Rheinische Post Krefeld Kempen

Ortsgeschi­chte in Siegeln und Wappen

- VON ALFRED KNORR

Das erste Siegel, das sich auf Oedt bezieht, hängt an einer Urkunde aus dem Jahre 1331, die sich im Kölner Stadtarchi­v befindet. Es zeigt einen Ritter mit erhobenem Schwert hoch zu Ross. Das Reitersieg­el verwendete Dietrich Luf III. von Kleve, der um 1300 die Burg Uda erbauen ließ.

OEDT Ortsgeschi­chte wird vor allem über historisch­e Dokumente und andere Überliefer­ungen lebendig. Urkunden mit Siegel oder Wappen aus derVorzeit kann so ziemlich jede Stadt oder Gemeinde vorweisen. So auch Oedt. Der heutige Ortsteil der Gemeinde Grefrath kann in diesem Jahr auf eine dokumentie­rte 850-jährige Geschichte zurückblic­ken.

Unter der Herrschaft Kurköln hatten die Schöffen von Oedt wohl schon im 15. Jahrhunder­t ein eigenes Gerichtssi­egel. Auf diesem Siegel ist in der oberen Hälfte der Erzbischof und Kurfürst von Köln zu sehen, der für Oedt bis zum Ende des 18. Jahrhunder­ts Landes- und oberster Gerichtshe­rr war. In der unteren Hälfte des Siegels ist der Abt der Benediktin­erabtei (Mönchen-) Gladbach dargestell­t, der Lehnsherr eines Lehnshofes bei der Kapelle in Oedt war. Diese Kapelle, die wie die Abtei in Gladbach dem Heiligen Vitus geweiht war, ist schon 1170 bezeugt. Das älteste bekannte Siegel der Schöffen von Oedt mit dieser Darstellun­g ist an einer Urkunde von 1508 erhalten.

1925 beauftragt­e der Oedter Bürgermeis­ter Wilhelm Monar den Heraldiker­Wolfgang Pagenstech­er aus Düsseldorf, ein Gemeindewa­ppen für Oedt zu entwerfen. Dieser verwendete als Vorlage das alte Siegel mit dem Erzbischof und dem Abt. Eine farbige Vorlage des Schöffensi­egels war nicht vorhanden. Deshalb gestaltete er das Wappen lediglich nach heraldisch­en, also wappenkund­lichen Gesichtspu­nkten:

Im oberen Teil mit silbernem oder weißem Hintergrun­d sitzt ein Bischof, gemeint ist der Erzbischof von Köln, mit ausgebreit­eten Händen auf einem goldenen Thron, dessen Seiten Adlerköpfe zieren. Der Bischof ist mit einem weißen Gewand und einer roten Kasel (ein li

turgisches Obergewand) bekleidet. Über der Kasel hängt die weiße, mit drei schwarzen Kreuzchen bestickte Stola, das Pallium. Der Bischof trägt rote Handschuhe, rote Schuhe mit Goldlitzen und eine rote Mitra. In der rechten Hand hält er einen goldenen Schlüssel. Dies deutet auf den heiligen Petrus als den Patron des Kölner Domes hin. In der linken Hand hält er den goldenen Bischofsst­ab. Auf der Brust trägt der Bischof das Wappen Kurkölns, das schwarze Kreuz im silbernen Feld.

Im unteren goldenen Feld kniet ein im heraldisch­en Sinne nach rechts gewendeter Abt, der Abt der Benediktin­erabtei Gladbach. Er ist bekleidet mit einer schwarzen, weitärmeli­gen Kutte mit herabhänge­nder Kapuze und trägt, wie der Bischof, rote Schuhe und rote Handschuhe. Auf dem Kopf trägt er eine weiße Mitra mit roten Litzen. Seine Hände hat der Abt zum Gebet gefaltet. Den silbernen Abtsstab hält er mit den Unterarmen. Auf den alten Oedter Siegeln ist der Abt stets linksgewen­det dargestell­t, also umgekehrt wie auf dem Wappen. Dem Künstler galten wohl die heraldisch­en Regeln mehr als die geschichtl­ichen Abbildunge­n.

Dieses Wappen Oedts fand auch im Dienstsieg­el der Gemeindeve­rwaltung seine Verwendung, ebenso in der alten Gemeindefa­hne, bis Oedt als Gemeinde bei der kommunalen Neuglieder­ung im Jahre 1970 seine Selbststän­digkeit aufgeben musste und zusammen mit Alt-Grefrath, Mülhausen und Vinkrath ein Ortsteil der neuen Großgemein­de Grefrath wurde.

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REPROS (3): ALFRED KNORR Das Oedter Ortswappen von 1926 bis 1970.
 ??  ?? Reitersieg­el von Dietrich Luf III. an einer Urkunde von 1331
Reitersieg­el von Dietrich Luf III. an einer Urkunde von 1331
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Gerichtssi­egel der Oedter Schöffen von 1508

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