Rheinische Post Krefeld Kempen
Schüler tauschen Ferien gegen Laborkittel
Drei Schüler des Berufskollegs Vera Beckers haben in den vergangenen Wochen an der Uni Köln geforscht – und dabei Spannendes über das Zusammenleben von Pflanzen mit bestimmten Bakterien und Pilzen ans Licht gebracht.
Drei angehende Abiturienten des Krefelder Berufskollegs Vera Beckers haben in den Herbstferien an der Universität zu Köln geforscht – und dabei Spannendes über das Zusammenleben von Pflanzen sowie über Bakterien und Pilze ans Licht gebracht. Was man alles braucht, um in einem Universitätslabor Pflanzenteile unter die Lupe zu nehmen? Kleine Gläschen, Pinzetten, Alkohol – und Nagellack. Nagellack? „Ja, damit die präparierten Pflanzenproben konserviert werden und auch einen Tag später noch unter dem Mikroskop erforscht werden können“, erklärt Antonia Küsters, angehende Abiturientin am Berufskolleg Vera Beckers (BKVB) in der Seidenstadt – und muss selbst lachen. Doch die jungeWissenschaftlerin meint es ernst.
Und Antonia Küsters muss es wissen: Die 17-Jährige hat mit zwei Mitschülern in den Herbstferien an der Universität in Köln geforscht. Dabei kam der Nagellack zum Einsatz. Das Ziel? Herausfinden, wie Erbsenpflanzen mit bestimmten Bakterien und Pilzen zusammenleben und wie die Lebewesen voneinander abhängen. Eine Woche tauschten zwei Schülerinnen und ein Schüler einer 13. Klasse des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit die Freiheit der Ferien gegen den Kittel im Labor: „CEPLAS REsEdu SchülerInnenlabor“nennt sich der Laborkurs an der Universität in der Domstadt, an dem das Krefelder Team mit weiteren Nachwuchsforschern anderer Schulen teilgenommen hat. CEPLAS ist ein Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften, in dem mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen gemeinsam forschen. Das BKVB bietet die Teilnahme im Rahmen der MINT-Initiative an, mit der die Schule versucht, noch stärker das Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu wecken.
Antonia Küsters war zum ersten Mal in einem Hochschullabor. Bevor die Jugendlichen weitestgehend selbständig forschen konnten, gaben Wissenschaftler der Universität eine methodische Einführung. „Als wir dann den Kittel angezogen hatten und in der Kleingruppe begannen zu arbeiten, war das einfach nur noch spannend“, sagt Antonia Küsters. Die Schüler haben Pflanzenwurzeln unter dem Mikroskop untersucht, mit modernen Methoden der Biologie das Erbgut der Pflanzen analysiert und Veränderungen im Erbgut aufgespürt. Später wurden die Ergebnisse vor allen
Teilnehmern und den betreuenden Wissenschaftlern der Universität präsentiert und diskutiert.
Antonia Küsters und ihre beiden Mitstreiter besuchen die 13. Klasse des Beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Gesundheit am Berufskolleg Vera Beckers, Biologie ist dort ein verpflichtender Leistungskurs.„Im Labor konnten wir Sachen aus dem Unterricht direkt anwenden“, erklärt Mitschülerin Laura Lozupone. Und ergänzt:„Das war eine spannende Möglichkeit, das Thema zu vertiefen.“
Die 19-Jährige fand den Kursus auch deshalb so interessant, weil solche Praktika in der Biologie selten seien, zumal in Zeiten der Coronakrise. Überrascht hat die Schülerin, dass auch in der Wissenschaft nicht immer alles auf Anhieb klappt und mancheVersuche mehrmals durchgeführt werden müssen. „Ich wollte herausfinden, ob das Studienfach Biologie das Richtige für mich ist“, begründet sie ihre Teilnahme. Jetzt ist sie sich recht sicher: Nach dem Abitur bewirbt sie sich dafür – womöglich sogar in Köln.