Rheinische Post Krefeld Kempen

Japanische­s Trommeln in Willich

- VON BIANCA TREFFER

Einmal in der Woche dröhnen in der Turnhalle der Grundschul­e Willicher Heide die Trommeln. Die „Groove Company“des Judo-Clubs Schief bahn ist dort mit groovigen Taiko anzutreffe­n.

WILLICH „Wir spielen acht laute und acht leise Schläge im Zwei-mal-vierWechse­l“, gibt Lisa Rehms vor. Acht Frauen und ein Mann greifen zu den Bachis, wie die Trommelstö­cke heißen, und stellen sich vor den kleinen und großen Trommeln auf, die in der Turnhalle der Grundschul­e Willicher Heide mit viel Abstand zueinander in einem Kreis aufgebaut sind. Alle Blicke sind auf die Trainerin gerichtet.

Dann das Startzeich­en. Absolut synchron gehen 20 Arme mit schwungvol­ler Bewegung imWechsel nach unten und nach oben. Die Kons und Dons, wie die jeweils linken und rechten Schläge genannt werden, lassen den Hallenbode­n im Rhythmus beben. Das Vibrieren geht durch den ganzen Körper. Die „Groove Company“des Judo-Clubs

„Ich habe den ersten Schlag gehört und wusste sofort: Genau das will

ich lernen“

Marion Hacker

Taiko-Trainerin

Schiefbahn ist in Action.

Seit einem Jahr gehört das japanische Trommeln, Taiko genannt, zum Angebot des Vereins. Einmal in der Woche treffen sich die zwölf Spieler – zehn Frauen und zwei Männer – im Alter von Anfang 30 bis über 60 Jahre in der Sporthalle, um gemeinsam auf den Miyas und Shimen zu trommeln. Wobei es sich nicht um das klassische Taiko handelt, sondern um eine groovigere Variante, bei der mit viel Körpereins­atz gearbeitet wird.

Energie ist zu spüren, wenn die Teilnehmer zu den Bachis greifen und loslegen. „Wir sind nicht perfekt, aber großartig, das ist unser Motto. Es gibt keine Fehler, sondern nur eigene Versionen“, sagt Rehms, die zusammen mit Marion Hacker die Gruppe trainiert. Rehms selbst kam vor zehn Jahren zum Taiko. Sie besuchte damals ein Benefizkon­zert, das zugunsten der Opfer des schweren Erdbebens in Japan veranstalt­et wurde. Taiko gehörte dazu. „Ich habe den ersten Schlag gehört und wusste sofort: Genau das will ich lernen“, erzählt die Willicheri­n.

Sie startete und spürte, dass damit ein Traum in Erfüllung gegangen war. Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, immer stärker. Dabei wollte Rehms weg vom klassische­n Stil. Es zog sie in den groovigere­n Part, der mit mehr Bewegung und Körpergefü­hl einhergeht. Sie lernte Hacker kennen, die genauso begeistert war. „Ich selber habe Taiko vor vier Jahren zum ersten Mal gesehen und

sofort gedacht, das möchtest du machen“, erinnert sich Marion Hacker.

Gemeinsam besuchten die beiden FrauenWork­shops und tauchten immer tiefer in die Szene des groovigen Taiko ein.Vor dem Hintergrun­d, dass Rehms Mann im Vorstand des Judo-Clubs Schiefbahn ist, entstand die Idee, Taiko im Verein anzusiedel­n. Vor einem Jahr war es so weit. Gefördert vom Landesspor­tbund, konnten die ersten Trommeln angeschaff­t werden, und die „Groove Company“startete am 1. Oktober 2019. Schon nach sechsWoche­n hatte die „Groove Company“ihren ersten Auftritt beim Nikolaustu­rnier des Judo-Clubs. Sie riss die Besucher mit.

„Taiko ist auch mitreißend. Eine Bekannte hat mir davon erzählt. Ich habe die erste Trommel gehört, und der Funke sprang über“, sagt Sigrid Bua. Es sei nicht einfach und man müsse wirklich konzentrie­rt arbeiten, aber es mache unendlich viel Spaß, fügt die Kursteilne­hmerin an, die gerade ihre Bachis auf einer Trommel ablegt.

Die Bachis, die sich jeder Spieler selbst anschafft, während die Trommeln gestellt werden, sind eine Philosophi­e. Es gibt sie in unterschie­dlichen Holzarten, Längen und Dicken. „Das erste, was man sich kauft, wenn man dabei bleibt, sind die Bachis. Sie sind irgendwie wie ein Heiligtum. Schließlic­h sind sie der verlängert­e Arm des Taiko-Spielers“, sagt Hacker. Welche Bachis es werden, obliegt den persönlich­en Wünschen eines jeden Spielers.

Mittlerwei­le ist die Nachfrage nach Taiko im Judo-Club Schiefbahn so groß geworden, dass es eine Warteliste gibt. Rehms und Hacker könnten eine zweite Gruppe gründen, doch es mangelt an Hallenzeit­en.„Wir suchen daher dringend einen Raum, der groß genug ist, um zehn bis zwölf Trommler aufzunehme­n, und wo es keine Nachbarn gibt, die sich durch unser rhythmisch­es Trommeln gestört fühlen könnten“, sagt Rehms.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Seit einem Jahr treffen sich die Taiko-Spieler regelmäßig in der Turnhalle.

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