Rheinische Post Krefeld Kempen

Stolperste­in für Familie Gompertz

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Der Künstler Gunter Demnig hat in Krefeld weitere Gedenkstei­ne für Opfer des Nationalso­zialismus gelegt. Einer erinnert an die Seidenware­nhändler Gompertz.

(RP) In Krefeld hat der Künstler Gunter Demnig an sechs Stellen weitere Stolperste­ine verlegt, die an den letzten freiwillig­en Wohnort von Opfern des Nationalso­zialismus erinnern. Zu jedem Stein bereiteten Schüler eine kurze inhaltlich­e Gestaltung in Form von Lesung, Vortrag oder künstleris­cher Umsetzung.

Eine Verlegung fand an der Wilhelmsho­fallee 182 statt. Dort wird an Gottfried und Rosalie Gompertz erinnert, die 1942 im Vernichtun­gslager Treblinka ermordet wurden. Die Tochter Luise floh 1938 nach Indien. Die Steine wurden von Schülern des Gymnasiums am Moltkeplat­z gestiftet, die diese Verlegung inhaltlich begleitete­n. Zum ersten Mal unterstütz­en Auszubilde­nde des Kommunalbe­triebs Krefeld (KBK) und der Stadt das Projekt. Sie haben sich freiwillig für die Mitarbeit gemeldet und sich vorab in der NS-Dokumentat­ionsstelle Villa Merländer ausführlic­h mit der NS-Geschichte der Stadt beschäftig­t. Sie werden dem Künstler Demnig bei seiner Arbeit auch bei zukünftige­n Terminen zur Seite stehen.

Um das Jahr 1896 eröffnete Gottfried Gompertz in seinem Elternhaus Elisabeths­traße 92 mit seinem Bruder Max eine „Hut- und Mützenfour­nituren (Kurzwaren) und Seidenware­nhandlung“. Seit 1912 war der Firmensitz ein neu erbautes Fabrikgebä­ude an der Jahn(Vater-Jahn)-Straße 1-5. Das Gebäude hatten sich Max und Gottfried Gompertz nach Plänen des Architekte­n Karl Buschhüter errichten lassen. Neben der Mützenfabr­ik beheimatet­e das Fabrikgebä­ude noch Textilfirm­en von ihren Brüdern.

Im Mai 1938 zogen Gottfried Gompertz, seine Frau Rosalie und die Tochter Luise ins Haus Wilhelmsho­fallee 182. Am 14. Juli 1938 emigrierte Luise nach Kalkutta. Gottfried Gompertz und seine Frau planten, nach Schweden zu emigrieren, aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste der Plan aufgegeben werden.

Das Ehepaar Gompertz wohnte bis zum November 1941 an der Wilhelmsho­fallee, dann musste es in das Haus Schlageter­allee 41 (heute Friedrich-Ebert-Straße) umziehen, ein sogenannte­s Judenhaus.

Seit September 1939 war Gottfried Gompertz im Vorstand der Jüdischen Kultusgeme­inde als stellvertr­etender Vorsitzend­er tätig, ab 1940 auch als Finanzdeze­rnent. Im April 1942 mussten er und seine Frau noch einmal die Wohnung wechseln. Sie kamen in das „Judenhaus“Goethestra­ße 85.

Am 25. Juli 1942 wurde das Ehepaar Gompertz nach Theresiens­tadt deportiert. Am 21. September 1942 kamen beide von dort in das Vernichtun­gslager Treblinka, wo Gottfried Gompertz und seine Frau kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurden.

Ein Film von der Stolperste­in-Verlegung ist auf dem Youtube-Kanal der Stadt Krefeld zu finden.

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FOTO: STADT KREFELD Gunter Demnig bei der Verlegung von Stolperste­inen an der Wilhelmsho­fallee. Hier haben Gottfried und Rosalie Gompertz gelebt.

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