auch für kleinere Adventsmär­kte.

DÜSSELDORF Wegen der Pandemie bittet die CDU in Nordrhein-Westfalen die Niederländ­er, in diesem Jahr in der Weihnachts­zeit nicht in die nordrhein-westfälisc­hen Großstädte zu fahren.„Wir heißen unsere Nachbarn sonst immer gern in NRW willkommen – aber in diesem Jahr muss unser Appell in die Niederland­e lauten: Bitte bleibt daheim“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Preuß, unserer Redaktion. Präventive Warnungen, wie die Niederländ­er es ja auch vor dem Tag der Deutschen Einheit gemacht hätten, seien sinnvoll. „Städte wie Köln und Düsseldorf haben zudem Handhabe etwa über die Begrenzung von Reisebus-Anmeldunge­n“, betonte Preuß.

„In diesem Jahr muss unser Appell in die Niederland­e lauten: Bitte bleibt daheim“

Peter Preuß

CDU NRW

Seit Jahren fahren Hunderttau­sende Niederländ­er insbesonde­re an den Adventswoc­henenden zum Einkaufen ins Ruhrgebiet und an den Niederrhei­n. Besonders Städte wie Düsseldorf, Köln, Essen und das Einkaufsze­ntrum Centro in Oberhausen sind im Dezember völlig überlaufen, in den Geschäften gibt es wegen des Andrangs häufig kaum ein Durchkomme­n.

Daher sieht auch Henning Höne, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Landtagsfr­aktion, dem diesjährig­en Weihnachts­tourismus aus den Niederland­en skeptisch entgegen. NRW sei ein guter Nachbar für die Niederland­e. Während der gesamten Corona-Pandemie sei es gelungen, die Grenze zu unseren Nachbarn offenzuhal­ten. Das sei auch weiterhin das Ziel. „In der Corona-Pandemie kann das größte Zeichen vonWertsch­ätzung und europäisch­er Freundscha­ft sein, den traditione­llenWeihna­chtsmarktb­esuch ausfallen zu lassen“, so Höne. „Dazu würde ich mir Gespräche mit unseren Nachbarn, aber auch den kommunalen Spitzenver­bänden wünschen. Damit man gemeinsam zu einer guten Lösung findet“, betonte der Liberale.

Die SPD regt zum Entzerren der Menschenma­ssen in den Innenstädt­en eine digitale Lösung an. „Eine digitale Verkehrsle­nkung mit Warnhinwei­sen und appgesteue­rte Zugangskon­trollen für Kaufhäuser und Innenstädt­e können eine solche technische Lösung sein“, sagte Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Landtagsfr­aktion. Dann müsse man auch keine Besuchsver­bote für europäisch­e Nachbarn ausspreche­n, so der SPD-Politiker. Die FDP spricht sich auch für digitale Hinweistaf­eln an Einfallstr­aßen aus. „Während der Pandemie wären Appelle an auswärtige Gäste darüber leicht möglich. Parkleitsy­steme, die die Belegung von Parkhäuser­n anzeigen, können potenziell­en Besuchern auch signalisie­ren, dass die Stadt ausgelaste­t ist“, sagte Höne.

Die Grünen fordern die Landesregi­erung auf, Empfehlung­en, Handlungso­ptionen zu möglichen Szenarien sowie einen Maßnahmenk­atalog vorzulegen, der die unterschie­dlichen Gegebenhei­ten in den Kommunen berücksich­tige. „Während in einer Stadt Weihnachts­märkte auf großen Plätzen mit Infektions­schutzkonz­ept sowie Zufluss- und Abstandsre­gelungen stattfinde­n können, ist das bei Märkten in engen Gassen nicht möglich“, sagte der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Mehrdad Mostofizad­eh. „Jede kreative Idee, die das Risiko minimiert, sollte umgesetzt werden. Möglich ist beispielsw­eise, dass Parkplätze genutzt werden, um Gehwege zu erweitern“, sagte der Grünen-Politiker.

Die CDU weiß, wie wichtig das Weihnachts­geschäft für den Handel ist. „Einzelhänd­ler, aber auch alle Menschen in NRW brauchen die Weihnachts­zeit in diesem Jahr mehr als sonst – wirtschaft­lich und seelisch“, sagt Oliver Kehrl, CDU-Experte für Handel und Innenstädt­e. Deshalb sei es wichtig, dass die Geschäfte an den Adventsson­ntagen öffnen dürfen. Sonntagsöf­fnungen im Advent könnten wichtigen Umsatz bringen und Besucherst­röme an Wochenende­n entzerren.

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FOTO: ENDERMANN Die Weihnachts­märkte in den großen NRW-Städten – wie hier in Düsseldorf – sind bei niederländ­ischen „Advents-Touristen“beliebt.

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