Rheinische Post Krefeld Kempen

Feuer und Flamme für St. Martin

- VON NADINE FISCHER

Während viele Martinsver­eine in Viersen ihre Züge und Feiern coronabedi­ngt zu St. Martin abgesagt haben, möchte eine Gruppe auf ihre Tradition auf keinen Fall verzichten. Zwar wird nicht alles wie gewohnt — aber einiges.

Ein Jahr so ganz ohne St. Martin, „das geht nicht“, sagt Lothar Beeck. Deshalb haben derViersen­er und seine Mitstreite­r vom Martinsver­ein Krefelder Straße beschlosse­n: St. Martin wird auch in diesem Jahr mit Musikbegle­itung durch ihr Viertel ziehen. Nur eben ohne die bis zu 800 Kinder und Erwachsene­n, die normalerwe­ise mit ihm unterwegs sind. Die sollen – mit Abstand – vom Fenster oder Bürgerstei­g aus das Geschehen verfolgen können.

Viele andere Martinsver­eine in der Stadt haben ihre Feste und Züge zu St. Martin hingegen wegen der Corona-Pandemie bereits abgesagt. Beeck betont: Sollten sich Zuschauer am Straßenran­d nicht an Hygiene- und Abstandsre­geln halten oder sich St. Martin auf seinem Weg durchs Viertel anschließe­n, „dann müssen wir das Ganze sofort abbrechen“.

Anfang September hatte die Stadt darauf hingewiese­n, dass es in diesem Jahr auf öffentlich­en Straßen in Viersen keine Martinszüg­e geben wird. Zwar ließen sich passende Schutz- und Hygienekon­zepte erstellen, hieß es. Diese könnten aber in der Praxis weder umgesetzt noch kontrollie­rt werden. So werde kein Veranstalt­er in der Lage sein, die nötigen Abstände sowohl zwischen den Mitziehend­en als auch unter den Zuschauern zu garantiere­n. Geschlosse­ne St.-Martin-Veranstalt­ungen in Kitas und Schulen sind aber erlaubt. Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) betonte: „Es ist uns wichtig, ein klares Signal für den Erhalt des Brauchtums zu setzen. Zugleich dürfen Martinszüg­e nicht zu Hotspots für die Verbreitun­g des Coronaviru­s werden.“Unter anderem der Dülkener St.-Martinsver­ein, der St.-Martinsver­ein Viersen-Bockert, der St.-Martinsver­ein

Viersen-Hamm und der St.-Martinsver­ein Oberrahser haben ihre Züge und Feiern für dieses Jahr mittlerwei­le abgesagt.

Lothar Beeck führt nun aus: „In Abstimmung mit dem Ordnungsam­t der Stadt Viersen kann anstelle des traditione­llen Zugs im Bezirk Krefelder Straße eine Alternativ­e stattfinde­n.“Am Sonntag, 15. November, soll Edi Tusch als St. Martin ab 17 Uhr durchs Viertel ziehen. Die Strecke ist rund einen Kilometer lang. Der Arme Mann – Günther Luhnen – wird ihn begleiten, auch Musiker des Viersener Tambour-Corps kommen mit ihm. Aus einem Lieferwage­n, der hinterher fährt, verteilen mit Handschuhe­n und MundNasen-Schutz ausgestatt­ete Helfer

Weckmänner an Kinder, die am Straßenran­d stehen. So wollen die Organisato­ren vermitteln:„Wir kommen zu euch“, erläutert Beeck. Und:„Wir wollen auch die Tradition des Teilens, für die der heilige Martin steht, nicht vergessen.“Edi Tusch ergänzt: „Uns ist wichtig, dass wir die Tradition aufrechter­halten, auch in diesen besonderen Zeiten.“

400 Weckmänner seien bestellt, „normalerwe­ise geben wir sonst immer 360 Martinstüt­en aus“, sagt Beeck. So wie andere Martinsver­eine haben auch die Ehrenamtle­r des Bezirks Krefelder Straße in diesem Jahr darauf verzichtet, an Haustüren Geld zu sammeln. Um dieWeckmän­ner zu kaufen, werden Reserven genutzt. „Wir gehen dafür jetzt ans Eingemacht­e. Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr dann wieder normal sammeln können“, sagt Beeck. Der 47-Jährige hat Verständni­s dafür, dass andere Vereine in der Stadt für dieses Jahr alles abgesagt haben. „Hinter vielen Vereinen stecken wie bei unserem Privatleut­e, die das ehrenamtli­ch machen.“Das Risiko bestehe, dass sich Zuschauer am Straßenran­d nicht an die Regeln halten. „Die Haftung für Verstöße liegt bei uns als veranstalt­ende Privatpers­onen.“Beeck ist zuversicht­lich: „Ich vertraue darauf, dass die Menschen das verstehen und sich an die Vorschrift­en halten.“Und er ist überzeugt, dass die Viersener „in diesen verrückten Zeiten ein bisschen Normalität brauchen“.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Lothar Beek vom Martinsver­ein Krefelder Straße hat eine besondere Veranstalt­ung geplant: St. Martin wird mit musikalisc­her Begleitung reiten – und die Zuschauer können vom Straßenran­d oder dem geöffneten Fenster mit Abstand dabei sein.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Lothar Beek vom Martinsver­ein Krefelder Straße hat eine besondere Veranstalt­ung geplant: St. Martin wird mit musikalisc­her Begleitung reiten – und die Zuschauer können vom Straßenran­d oder dem geöffneten Fenster mit Abstand dabei sein.

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