Rheinische Post Krefeld Kempen
Affenhaus verschwindet nun komplett
In diesen Tagen werden die letzten Betonreste abgebrochen. Zugleich geht der Blick nach vorn: Der Zoo plant einen Affenpark nach modernsten Standards. Eventuell steht das Jane Goodall Institut dem Zoo bei der Konzeption zur Seite.
Es ist das endgültige Ende einer Ära: In diesen Tagen werden die letzten Reste des Affenhauses abgetragen, das in der Silvesternacht vollständig niedergebrannt ist. Brandursache war bekanntlich eine chinesische Himmelslaterne, die im Rahmen des Silvesterfeuerwerks von drei Frauen in der Nähe des Affenhauses gestartet worden und auf dem Dach des Affenhauses gelandet war. Das Affenhaus galt zum Zeitpunkt seines Entstehens im Jahr 1975 als bahnbrechend innovativ; nun schickt sich der Zoo an, mit einem deutlich größeren neuen „Artenschutzzentrum Affenpark“erneut eine Anlage nach neuesten Erkenntnissen der Tierhaltung zu errichten. Das Invest würde mindetens 20 Millionen Euro umfassen.
Möglicherweise wird das Jane Goodall Institut, benannt nach der weltweit bekannten Verhaltensforscherin Jane Goodall, bei dem Projekt dem Zoo beratend zur Seite stehen. Es habe ein Treffen mit Vertretern des Instituts und Krefelds Zoodirektor Wolfgang Dreßen gegeben, berichtet Ulrike Beckmann, Sprecherin des Jane Goodall Instituts, auf Anfrage. „Themen waren die Kritikpunkte des Instituts und die Frage, inwieweit das Jane Goodall Institut für den Neubau der Affenanlage beratend tätig werden kann. Dies wird sich im Laufe der Planungen erweisen.“Erwogen wurde auch, ob Zoo und Jane Goodall Institut später bei Bildungsund Forschungsprojekten des Instituts wie dem Jugendbildungsprogramm „Roots & Shoots“, bei dem Jugendliche über Artenschutz aufgeklärt werden, oder dem Forschungs- und Bildungsprogramm „ChimpanZOO“zusammenarbeiten könnten.
Hintergrund für die Gespräche: Äußerungen von Jane Goodall in einem „Spiegel“-Bericht waren unter anderem in unserer Redaktion so gedeutet worden, als unterstütze Goodall die Neubaupläne für den Affenpark. Das Institut sah diese Äußerungen aber falsch interpretiert. Das Institut sieht große Investitionen in Menschenaffenanlagen mit Skepsis, weil die Artenschützer eher die Notwendigkeit sehen, Energie in den Schutz der natürlichen Lebensräume von Menschenaffen zu stecken. Dennoch gebe es keine grundsätzliche Ablehnung von Zoos. In dem Gespräch mit Dreßen ist über diese Dinge gesprochen worden. „Wir haben Kritikpunkte geäußert und diese diskutiert“, erläutert Beckmann, „das macht uns nicht zu Zoo-Gegnern. Das Jane Goodall Institut arbeitet weltweit mit ausgewählten Zoos im Rahmen seines Jugendbildungsprogramms Roots&
Shoots und des Bildungsprogramms ChimpanZOO zusammen.“
Dem Jane Goodall Institut gehe es vor allem um das Wohlergehen und Überleben der Menschenaffen, betonte Beckmann, „natürlich vor allem in ihren natürlichen Lebensräumen, aber eben auch in den Zoos.“Auch wenn es bisher nicht gelungen sei, Zoo-Schimpansen wieder auszuwildern, gehe es doch auch um jedes einzelne Individuum. „Aus diesem Grunde ist es uns wichtig, mit dem Zoo Krefeld im Austausch zu stehen, denn hier könnten Haltungsbedingungen geschaffen werden, die weit besser und sicherer und wieder wegweisend für andere Einrichtungen sein könnten.“
Beckmann plädierte auch dafür, alles zu tun, um Unglücke wie die Brandkatastrophe in Krefeld in
Zukunft zu verhindern. Das Jane Goodall Institut setze sich für Gesetzesänderungen ein, die zentrale Feuerwerke als Ersatz für private Böllerei ermöglicht, berichtet Beckmann. „Ich kenne das aus Australien: Private Feuerwerke sind dort verboten. Silvester gibt es in vielen Städten ein zentrales Feuerwerk, man pilgert dorthin, freut sich und geht wieder nach Hause.“