Rheinische Post Krefeld Kempen

So geht es den vereinslos­en Ex-Borussen

Raffael, Julian Korb, Fabian Johnson und Roman Neustädter sind Mitte Oktober immer noch auf dem Markt.

- VON JANNIK SORGATZ UND HANNAH GOBRECHT

Lucien Favre hat Roman Neustädter einmal mit Andrés Iniesta verglichen. DerWechsel des Sechsers zum FC Schalke sei für Borussia so dramatisch wie ein damals fiktiver Abschied Iniestas vom FC Barcelona. Gladbach-Trainer Favre mag 2012 in dieser Phase besonders dem Fatalismus zugeneigt gewesen sein, doch seine Aussage von damals unterstrei­cht den Stellenwer­t, den Neustädter einst hatte.

Nun ist der Mittelfeld­spieler 32 Jahre alt – und seit einigen Wochen vereinslos. Damit geht es Neustädter wie drei anderen ehemaligen Borussen und Dutzenden anderen Profis. Vertragslo­se Spieler dürfen sich auch nach dem Ende der Transferpe­riode einem neuen Klub anschließe­n, und bis Weihnachte­n dürfte es interessan­t sein, ob sich eine neue Form der Panik- und Hauruck-Verpflicht­ungen etabliert oder ob die Vereine, die Verstärkun­gen nötig hätten, lieber abwarten bis zur Winter-Transferpe­riode.

Raffael, Fabian Johnson und Julian Korb haben bei Borussia noch deutlich nach Neustädter ihre Spuren hinterlass­en. Erst im Sommer liefen Raffaels und Johnsons Vertrag am Niederrhei­n aus, Korb spielte zuletzt für Hannover 96. Er hält sich weiter fit, zuletzt drehte er ein Youtube-Video mit Mike Hanke (der seine Karriere inzwischen beendet hat) und war bei Instagram im gemeinsame­n Training mit Raffael zu sehen. Vier Jahre ist es her, dass beide in der Champions League gegen Barcelona einen großen Abend erlebten. „Ich bin offen für alles, kann mir gut vorstellen, weiter in Deutschlan­d zu spielen, ich wäre aber auch für ein

Abenteuer offen und warte weiterhin auf ein Angebot, das mich reizt“, sagte Korb unserer Redaktion. Der Rechtsvert­eidiger wirkt alles andere als unentspann­t.

Still geworden war es in den vergangene­n Monaten um Fabian Johnson. Kurz nach der Entscheidu­ng, dass sein Vertrag in Gladbach nach sechs Jahren nicht verlängert wird, tauchten vage Gerüchte aus der Major League Soccer (MLS) auf. Erhärtet hat sich nichts davon. Zuletzt wechselte der US-Amerikaner den Berater. Robert Schneider sagte unserer Redaktion: „Fabian ist ein Spieler, der mit seiner Flexibilit­ät noch manchem Bundesligi­sten helfen könnte. Aber wir sind nicht nur auf die Bundesliga fixiert. Es ist noch nichts konkret, aber ich bin zuversicht­lich, dass wir einen neuen Verein finden.“Auch bei Johnson wird es spannend, wie die ersten Klubs reagieren, die tief in eine sportliche Krise gerutscht sind. Er hat internatio­nale Erfahrung, kann bis auf Innenverte­idiger und Torwart jede Position spielen, war aber in der Vergangenh­eit oft verletzt.

Nicht mehr ganz so große Zuversicht verbreitet Raffael. Der „Maestro“ist zu Beginn der Herbstferi­en mit seiner Frau und den vier Kindern nach Dubai geflogen. Zuvor war es bereits nach Sardinien, Malta und an die portugiesi­sche Algarve in den Urlaub gegangen. „Aktuell gibt es keine Interessen­ten, mit denen ich in Kontakt stehe“, sagte Raffael unserer Redaktion. Die Krisenlage könnte ihn zum unfreiwill­igen Karriereen­de zwingen. Ein, zwei Jahre hatte sich der 35-Jährige noch vorgenomme­n, seine finanziell­en Ansprüche weit herunterge­schraubt. Doch noch ist nichts dabei rumgesprun­gen.

Falls die vereinslos­en Ex-Borussen ihre Lage wurmen sollte, gibt es tröstende Beispiele, dass derzeit noch viel mehr Fußball-Prominenz de facto arbeitslos ist. Mario Balotelli schoss Italien einst gegen Deutschlan­d ins EM-Finale. Mario Mandzukic stand vor zwei Jahren mit Kroatien imWM-Finale und gewann mit dem FC Bayern 2013 die Champions League. Shinji Kagawa holte mit Borussia Dortmund zwei Meistersch­aften und zwei Pokalsiege.

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FOTO: IMAGO Raffael und Fabian Johnson spielten sechs Jahre lang gemeinsam bei Borussia Mönchengla­dbach, erreichten mit dem Klub mehrmals die Champions League.

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