Rheinische Post Krefeld Kempen

„Glutnester schnell ersticken“

- JAN DREBES FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Niedersach­sens Innenminis­ter hält eine Studie zu Rechtsextr­emismus bei der Polizei für geboten. Nur so sei es möglich, antidemokr­atisches Verhalten aufzudecke­n.

zu betrachten. Also: Welche Faktoren können Fehlverhal­ten begünstige­n? Hier fasst sich die Politik also an die eigene Nase und schaut, ob Rahmenbedi­ngungen verbessert werden müssen. Das ist eine Studie die – zumindest in Niedersach­sen – recht schnell an den Start geht. Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler werden dafür die Polizei beim Einsatz vor Ort in einer qualitativ­en Studie strukturie­rt begleiten. Die andere Idee ist, eine mehrjährig­e Studie über die gesamte Gesellscha­ft zu legen – also über die Polizei hinaus. Beides sollte aus meiner Sicht mit möglichst vielen Ländern durchgefüh­rt werden, aber nicht daran scheitern, wenn sich nicht alle anschließe­n. Eine gute Handvoll würde auch genügen. Ich glaube, es würde helfen, bald und profession­ell unter den genannten verschiede­nen Gesichtspu­nkten einen gründliche­n Blick auf den polizeilic­hen Alltag zu werfen – auch deshalb, weil die besonders polizeikri­tischen Kreise in unserer Gesellscha­ft uns vorwerfen würden, wir schieben das alles auf die„lange Bank“, indem wir uns auf die große Studie beschränke­n, die nun mal Jahre braucht, wie die Wissenscha­ftler sagen. Und es eröffnete eben auch die Chance, alles in den Blick zu nehmen – also auch die Wechselwir­kung verschiede­ner Momente untereinan­der, wie Belastung, Gewalt gegen Polizei, einseitige Erfahrunge­n zu betrachten.

Haben Sie bereits Signale aus anderen Landesregi­erungen ohne SPD-Beteiligun­g erhalten, dass sie mitmachen wollen?

PISTORIUS Ich denke, dass auch die Union und der Bundesinne­nminister mittlerwei­le einsehen, dass wir die Sicherheit­sbehörden mit diesem Vorgehen aus der Defensive bringen und sie stärken. Bei mir kommt auf jeden Fall an, dass einige Kollegen der Union sich mittlerwei­le durchaus auf uns zu bewegen. Auch Herr Reul schließt sich unter dem Druck der Ereignisse in NRW ja mittlerwei­le dieser Idee an. Besonders freue ich mich aber über den Vorschlag der GdP in diesem Zusammenha­ng, weil ich von Anfang an gesagt habe, dass wir so etwas nur mit den Interessen­vertretung­en an unserer Seite machen sollten. Deshalb wird die GdP zu diesem Thema auch zu Gast in Braunschwe­ig auf der nächsten SPD-Innenminis­terkonfere­nz sein.

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FOTO: A. KREBS Boris Pistorius

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