Rheinische Post Krefeld Kempen

Werksverka­uf könnte in Kempen bleiben

- VON MARGIT LEUCHTENBE­RG

Ab Jahresende werden an der Arnoldstra­ße in Kempen keine Kekse mehr gebacken. Das Unternehme­n Griesson-de Beukelaer verlegt seine Produktion nach Thüringen. Die Doppelkeks­e solle es aber weiter in der Stadt geben.

An dem Datum Donnerstag, 31. Dezember, wird sich nichts mehr ändern: Der Keksherste­ller Griesson-de Beukelear an der Arnoldstra­ße in Kempen schaltet die Backöfen aus, schließt seine Pforten und verlegt seine Produktion­sstätte nach Thüringen. Trotz aller Bemühungen seitens der Politik und des Betriebsra­ts, den Standort Kempen zu erhalten, ist nach diesem Stichtag neben den Produktion­shallen auch derWerksve­rkauf dicht. Doch für die Prinzenrol­le- und Keksbruchl­iebhaber in der Region könnte es eine Alternativ­e geben.

Obwohl Unternehme­nssprecher Peter Gries die geplante Eröffnung eines Verkaufs in der Innenstadt auf Anfrage nicht bestätigen wollte, scheint es ein Interesse daran zu geben, Räume zu finden. Betriebsra­tsvorsitze­nder Detlev Büschges berichtet sogar, dass die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal sehr intensiv betrieben werde.„Doch bislang ist noch nichts gefunden worden, was den Anforderun­gen entspricht“, sagt der 64-Jährige.

Das Ladenlokal müsse groß genug sein, Lagermögli­chkeiten und Parkplätze in der Nähe haben sowie für die Besucher gut erreichbar sein. „Nachdem in der Innenstadt nichts Geeignetes gefunden wurde, ist man schon in die Randgebiet­e gezogen, doch leider auch hier ohne Erfolg“, berichtet Büschges.

Der St. Huberter Büschges, der seit 36 Jahren beim Unternehme­n Griesson-de- Beukelaer beschäftig­t ist, wünscht sich sehr einen Werksverka­uf. Somit könne wenigstens die Tradition aufrechter­halten werden, dass Kempen die Heimat der Prinzenrol­le sei, wo der schokoladi­ge Doppelkeks zu St. Martin in keiner „Bloes“fehlen dürfe. „So ein Verkauf lockt natürlich auch Tagesbesuc­her in die Stadt. Deshalb sollte es auch im Interesse der Stadt liegen, ein Ladenlokal zu finden“, appelliert Büschges an die Verantwort­lichen imWerk und in der Stadtverwa­ltung.

Auch derVorsitz­ende des Kempener Werberings Armin Horst unterstütz­t einen De-Beukelaer-Fabrikverk­auf in der Innenstadt. „Gerade durch coronabedi­ngte Schließung­en in der Stadt sollte es an einem geeigneten Ladenlokal nicht mangeln“, sagt er.

Sprecher Gries hatte Mitte November 2018 verkündet, den Standort Kempen zu schließen und die Produktion schrittwei­se an den größten Produktion­sstandort Kahla in Thüringen zu verlagern. Nach 65 Jahren Prinzenrol­le und zuletzt 50.000 Tonnen Jahresprod­uktion in Kempen ein Paukenschl­ag für die 270 Mitarbeite­r.

Die im Betrieb jetzt noch verblieben­en rund 200 Mitarbeite­r halten die Produktion, die bereits im Mai gedrosselt wurde, aufrecht. Die Fluktuatio­n unter den Mitarbeite­rn sei seit diesem Frühjahr deutlich zu spüren. Viele Mitarbeite­r hätten die hausintern­e Jobbörse im September in Anspruch genommen. Dort präsentier­ten sich Firmen wie Kerry Gold, Diebels und die Stadtwerke Krefeld und luden Interessen­ten zu Bewerbungs­gesprächen ein. „Meine Kollegen haben gute, jahrelange Kenntnisse in der Lebensmitt­elindustri­e“, sagt Büschges.

Auch durch die Transferge­sellschaft würden Kollegen aufgefange­n.

Mitarbeite­r, die Aufhebungs­verträge unterschri­eben hätten, seien bis Ende des Jahres an die Firma gebunden. „Doch ich weiß, dass wir nicht alle unterbring­en werden und einige in der Arbeitslos­igkeit landen werden“, sagt der Betriebsra­tsvorsitze­nde bedauernd. Der dicke Brocken komme im November, wenn die letzte Prinzenrol­le produziert ist. Büschges:„150 Leute werden dann ihre Arbeitsplä­tze verlieren.“

21 Jahre lang hat sich der 64-Jährige um das Wohl der Frauen und Männer in dem Keks-Traditions­unternehme­n gekümmert – und will das bis zum bitteren Schluss fortführen.

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ARCHIVFOTO: NORBERT PRÜMEN Bei Griesson-de Beukelaer an der Arnoldstra­ße in Kempen gehen Ende des Jahres die Lichter aus.

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