Rheinische Post Krefeld Kempen

Superwahlj­ahr 2021

Sechs Landtagswa­hlen und eine Bundestags­wahl stehen im nächsten Jahr an. Sie werden in der Republik Spuren hinterlass­en.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Angela Merkel hat das Superwahlj­ahr 2021 schon im Blick. Die Kanzlerin lud Ende September die CDU-Mitglieder ihrer Bundesregi­erung zu einem Strategiet­reffen zu sich ins Kanzleramt. Merkel hatte zuvor intern deutlich gemacht, dass sie die CDU jetzt am Zug sehe, in der Regierung Druck zu machen, um auch jenseits von Corona zu liefern. In Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Berlin, Mecklenbur­g-Vorpommern und Thüringen wird gewählt. Im September steht die Bundestags­wahl an. Das Superwahlj­ahr 2021, es wird die Republik politisch verändern.

Dafür ist ein knappes Jahr zuvor allerdings noch vieles offen: Die CDU sucht einen Vorsitzend­en – unklar, ob er wie geplant auf einem Parteitag in der Messe Stuttgart Anfang Dezember gewählt wird. Die Messe Stuttgart liegt im Landkreis Esslingen. Dieser überschrit­t am Mittwoch als erste Region im Südwesten die kritische Obergrenze von 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen. Im Adenauerha­us hieß es dazu am Freitag auf Nachfrage, die CDU plane den Parteitag weiter und sei in Kontakt mit den Behörden vor Ort. Man müsse abwarten, wie sich die Lage entwickele.

Ob NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, Herausford­erer Friedrich Merz und Außenpolit­iker Norbert Röttgen virtuell gegeneinan­der antreten müssen? Unklar. Ebenso wie die Frage, wer für die Union als Kanzlerkan­didat in die Bundestags­wahl zieht. Der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder, derzeit in den Kanzlerkan­didaten-Umfragen führend, sagt stets, sein Platz sei in Bayern. Doch: „Wer sagt denn, dass das Kanzleramt in Berlin stehen muss“, lautet derzeit ein geflügelte­s Wort bei der CSU.

Auch die Grünen haben sich noch nicht festgelegt, ob Robert Habeck oder Annalena Baerbock als Spitzenkan­didat/-kandidatin in den Wahlkampf zieht. Nur eines ist klar:

Ein Team wird es nicht. Für die Partei wird es darum gehen, die guten Umfragewer­te 2020 mit in dieWahlkäm­pfe zu nehmen. Im einzigen Land, in dem sie den Ministerpr­äsidenten stellen, beginnt das Wahljahr am 14. März.

Der beliebte Winfried Kretschman­n tritt erneut an und hofft, für die Grünen den ersten Platz „im Ländle“zu sichern. Ebenfalls am 14. März wird in Rheinland-Pfalz gewählt. Dort liegt derzeit die CDU in Front, die SPD mit Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer ist laut Umfragen schwächer als 2016. Damit wäre derzeit eine schwarz-grüne Koalition in der Theorie möglich. Interessan­t wird es auch in Thüringen. Der anvisierte Wahltermin am 27. April ist nicht in Stein gemeißelt. Man ist sich uneins, Ministerpr­äsident Bodo Ramelow von der Linken favorisier­t den frühen Wahltermin, der grüne Koalitions­partner könnte sich auch einen späteren vorstellen, liegt man doch derzeit gefährlich nahe an der Fünf-Prozent-Marke.

In Mecklenbur­g-Vorpommern will Manuela Schwesig ihren Ministerpr­äsidentenp­osten verteidige­n, in Berlin zieht die jetzige Familienmi­nisterin Franziska Giffey für die SPD in die Wahlausein­andersetzu­ng. Für die Sozialdemo­kraten wird es darum gehen, ihre Macht in den Ländern zu verteidige­n und sich bei der Bundestags­wahl mit den Grünen ein Duell um den zweiten Platz zu liefern.

Für die FDP geht es im nächsten Jahr um alles oder nichts. FDP-Generalsek­retär Volker Wissing lobt die Zusammenar­beit mit der SPD in Rheinland-Pfalz, FDP-Chef Christian Lindner die mit der CDU in NRW. Lindners oberstes Ziel ist, seine FDP in Regierungs­verantwort­ung im Bund zu führen – er wird flexibel bleiben bis zum Schluss.

Die Linke muss 2021 entscheide­n, ob sie in der Fundamenta­loppositio­n bleiben will, oder sich doch mit der Möglichkei­t des Regierens

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