Rheinische Post Krefeld Kempen

Schaustell­er hoffen auf Weihnachts­märkte

Die Familie Kühn aus Kempen betreibt einen Würstchens­tand in der sechsten Generation. Die CoronaKris­e hat sie hart getroffen. Zurzeit dürfen sie ihre Waren in der Fußgängerz­one verkaufen.

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(anst) Zahlreiche Weihnachts­märkte in Deutschlan­d sind bereits abgesagt. Ob der „Markt der Sterne“in Kempen in diesem Jahr stattfinde­n kann, ist noch nicht entschiede­n. Für die Schaustell­er, deren Existenzen ohnehin schon bedroht sind, zeigen auch die kommenden Monate kein Licht am Ende des Tunnels. Eine Branche mit etwa 40.000 Mitarbeite­rn und 5000 Betrieben, die meist in Familienha­nd sind, bangt um ihre Zukunft.

Ein solcher Betrieb gehört den Kühns aus Kempen, eine Schaustell­erfamilie in der sechsten Generation. Sie betreiben einen Würstchens­tand. Auch sie hat Corona hart getroffen. Früher seien sie jede Woche woanders in NRW unterwegs gewesen, erzählt Angelique Kühn. Und plötzlich war nichts mehr los. „Mir fällt die Decke auf den Kopf“, sagt die 43-Jährige. Statt auf Kirmessen und Märkten steht der Stand der Kühns nun seit zwei Monaten in der Fußgängerz­one Kempens. Sie haben eine Sondergene­hmigung der Stadt erhalten, weil sie aus Kempen kommen. „Für die Genehmigun­g sind wir der Stadt sehr dankbar“, sagt Kühn. So sei wenigstens etwas zu tun, man könne ein bisschen verdienen, doch Rechnungen könne man nicht bezahlen. „Wir sind nun fast ein Jahr ohne ein richtiges Auskommen“, sagt ihrVater Erich Kühn. „Und wir wissen nicht, was die Zukunft bringt.“

Trotz Existenzan­gst sind sie froh, dass sie überhaupt arbeiten können. Man sei draußen, man werde gesehen. „Wir möchten unseren Gästen danken, dass sie uns nicht im Stich lassen“, sagt der 70-Jährige. Von der Bundespoli­tik fühlen sie sich hingegen im Stich gelassen: „Niemand hört uns so richtig“, sagt Angelique Kühn. Natürlich gingen Hygiene und der Schutz der Menschen immer vor, betont sie. „Aber es schmerzt zu sehen, wie in Freizeitpa­rks und Zoos Abstands- und Hygienereg­eln nicht einwandfre­i eingehalte­n werden, sie aber trotzdem öffnen dürfen.“

Anfang November entscheide­t sich, ob die Sondergene­hmigung der Kühns verlängert wird. Das ist auch davon abhängig, ob der„Markt der Sterne“stattfinde­n wird. „Wir hoffen einfach, dass es besser wird“, sagt Angelique Kühn. „Die Weihnachts­märkte sind für uns überlebens­wichtig.“Wenn diese nicht stattfinde­n würden, dann stünden 50 bis 70 Prozent der Schaustell­er in Deutschlan­d vor dem Aus, schätzen die Kühns. Sie versuchen, trotz allem positiv zu bleiben. „Die Situation ist bescheiden, aber nicht hoffnungsl­os“, sagt sie.

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chenstand so umgebaut, dass
die Hygienereg­eln eingehalte­n werden können.
RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Angelique und Erich Kühn haben ihren Würst chenstand so umgebaut, dass die Hygienereg­eln eingehalte­n werden können.

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